Es war abzusehen, dass der Sieg in Austin nur über Marc Marquez laufen würde. Über sechs Sekunden betrug der Abstand zwischen Marquez und Verfolger Jorge Lorenzo am Ende des Rennens. Doch so einfach es der zweifache MotoGP-Champ auf der Strecke auch aussehen lassen mag, ohne Probleme lief Marquez' Rennen nicht ab. "Ich wusste, dass meine Reifen am Ende des Rennens komplett am Limits sein würden", erklärte der Rennsieger aus Austin. "Wenn ich gewinnen wollte, musste ich mein Potenzial zu Beginn ausnutzen und eine Lücke auffahren." Das tat Marquez eindrucksvoll. Der Honda-Pilot führte von der ersten Runde an und fuhr mit jeder weiteren einen noch größeren Vorsprung heraus.

In Runde 20, der Vorletzten, war die Lücke auf Lorenzo dann am größten. Ganze 8.080 Sekunden führte Marquez zu diesem Zeitpunkt vor dem amtierenden Weltmeister. In der letzten Runde nahm der WM-Führende dann deutlich Druck aus seinem Rennen. In Runde 21 betrug der Abstand auf Lorenzo nur noch 6.107 Sekunden. "Ich habe die ganze Zeit über gepusht, weil ich nicht wusste, wann genau der Reifen abbauen würde", erklärt Marquez dieses Phänomen. "Fünf Runden vor dem Ende hat die Front dann zugemacht – das Limit des Vorderreifen war erreicht. Für die letzten Runden hat es dann aber noch gereicht." Mit anderen Worten; auf den letzten Runden musste der Honda-Pilot nur noch durchhalten.

Rossis Sturz

Jemand, der nicht bis zum Ende durchhielt, war Valentino Rossi. Der Doktor stürzte schon in Runde drei des Rennens und konnte danach nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Viele Fahrer, inklusive Marquez' Teamkollege Dani Pedrosa, wurden schon während des Rennens über Rossis Ausscheiden informiert. Nicht so Hassobjekt Marquez. "Das hat mir keiner gesagt", stellt der Spanier klar. "Ich wollte nur die Entfernung des Zweitplatzierten wissen. Erst als ich im Parc Ferme angekommen bin, hat man mir gesagt, dass Dovizioso, Pedrosa und Rossi gestürzt sind." Für Marquez bedeutet Rossis Sturz aber nichts, außer 21 Punkte Vorsprung in der WM-Tabelle. Die sind für den Honda-Piloten von größter Bedeutung, denn vor allem Lorenzo schätzt er in auf europäischem Boden besonders stark ein.

Der Meister: Auf amerikanischem Boden ist Marc Marquez einfach nicht zu schlagen, Foto: HRC
Der Meister: Auf amerikanischem Boden ist Marc Marquez einfach nicht zu schlagen, Foto: HRC

Hier in Austin zu gewinnen, ist für Marquez jedoch ein gutes Zeichen in die richtige Richtung. Zwar legte der Spanier auch schon in Argentinien vor, doch das war etwas völlig anderes. "In Argentinien habe ich zwar gewonnen und mich gefreut, aber es war ja ein Flag-to-Flag-Rennen und kein normales", startet Marquez einen Erklärungsversuch. "Hier haben wir ein normales Rennen gewonnen." Für den WM-Führenden bedeutet dieser Fortschritt, dass Honda nun auch konkurrenzfähig sein kann, wenn ihnen die Wetterbedingungen nicht entgegenkommen.

Trotzdem war auch auf Marquez' erklärter Lieblingsstrecke nicht alles eitel Sonnenschein. "Wir müssen uns immer noch in Sachen Beschleunigung verbessern, denn die Ducatis und Yamahas haben mich in der Startphase einfach überholt", stellt Marquez fest. Und auch die Strecke an sich machte dem Honda-Piloten den Sieg nicht einfach. "Ich habe zu Beginn hart gepusht, aber die Rundenzeiten sind einfach nicht gekommen. Ich habe es nur in die hohen 2:04er Zeiten geschafft", beschwert sich der WM-Führende. "Die Lücke ist zwar trotzdem größer geworden, aber das bedeutet, dass die Strecke irgendwie anders ist."

Dennoch gab es auch Verbesserungen im Hause Honda. "Wir haben die Elektronik in der Startphase hier trotzdem verbessern können, genau wie die Motorenbremse", verrät Marquez. "Wir haben in Austin auch die Flügel und eine andere Verkleidung ausprobiert. Das könnte alles wieder schlimmer machen, aber wir hoffen, dass es gut funktioniert." Wie genau sich diese Änderungen auf Marquez' Ergebnisse auswirken, wird das Team beim ersten Europa-Rennen des Jahres im spanischen Jerez herausfinden.