Es ist ein traurig-vertraut gewordenes Bild, das Andrea Dovizioso aktuell abliefert. Wieder einmal konnte der Ducati-Pilot vorzeitig zum Duschen gehen, denn auch beim Spanien-GP der MotoGP in Jerez sah er unschuldigerweise die Zielflagge nicht. Und wieder einmal war Dovizioso drauf und dran, das Rennen als bester Ducati-Pilot zu beenden. Doch in Andalusien machte eine defekte Wasserpumpe Platz sieben und damit neun mögliche Zähler zunichte. Die beinahe schon unheimliche Pechsträhne von Dovizioso geht also weiter.

Durch den Wasserpumpen-Defekt war es für Dovizioso ein Wunder, dass er seine Ducati überhaupt noch aus eigener Kraft zurück an die Box steuern konnte, wie er verriet: "Es lief Wasser auf den Hinterreifen und ich wäre drei Mal fast abgeflogen, deshalb musste ich aufgeben", so Dovizioso zu seinem Ausfallgrund. Zuletzt schien alles gegen Dovizioso zu laufen, mit dem Nuller von Jerez sind es nun schon 42 Zähler, die ihm ohne eigenes Verschulden durch die Hände glitten. Wir blicken zurück auf die wohl bittersten Wochen in Doviziosos MotoGP-Karriere.

Argentinien-GP: Iannone spielt Bowling und räumt Dovizioso ab

Nach einer miserablen zweiten Saisonhälfte 2015 und den Wintertestfahrten, in denen er sich meist im Mittelfeld aufhielt, fand Dovizioso wieder zu alter Form zurück. In Katar holte er Platz zwei im Rennen, und auch in Argentinien fuhr er ein starkes Rennen. In der Schlussphase holt Dovizioso gemeinsam mit Teamkollege Andrea Iannone und Maverick Vinales den Zweitplatzierten Valentino Rossi ein. Vinales' Sturz und der Zweikampf zwischen Iannone vs. Rossi sorgten dafür, dass Nutznieser Dovizioso plötzlich wieder an zweiter Stelle lag. In der letzten Runde sah Dovizioso eigentlich save aus.

Doch die Streithähne Rossi und Iannone kamen nochmal an Dovizioso heran, und so kam es wie es kommen musste: Iannone verschätzte sich in der letzten Kurve völlig und räumte seinen Teamkollegen ab - 20 Punkte futsch! Dovizioso schob sein Bike noch als 13. über die Zielline. "So etwas ist inakzeptabel. In dieser Kurve hatte Iannone keine Chance zu überholen. Da gibt es nichts zu erklären. Es ist einfach nur schlecht für alle Beteiligten, vor allem für mich und Ducati. Diese 20 Punkte wären nach unseren Schwierigkeiten im Winter Gold wert gewesen", wetterte Dovizioso nach dem Rennen.

Austin-GP: Pedrosa verschätzt sich völlig und torpediert Dovizioso

Diesen Rückschlag hatte Dovizioso aber schnell wieder verarbeitet, schließlich ging es eine Woche später im Lone Star State Texas wieder hoch her. "Mund abputzen, weiter machen", lautete daher die Devise für den Grand Prix in Austin. In der Tat präsentierte sich Dovizioso erneut stark beim Americas-GP, der Zwischenfall aus Argentinien hinterließ keine nachhaltigen Spuren beim Italiener. Die Pace von Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa konnte Dovizioso mühelos mitgehen. Bis zur schicksalsvolle siebten Runde des Rennens. Beim Anbremsen von Turn 1 verbremste sich Dovizioso, zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei, und fuhr einen weiten Bogen.

Pedrosa, der direkt dahinter fuhr, orientierte sich an seinem Vordermann und verpasste den Bremspunkt noch mehr. Der Spanier verlor die Kontrolle über seine Honda und stürzte, während sein Bike in Dovizioso hinein krachte. Dem ersten Schock folgte gleich die Entwarnung: Dovizioso hatte sich nicht ernsthaft verletzt beim Zusammenprall. "Ich glaube, ich hatte viel Glück, weil das Bike, das mich traf, sehr schwer ist. Es hätte also schlimmer sein können. Ich habe mich verletzt, aber nicht schlimm. Was passiert ist, ist wirklich schlecht für mich. Ich dachte, ich könnte mit Lorenzo wirklich ums Podium kämpfen", saß der Schock bei Dovizioso nach dem Rennen tief in den Gliedern.

Jerez-GP: Technik an Doviziosos Ducati streikt

Neues Spiel, neues Glück also bei Dovizioso für das Europa-Comeback der MotoGP in Jerez. Mit Zusatz-Motivation ausgestattet, schließlich ist mittlerweile klar, dass einer der beiden Andreas bei Ducati seinen Platz für Jorge Lorenzo räumen muss, kam Dovizioso nach Andalusien. Und erlebte in Jerez ein Wochenende, das man getrost als Abbild von Doviziosos bisheriger Saison 2016 bezeichnen kann: Am Freitag noch im Mittelfeld, ging es Samstag nach vorne. Dovizioso etablierte sich als bester Ducati-Pilot an diesem Wochenende. Am Sonntag konnte er diese Position behaupten, bis ihn die defekte Wasserpumpe zur Aufgabe zwang.

"Das ist schon sehr schlecht, denn in den letzten drei Rennen haben wir null Punkte geholt und das ist für die Meisterschaft sehr schlecht. Aber sowas passiert, und wir müssen auf die positiven Dinge schauen", redete Dovizioso nach dem Jerez-Rennen nicht lange um den heißen Brei. Er geht weiter unbeirrt seinen Weg: "Nach Le Mans gehe ich mit der gleichen Zuversicht wie hier. Wir waren in der Lage, ein gutes Wochenende zu zeigen. Zwar nicht so gut, wie wir wollten. Aber wenn wir unsere Performance mit den restlichen Ducatis vergleichen, waren wir ziemlich gut. Ich hatte auch meine Probleme, aber ich bin ruhig geblieben und habe hart gearbeitet." Das wird Dovizioso auch in Le Mans tun. In der Hoffnung, dass ihm dort wieder das Glück des Tüchtigen wiederfährt.