Am Ende erbte Valentino Rossi in Argentinien zwar durch das Ducati-Desaster Rang zwei und zwanzig wertvolle WM-Punkte, das hielt ihn aber nicht davon ab, nach dem Rennen kein Blatt vor den Mund zu nehmen, was seine Meinung zur Flag-to-Flag-Regelung in Termas de Rio Hondo betraf. Immerhin hatte er vor seinem Boxenstopp mit Marquez um den Sieg gekämpft, auf dem zweiten Bike aber musste er den Spanier davonziehen lassen. Klar, dass dem Doktor das sauer aufstößt.

Rossi: Hätte locker durchfahren können

Besonders ärgerlich für Rossi: Seiner Meinung nach war der Bike-Wechsel völlig unnötig. Der Italiener ätzt: "Wir hatten das ganze Wochenende überhaupt keine Probleme mit den Reifen. Wir mussten den Stopp nur wegen eines Problems an einem anderen Bike machen." Er betonte sogar noch einmal: "Für mich war Flag-to-Flag wirklich nicht die beste Lösung. Ich hätte das ganze Rennen ohne Schwierigkeiten fahren können. Ich hätte locker 25 Runden abspulen können." Rossi stellte außerdem klar, dass er seiner Meinung nach diese 25 Runden sogar auf dem weicheren Hinterreifen hätte fahren können.

Rossi hatte mit dem Hinterreifen keine Probleme, Foto: Yamaha
Rossi hatte mit dem Hinterreifen keine Probleme, Foto: Yamaha

Später schimpfte der Yamaha-Star weiter: "Ich hätte wirklich ein durchgehendes Rennen bevorzugt. Es gefällt mir überhaupt nicht, dass wir wegen eines Problems, das an einem anderen Motorrad auftrat, gezwungen wurden, das Rennen in zwei Teile zu trennen." Tatsächlich traten die Schwierigkeiten an Scott Reddings Pramac-Ducati auf, der Reifenplatzer im Sepang-Test betraf Loris Baz‘ Avintia-Ducati. Bisher kam es an keiner Yamaha zu Schwierigkeiten mit den Michelin-Pneus.

Vor Boxenstopp Siegkandidat, danach Probleme an Yamaha

Nach Rossis Interpretation hat ihn der Stopp um die Siegchance gebracht: "Ich dachte, ich könnte einen guten Kampf um den Sieg liefern, aber auf dem zweiten Bike fand ich keinen Rhythmus. Das ist echt schade. Es hätte ein wirklich interessantes Rennen werden können." Keine Schuld für seine Probleme wies der Italiener Rookie Tito Rabat zu, der nach dem Stopp eine Runde lang als Puffer zwischen Marquez und Rossi lag. Von ihm fühlte sich Rossi aber nicht aufgehalten.

Rossi schob seinen Zwischenschritt beim Stopp auf das Alter, Foto: Yamaha
Rossi schob seinen Zwischenschritt beim Stopp auf das Alter, Foto: Yamaha

Letztlich gab sich der Doktor aber doch versöhnlich und zeigte trotz aller Kritik etwas Verständnis für die Entscheidung der Rennleitung: "Wir hatten zwar keine Probleme mit der Reifentemperatur, aber die Sicherheit für alle geht nun einmal vor." Dafür, dass er auch beim Boxenstopp selbst durch seinen Zwischenschritt eine Sekunde auf Marquez verlor, hat Rossi übrigens eine einfache Erklärung: "Ich bin zu alt, um auf das andere Motorrad zu springen. Aber an sich war der Stopp nicht so schlecht."

Rossi ist aber nicht der einzige, der die Flag-to-Flag-Regelung kritisch sah. Tech3-Yamaha-Pilot Pol Espargaro kritisierte ebenfalls, dass alle Fahrer wegen der Probleme, die nur Ducati betrafen, wechseln mussten. Er deutete an, dass Ducatis überragende Motorleistung eben reifenmordender sei und genau deshalb die anderen Hersteller gegen Rennende oft einen Vorteil beim Reifenverschleiß hatten - genau diesen Vorteil habe ihm aber der Boxenstopp genommen, er konnte am Rennende nicht mehr gegen Eugene Laverty und Hector Barbera gegenhalten.

Selbst Rossis Rivale Marc Marquez stützte diese Thesen. Er vermutete bereits am Samstag: "Ich glaube, Ducatis Probleme liegen daran, dass sie sehr viel Drehmoment haben." Was die Entscheidung für Flag-to-Flag insgesamt betraf, war er allerdings anderer Meinung als Rossi: "Für mich war das schon ok."