Beim Reifen-Poker der MotoGP in Jerez hielt Stefan Bradl die richtigen Karten in seinen Händen. Der Deutsche lieferte im Rennen eine saubere Vorstellung ab und fuhr mit seiner Aprilia sogar aus eigener Kraft in die Punkte! Platz 14 und damit zwei wichtige Zähler für die Gesamtwertung lautete Bradls Ausbeute nach den 27 Rennrunden auf dem Circuito de Jerez. In der WM liegt Bradl jetzt mit 17 Punkten aus vier Rennen auf Position 13 und damit zwei Plätze vor Teamkollege Alvaro Bautista, der nach wenigen Runden auf Platz zwölf liegend gestürzt war.

Jerez: Ein MotoGP-Rennen in 3 Akten für Stefan Bradl

Das MotoGP-Rennen in Jerez war für Bradl, aber auch für das gesamte Feld, keine einfache Sache. Hohe Temperaturen und mangelhafter Grip sorgten dafür, dass die Reifen in den Fokus rückten. Bradl teilte sich deshalb sein Rennen in drei Abschnitte ein: In der Startphase attackierte der Deutsche, während er im mittleren Renndrittel Tempo herausnahm, um am Schluss reserven zu haben. Diese Taktik zahlte sich aus und stellte den Grundstein von Bradls Fahrt in die Punkte dar. Was dem Deutschen dabei zusätzlich half, war sein guter Start, der ihn von Platz 18 bis auf Position 13 am Ende der ersten Runde nach vorne spülte.

Im teaminternen Aprilia-Duell hatte Bradl auch in Jerez wieder die Nase vorn, Foto: Aprilia
Im teaminternen Aprilia-Duell hatte Bradl auch in Jerez wieder die Nase vorn, Foto: Aprilia

"Ich habe Gott sei Dank einen guten Start gehabt, vor allem weil es wichtig war nach den letzten zwei Rennen, wo ich nicht gut gestartet bin. Dieses Mal war es besser. Ich habe aber dann eigentlich ziemlich früh, also nach drei, vier Runden, schon gemerkt, dass ich sehr stark aufpassen muss auf mein Vorderrad", erklärte Bradl die Situation zu Rennbeginn aus seiner Sicht. So gingen in Runde sieben Andrea Iannone und Bradley Smith an Bradl vorbei, auch Yonny Hernandez überholte den Aprilia-Piloten in Runde neun.

Für Bradl war dies jedoch kein Beinbruch, sondern reines Kalkül: "Ich habe dann ein bisschen Tempo rausgenommen, und im Prinzip war es eigentlich ganz okay. Zwar habe ich dann schon ein paar Positionen verloren, aber ich habe gewusst: Wenn ich es halten kann, schaue ich, dass ich mit dem harten Hinterreifen am Schluss nochmal etwas gut mache." In der Tat: Bradl verlor nie ganz den Anschluss zu Hernandez, auf mehr als eine Sekunde wuchs der Abstand nie an. In der Schlussphase holte der Deutsche wieder auf, in der vorletzten Runde schließlich war Hernandez fällig.

"Das ist mir ganz gut gelungen dann, am Schluss habe ich mir nochmal Hernandez geschnappt. Das war sehr wichtig, und es ist gut, dass wir im letzten Renndrittel nicht mehr abgebaut haben, sondern auf die Vorderleute Zeit gut gemacht haben", blickt Bradl zufrieden zurück. "Aber das Rennen war generell sehr aufgeteilt, und aus eigener Kraft in die Punkte zu fahren, das war mein Ziel", freut sich der Aprilia-Pilot über eine weitere Bestätigung des jüngsten Aufwärtstrends.

In Jerez rutschten die MotoGP-Piloten wild herum, Foto: Tobias Linke
In Jerez rutschten die MotoGP-Piloten wild herum, Foto: Tobias Linke

Bradl schimpft über die Strecken-Verhältnisse in Jerez

Dabei sah es in den Trainings noch so aus, als würden Bradl und Aprilia in Jerez wieder einen Rückschlag hinnehmen müssen. "Nach dem Warm Up heute früh war es kein so gutes Gefühl, da haben wir nochmal rum experimentiert und das ging eigentlich nach hinten los", denkt Bradl mit Schrecken zurück. Allgemein schien es, als wären er und seine Crew auf der Suche nach dem richtigen Setup etwas verloren. "Im Grunde muss ich sagen, war es ein schwieriges Wochenende für uns, weil wir sehr viel am Motorrad rumgebastelt haben und speziell mit den Federelementen rumgespielt haben."

Doch das schien keinerlei Früchte zu tragen: "Es ist nicht wirklich vorwärts gegangen, wir waren immer auf der Suche nach Grip und es war einfach schwierig", haderte Bradl. Die schwierigen Streckenverhältnisse kamen dann noch erschwerend hinzu, wie der Deutsche nochmals zu verstehen gab: "Hier war es so, dass der Grip hinten generell sehr sehr schlecht war, muss ich sagen. Und die Bedingungen waren in der Früh immer ganz anders als am Nachmittag, wir hatten dort 20 Grad weniger Asphalttemperaturen. Das hat sich schon ausgewirkt auf die Setup-Möglichkeiten die wir gehabt haben." Dass unter diesen Voraussetzungen dennoch eine Fahrt in die Punkte aus eigener Kraft möglich war, spricht für Bradl und Aprilia.