Auch in Austin ist das Reifen-Chaos aus Argentinien weiter ein Thema. Ein Hersteller rückt nun besonders in den Fokus: Ducati. Viele Fahrer sehen in den PS-Monstern des italienischen Herstellers die Schuld am Reifen-Fiasko von Argentinien. Zur Erinnerung: Im vierten freien Training löste sich Scott Reddings Hinterreifen bei über 200 km/h in seine Bestandteile auf, was nicht nur zwei Unterbrechungen nach sich zog, sondern auch eine drastische Veränderung der Rahmenbedingungen.

Rossi: Yamaha hätte in Argentinien die volle Distanz ohne Stopp geschafft

Aus Sicherheitsgründen wurde die Renndistanz, ähnlich wie auf Phillip Island 2013, wenn auch aus ganz anderen Gründen als damals, auf 20 Runden verkürzt mit Pflichtboxenstopp zwischen dem Ende von Runde neun und dem Ende von Runde elf. Einer, der damit alles andere glücklich war, war Valentino Rossi. Er übte nach dem Rennen heftige Kritik an der Entscheidung, das Rennen als Flag-to-Flag-Rennen austragen zu lassen. Rossi fühlte sich um seine reelle Siegchance gebracht. "Für mich war Flag-to-Flag wirklich nicht die beste Lösung. Ich hätte das ganze Rennen ohne Schwierigkeiten fahren können", schimpfte Rossi am vergangenen Sonntag.

Nun legte Rossi auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Austin-GP noch einmal nach: "Wir bei Yamaha hatten nie Probleme. Wir waren bereit für die vollen 25 Runden. Das Gefühl und auch die Daten zu den Reifentemperaturen gaben uns nie Anlass zur Sorge." Der Schuldige ist aus Rossis Sicht aber schnell ausgemacht: Ducati. Die Desmosedici mit ihrer überlegenen Power und dem hohen Drehmoment nimmt die neuen Michelin-Pneus noch viel härter ran als die Yamaha. Dass es mit Scott Redding in Argentinien sowie Loris Baz beim Sepang-Test ausgerechnet zwei Kunden-Ducatis mit heftigen Reifenschäden erwischte, kann daher wohl kaum Zufall sein.

Ducati für Rossi und Pol Espargaro der Hauptschuldige am Flag-to-Flag-Rennen

"Ich hoffe, dass die anderen Hersteller, vor allem Ducati, ihre Probleme beheben können", spricht Rossi die Problematik bei den Roten daher offen an. Die Desmosedici galt aufgrund ihrer aggressiven Charakteristik ohnehin noch nie als Reifenflüsterer. Aber es wäre für die gesamte MotoGP gut, wenn man bei Ducati daran arbeiten würde, wie Rossi weiter anmerkt: "Sonst müssten alle anderen mit sehr harten Reifen fahren, und das ist weder für die Show, noch für die Performance gut."

Valentino Rossi sieht die Entwicklung bei Ducati sehr kritisch, Foto: Yamaha
Valentino Rossi sieht die Entwicklung bei Ducati sehr kritisch, Foto: Yamaha

Unterstützung erfährt Rossi dabei von Pol Espargaro. Der Tech3-Yamaha-Pilot giftete schon am Sonntag nach dem Rennen im katalanischen Radio in Richtung Ducati. Espargaro nahm dabei kein Blatt vor dem Mund und teilte noch heftiger aus als Rossi. Für Espargaro steht fest: In dem Chaos, das in Argentinien herrschte, spielten weniger die Reifen von Michelin, als vielmehr Ducati die Hauptrolle: "Wir sagen, dass Michelin viele Probleme hat, aber wer wirklich welche hat, das ist Ducati", schrillen bei Espargaro die Alarmglocken.

"Sie fahren 17 km/h schneller auf der Geraden als wir, haben mehr Power als wir und verbrennen die Reifen schneller. Wenn sie nicht dazu in der Lage sind, diese Reifen zu benutzen, dann müssen sie entweder Leistung rausnehmen oder mit Spezial-Reifen fahren", ätzte Espargaro weiter. Sonst werden solche Zwischenfälle wie bei Redding im FP4 von Argentinien immer wieder für chaotische Verhältnisse an den Wochenenden sorgen.