Normalerweise geht es an dieser Stelle um die Feinheiten des Grand-Prix-Sports: Wer hat wo die entscheidenden Tausendstelsekunden geholt? Welcher taktische Kniff führte zum Sieg? Wie entwickelte sich das Kräfteverhältnis im Rennverlauf?

All das sind stets interessante Fragen, die sich aber nach der großen Marc-Marquez-Show an diesem Wochenende in Austin einfach nicht stellen. Marquez selbst war aufgrund der Beschleunigungsschwäche seiner Honda alles andere als optimistisch in die drei Tage auf dem Circuit of the Americas gegangen, fuhr die Konkurrenz aber schlussendlich in praktisch allen Sessions in Grund und Boden. Marquez führte alle Trainings an und krallte sich die Pole Position. So richtig zur Hochform lief er aber erst am Sonntag im Rennen auf, wie unsere Statistiken beweisen:

Marquez war das gesamte Wochenende über nicht zu stoppen, Foto: Repsol
Marquez war das gesamte Wochenende über nicht zu stoppen, Foto: Repsol

Marquez holte seinen vierten Sieg im vierten Grand Prix in Austin mit einem Vorsprung von 6,107 Sekunden. So dominant war er trotz einiger beeindruckender Fahrten in den vergangenen drei Jahren in Texas noch nie gewesen. Seinen überhaupt allerersten MotoGP-Erfolg holte er hier 2013 mit 1,534 Sekunden vor Teamkollege Dani Pedrosa. Ein Jahr später lag er 4,124 Sekunden in Front, erneut vor Pedrosa. 2015 brachte er 2,354 Sekunden zwischen sich und Andrea Dovizioso. Überhaupt war es der größte Siegesvorsprung in einem völlig trockenen MotoGP-Rennen ohne Boxenstopps seit rund anderthalb Jahren. Damals hatte Valentino Rossi auf Phillip Island einen Grand Prix mit ähnlich vielen Stürzen wie den am Sonntag in Austin mit 10,836 Sekunden gewonnen.

Der Vorsprung von Marquez hätte am Sonntag sogar noch viel größer ausfallen können. Bis zur vorletzten Runde führte er mit mehr als acht Sekunden vor Jorge Lorenzo, im letzten Umlauf ließ er sich feiern und büßte knapp zwei Sekunden ein. Diese 21. und letzte Runde war eine von nur drei im gesamten Grand Prix, in der nicht Marquez der schnellste Mann auf der Strecke war. Im 17. Umlauf war Lorenzo 46 Tausendstelsekunden schneller als er, drei Runden später Iannone um 50 Tausendstel.

Da verwundert es auch nicht, dass die schnellste Rennrunde, die in den ersten beiden Saisonrennen von Katar und Argentinien im Laufe des Grand Prix von jeweils fünf unterschiedlichen Fahrer gehalten wurde, in Austin von der ersten bis zur letzten Runde im Besitz von Marquez war. Er legte im zweiten Umlauf mit einer 2:05.021 vor, schraubte diese Zeit in den nächsten beiden Runden auf 2:04.812 beziehungsweise 2:04.703 und erreichte in Lap 11 schließlich den Tagesbestwert in 2:04.682 Minuten. In den 21 Rennrunden fuhr Marquez gleich sieben Mal unter der Marke von 2:05 Minuten. Den restlichen 19 Fahrern gelang das insgesamt zwei Mal. Einmal Jorge Lorenzo, einmal Dani Pedrosa.

Lorenzo konnte noch am ehesten mit Lorenzo mithalten, Foto: Repsol
Lorenzo konnte noch am ehesten mit Lorenzo mithalten, Foto: Repsol

Viele Zahlen, die aber nur eines beweisen: 25 Punkte für den Sieg in einem MotoGP-Rennen waren selten so angebracht wie für Marc Marquez am Sonntag in Austin.