War es ein Bluff oder doch ernsthafte Befürchtungen? Marc Marquez stapelte vor dem Rennwochenende auf dem Circuit of the Americas, seiner absoluten Lieblingsstrecke im MotoGP-Kalender, tief. Der Grund lag im Streckenlayout mit seinen vielen engen Kurven und darauffolgenden langen Geraden - eine Kombination, die der in Beschleunigungszonen bisher schwächelnden Honda RC213V gar nicht entgegen kommen sollte. Soweit die Theorie.

Das Schöne an Motorrädern ist aber auch, dass sie sich eben nie wirklich berechnen lassen. Und so war es am Ende des ersten Tages in Austin dann doch wieder Marc Marquez, der von der Spitze der Zeitenliste lachte. Er führte beide Trainings an und liegt in der kombinierten Zeitenliste nach FP2 über sieben Zehntelsekunden vor seinem ersten Verfolger Andrea Iannone. Marquez zeigte also eine beeindruckende Pace, aber wie war das bei der scheinbaren Beschleunigungsschwäche seiner Honda möglich?

Marquez erklärt überraschende Stärke

"Die meisten Kurvenausgänge hier werden im ersten Gang gefahren. Da verlieren wir nicht so viel", mutmaßt Marquez. Am vergangenen Wochenende in Argentinien mussten er und Honda nur eine wirkliche Beschleunigungszone überstehen, in der man aber zwei bis drei Zehntelsekunden auf Ducati, Yamaha oder Suzuki verlor. Dort wurde aber auch aus dem dritten Gang beschleunigt und eben nicht wie in Austin aus Gang eins. So konnte Marquez in Austin aufatmen: "Die Beschleunigung hier war für uns die große Unbekannte, aber es scheint nicht so eine große Rolle zu spielen wie auf anderen Strecken."

Marquez hat beim Herausbeschleunigen aus den engen Kurven kaum Probleme, Foto: Repsol
Marquez hat beim Herausbeschleunigen aus den engen Kurven kaum Probleme, Foto: Repsol

Da die befürchteten Probleme ausblieben, hatten Marquez und seine Crew schon im ersten Training die Möglichkeit, mit dem Motorrad zu spielen. So wurden an die Honda, in diesem Jahr ja auch erstmals mit Winglets ausgestattet, größere Flügel als bisher montiert. "Sie reduzieren die Wheelys ein wenig, aber wir müssen sie noch intensiver testen, um das Verhalten des Motorrads mit ihnen besser zu verstehen", analysierte Marquez im Anschluss. Für das zweite Training ging man daher wieder auf Nummer sicher und wechselte zurück zu den kleineren Flügeln.

Sturz zeigt Marquez die Grenzen auf

Sicherheit ist bei Marc Marquez aber immer ein relativer Begriff. Denn in FP2 lieferte er wieder einmal eine typische Marquez-Session ab. Er knallte die souveräne Bestzeit auf den Asphalt, landete aber auch im Kies. Etwa zur Halbzeit des Trainings war er drauf und dran, eine mit Abstand neue schnellste Runde zu erzielen, kam in diesem Umlauf aber nur bis zur letzten Kurve.

Dort übertrieb es Marquez, das Vorderrad rutschte weg und er samt Motorrad in den Kies. "Ich habe gemerkt, dass ich in dieser Runde sehr schnell unterwegs war und habe daher in der letzten Kurve noch etwas später gebremst als zuvor", schildert er seine Herangehensweise in dieser Runde. Den Sturz sieht er nicht unbedingt negativ: "Ich bin unverletzt und weiß jetzt wenigstens, wo das Limit ist."

Die abschließenden Worte des WM-Leaders, der in seiner MotoGP-Karriere auf US-amerikanischem Boden noch ungeschlagen ist, klingen fast wie eine Drohung an die Konkurrenz: "Ich bin mit diesem Tag natürlich sehr zufrieden. Wir können uns aber noch weiter steigern."