Die letzte Kurve in Jerez. Kaum ein anderer Asphaltbogen im MotoGP-Kalender hat für so viele Dramen gesorgt wie der scharfe Linksknick auf die Zielgerade der andalusischen Rennstrecke. 2005 gerieten hier einst Valentino Rossi und Sete Gibernau aneinander. 2013 checkte sich Marc Marquez innen an Jorge Lorenzo vorbei und feierte so seinen richtigen Einstand in der Königsklasse. Im Vorjahr kam es hier in den kleinen Serien zu spektakulären Stunt-Einlagen durch zunächst Fabio Quartararo und später Alex Rins.

Im MotoGP-Rennen am Sonntag stehen die großen Drei in der ersten Startreihe: Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Marc Marquez. Die Hoffnung vieler Fans und Journalisten ist daher groß, dass wir alle um 14 Uhr Zeugen einer epischen Rennschlacht werden, die im Idealfall erst in der finalen Kurve entschieden wird.

"Es wird schwierig, dass wir wirklich alle drei gemeinsam in der letzten Kurve ankommen", sagte Pole-Mann Valentino Rossi am Samstag in Jerez. "Es gab dort epische Zweikämpfe in der Vergangenheit, aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich lieber als Erster mit einer Sekunde Vorsprung dort ankommen."

Auch Lorenzo braucht nicht unbedingt ein Duell wie 2013, als er sein Duell um Rang zwei gegen Marquez nach einem Bodycheck des damaligen Rookies verlor. "150 Meter Vorsprung wären nicht schlecht. Oder aber übergroße Winglets, dass kein anderer an mir vorbeikommt", scherzte der amtierende Weltmeister. Marc Marquez meinte daraufhin: "Vielleicht wäre es dann am klügsten, wenn ich als Dritter einfach nur Show zwischen Jorge und Valentino genieße."

Turn 13 in Jerez - ein magischer Ort

Turn 13 - für manche Fahrer eine Glückszahl, für andere das genaue Gegenteil. Etwa für Sete Gibernau, den Rossi 2005 mit einem harten Manöver in den Kies schickte und der danach nie wieder ein Rennen gewinnen sollte. Hier schließt sich übrigens ein Kreis: Denn 2005 stand Rossi zuletzt in Jerez auf Pole Position. Erst elf Jahre später ist es am 24. Mai 2016 wieder so weit.

Doch dem Italiener ist klar, dass er am Sonntag ein hartes Stück Arbeit vor sich hat: "Es könnte ein unglaublicher Kampf mit Lorenzo und Marquez auf diesem Niveau werden. Aktuell sieht es so aus, als hätten wir drei eine deutlich bessere Pace als der Rest des Feldes. Ich hoffe, dass ich über die volle Renndistanz um den Sieg kämpfen kann."

Und was sagt die in Turn 13 ebenfalls nicht jungfräuliche Konkurrenz? "Ich glaube kaum, dass wirklich alle drei von uns gemeinsam in die letzte Runde gehen werden, aber wer weiß", erklärte Lorenzo. Marquez gab sich am zurückhaltendsten: "Wenn ich mit diesen beiden Fahrern auf der letzten Runde immer noch mithalten kann, wäre ich schon vollauf zufrieden." Dann könnte Marquez auch wohl niemand von einer finalen Attacke abhalten - wie 2013 bei seinem Bodycheck gegen Lorenzo.