69 Tausendstelsekunden fehlten Jorge Lorenzo bei einer Rundenzeit von über 2:03 Minuten in Austin auf die Pole Position und Marc Marquez. Praktisch nichts, und dennoch muss sich der amtierende Weltmeister so mit Startplatz zwei abfinden. "Es ist schon etwas schade, dass ich die Pole Position so knapp verpasst habe", machte Lorenzo aus der kleinen Enttäuschung kein Geheimnis. "Das war aber auch so eine super Rundenzeit und ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Rang. Vor allem, wenn man sich unsere Weiterentwicklung in den Trainings ansieht." Am Freitag lag Lorenzo ja noch fast neun Zehntelsekunden hinter Marquez zurück.

Im Qualifying war es aber Lorenzo, der zu Beginn den Ton angab. In der ersten schnellen Runde konnte ihm keiner auch nur annähernd das Wasser reichen. "Mir ist gleich im ersten Versuch eine super Runde gelungen", weiß er selbst. "Die anderen Fahrer haben da anscheinend etwas mehr Zeit gebraucht, um auf Tempo zu kommen. Ich hätte nicht erwartet, dass ich mich mit dem zweiten Reifen dann noch einmal steigern und so nah an Marc herankommen kann, der hier normalerweise immer dominiert." Lorenzo verbesserte sich aber noch einmal um 3,5 Zehntel und so standen am Ende eben nur die 0,069 Sekunden Rückstand auf Marquez zu Buche, der die Pole Position eine Runde nach Lorenzos erster Bestzeit gefahren war.

Lorenzo musste sich nur Marquez geschlagen geben, Foto: Yamaha
Lorenzo musste sich nur Marquez geschlagen geben, Foto: Yamaha

Quali-Performance gibt Lorenzo Schub

Nach dem bärenstarken Qualifying strotzt Lorenzo nun nur so vor Selbstbewusstsein. Er will den Mythos der Unbesiegbarkeit Marquez' in Austin brechen: "Niemand ist unschlagbar. Jeder muss hier erstmal ins Ziel kommen. Mit den neuen Reifen kann so viel passieren. Marc kann auch einen technischen Defekt oder einen Sturz haben. Vielleicht fühlt er sich im Rennen auch einfach nicht wohl." Die Chance auf einen Triumph gegen Marquez sieht Lorenzo höher als je zuvor. "Wenn wir hier irgendwann ein gutes Resultat einfahren oder vielleicht sogar um den Sieg kämpfen können, dann in diesem Jahr", tönt Lorenzo.

Tatsächlich scheint Yamaha insgesamt und Lorenzo im Speziellen in dieser Saison auf dem Circuit of the Americas viel näher an Marquez und Honda dran zu sein als noch in den vergangenen drei Jahren, als man sich jedes Mal klar geschlagen geben musste. "Wir haben uns beim Anbremsen in den letzten Jahren extrem gesteigert", sieht Lorenzo den Hauptgrund der Steigerung in den harten Anbremszonen, etwa am Ende der über einen Kilometer langen Gegengerade, die in eine enge Haarnadel mündet. Außerdem spiele der Wechsel von Bridgestone zu Michelin eine Rolle. "Mit den Michelin-Reifen sind wir hier auch beim Herausbeschleunigen besser, weil wir weniger Wheelspin haben."

Die Yamaha M1 funktioniert 2016 in Austin besser als in den letzten Jahren, Foto: Yamaha
Die Yamaha M1 funktioniert 2016 in Austin besser als in den letzten Jahren, Foto: Yamaha

Die Reifen bereiteten den Yamahas in den letzten Jahren im Rennen von Austin oft Probleme, in der Schlussphase war vom Gummi meist nicht mehr viel übrig. "Die Reifen werden auch dieses Mal eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Jahr bin ich aber zuversichtlich, dass wir am Ende noch eine sehr gute Pace haben werden", so Lorenzo. Understatement klingt anders.