Nach Bekanntwerden von Jorge Lorenzos Wechsel zu Ducati ist er die heißeste Aktie auf dem MotoGP-Transfermarkt anno 2016: Maverick Vinales. Der junge Spanier ist aktuell für Suzuki unterwegs und gilt als Juwel und kommender Superstar. Schon letztes Jahr auf Phillip Island gab Vinales eine echte Talentprobe ab, als er trotz enormen Topspeed-Nachteils über die gesamte Renndistanz gegen Dani Pedrosa und Cal Crutchlow um Platz fünf kämpfte. Zuletzt gelang ihm in Le Mans mit Platz drei das erste Suzuki-Podest seit fast acht Jahren. Klar, dass die Blauen ihren Rohdiamanten behalten wollen.

Doch das wird alles andere als einfach. Zwar befindet sich Suzuki 2016 weiter im Aufwind, ob man allerdings schlagkräftige Argumente hat, wenn Yamaha im Poker um Vinales ernst macht, bleibt abzuwarten. "Unser Plan lautet, beide Fahrer zu behalten. Mit Maverick weiterzumachen hat oberste Priorität", lässt Teamchef Davide Brivio jedenfalls im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com wissen. Der Italiener ist aber auch lange genug im Geschäft dabei, um zu erkennen: "Wir wissen, dass es viele Teams im MotoGP-Paddock gibt, die ihn auch haben wollen. Diese Situation wird sich noch zu einem richtigen Pokerspiel entwickeln."

In Argentinien jagte Vinales Rossi bis zum Ausfall, Foto: Yamaha
In Argentinien jagte Vinales Rossi bis zum Ausfall, Foto: Yamaha

Permanente Steigerung bei Suzuki und Vinales

Damit Suzuki in diesem Pokerspiel nicht noch weiter ins Hintertreffen gerät, müssen bald bessere Resultate her. Immerhin: im Vergleich zu 2015 hat man sich schon gesteigert. Mehr PS sowie das neue Seamless-Getriebe in Verbindung mit der neuen Software und den Michelin-Reifen sorgten dafür, dass Suzuki schon bei der ein oder anderen Gelegenheit ganz oben anklopft. "Bei der Motor-Performance generell", antwortet Brivio auf die Frage, wo er den größten Sprung sieht. Doch das sei alleine noch nicht ausschlaggebend: "Wir haben auch das stufenlose Getriebe eingeführt, das unseren Fahrern im Renntrimm sehr hilft. Das Chassis wurde auch verbessert und hat nun mehr Potenzial."

All diese Änderungen haben Suzuki dabei geholfen, den erhofften und angepeilten Podiumsplatz nun endlich einfahren zu können. Bei den Wintertests mischte Vinales mitten in der Weltelite mit, mittlerweile hat auch Aleix Espargaro sein Formtief überwunden und aus den letzten drei Rennen zwei fünfte und einen sechsten Platz geholt. Profitierte man in Austin und Le Mans noch von den Ausfällen der Konkurrenz, so war das Ergebnis beim Europa-Auftakt in Jerez fair and square herausgefahren. Honda-Pilot Dani Pedrosa konnte Espargaro kaum abschütteln und auch Vinales zeigte eine ähnliche Pace wie sein Teamkollege - ein ermutigendes Zeichen.

Im Winter lag Vinales permanent vor Aleix Espargaro, Foto: Suzuki
Im Winter lag Vinales permanent vor Aleix Espargaro, Foto: Suzuki

Aufsteigende Suzuki-Form soll Vinales überzeugen

Vinales kam zwar in Jerez hinter Espargaro ins Ziel, mittlerweile aber schlägt er seinen Teamkollegen regelmäßig und hat sich damit als Nummer eins bei Suzuki etabliert. "Nach einem sehr guten Winter hat er auch in den ersten Rennen sehr gute Leistungen gezeigt. Das Motorrad hat sich verbessert, davon profitiert er natürlich. Aber er ist auch reifer geworden und hat schon nach einem Jahr in der MotoGP einen großen Erfahrungsschatz. Die Kombination aus Vinales, Suzuki und seiner Crew funktioniert immer besser", ist Brivio aufgefallen. Und das gibt ihm auch Hoffnungen im Poker um sein Supertalent.

Denn für Brivio hat Kontinuität oberste Priorität beim MotoGP-Projekt von Suzuki: "Wir sind mit unserem Fahrer-Paket zufrieden. Das Ziel bleibt, in dieser Konstellation weiter zu machen und die Stabilität in unserem Projekt aufrecht zu erhalten." Und vielleicht gelingt ja auf 2017 nochmal ein derartiger Sprung nach vorne mit der GSX-RR. Sollte man das schaffen und gleichzeitig Vinales vom Verbleib überzeugen, dann dürfte der Spanier auch mit der Suzuki ein dauerhafter Podiumsanwärter sein und die Blauen in eine glorreiche Zukunft führen.

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