Jedes MotoGP-Rennen beantwortet viele Fragen. Doch an einem Rennwochenende gibt es nichts Schöneres, als eben diese Fragen schon im Vorfeld auszuformulieren. Diese Brennpunkte beschäftigen die MotoGP-Fans beim Rennen in Argentinien:

Wie werden Rossi und Lorenzo miteinander umgehen?

Friede, Freude, Eierkuchen bei Yamaha? Fehlanzeige! Wer dachte, die Differenzen zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo nach dem turbulenten Saisonfinale 2016 hätten sich über Weihnachten und die Wintertests in Wohlgefallen aufgelöst, der irrte gewaltig. Die beiden Ausnahmekönner würdigten sich in Katar im Paddock kaum eines Blickes, zudem bekam Rossi jene frühe Vertragsverlängerung, die nach eigenen Aussagen eigentlich Lorenzo bei Yamaha angestrebt hatte.

Zudem trat der Doktor verbal gegen den Weltmeister nach und unterstellte ihm, nicht den nötigen Mut für Ducati zu haben. Prompt revanchierte sich Lorenzo nach dem Rennen in Katar mit einer "Schnauze halten"-Geste im Parc ferme. Deeskalation sieht anders aus. Man kann sich ausmalen, wie aggressiv sich die beiden Champions auf der Strecke begegnen würden. Dazu müsste Rossi im Vergleich zum Rennen in Doha aber ein paar Zehntel finden.

Ducati hat 2016 zwei heiße Eisen im Feuer: Dovizioso und Iannone, Foto: Milagro
Ducati hat 2016 zwei heiße Eisen im Feuer: Dovizioso und Iannone, Foto: Milagro

Ist Ducati schon siegfähig?

Schon vor zwei Wochen stellten wir in unserer neuen Brennpunkte-Rubrik die Frage: "Beendet Ducati endlich seine Durststrecke?". Aufgrund der aktuellen Performance der roten Rennfraktion wird diese Fragestellung wohl um Dauerbrenner. Es sei denn, Andrea Iannone oder Andrea Dovizioso schaffen endlich einen Sieg. Dieses Unterfangen sollte in Argentinien keineswegs aussichtslos sein. Die längste Gerade ist hier sogar noch länger als auf dem Losail International Circuit und im Vorjahr gab es die Ränge zwei und vier für die Ducatisti. Doviziosos Manöver in der letzten Runde gegen Marquez gibt den Fans zudem die Hoffnung, dass die Desmo 2016 nicht nur vom Topspeed profitiert, sondern sich endlich auch in den Kurven zur Wehr setzen kann oder gar Attacken ermöglicht.

Wer zaubert Verträge aus dem Hut?

Wir sind es ja gewohnt, dass Transferspekulationen oft schon vor Saisonstart losgehen. Dass aber bereits vor dem ersten Erlöschen der Startampel Verträge für das Folgejahr unterzeichnet werden, ist neu. So allerdings geschehen in Katar, wo Valentino Rossi (bei Yamaha) und Bradley Smith (bei KTM) Unterschriften unter ihren jeweiligen Kontrakt setzten. Da per Saisonende beinahe alle Verträge der MotoGP-Fahrer auslaufen, sind alle Beteiligten besonders nervös. Daher stellt sich auch in Argentinien die Frage: Wer kann seine Schäfchen für 2017 schon jetzt ins Trockene bringen? Traut sich Jorge Lorenzo zu Ducati? Was machen die heißen spanischen Aktien Maverick Vinales und Alex Rins? Im Paddock werden an diesem Wochenende nicht nur die Köpfe der Renningenieure rauchen, sondern auch jene der Team- und Fahrer-Manager.

Beim German Dream Team gab es nach dem Katar GP viel zu besprechen, Foto: IntactGP
Beim German Dream Team gab es nach dem Katar GP viel zu besprechen, Foto: IntactGP

Kann sich das German Dream Team rehabilitieren?

Fehlstart. Dieses Wort trifft auf keinen Rennstall so gut zu wie auf Dynavolt Intact GP und deren Leistung in Katar. Obwohl Jonas Folger den Grand Prix anführte und Sandro Cortese bis zum Zielstrich um das Podest kämpfte, steht das deutsche Dream Team am Ende mit nur einem Zähler da. Ein Frühstart von Cortese samt nachträglicher Zeitstrafe und ein selbst verschuldeter Ausfall Folgers (eigene Aussage) setzten einem ersten Höhenflug ein jähes Ende. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, das konnten beide Fahrer in Katar beweisen. Doch im vierten (Cortese) bzw. dritten (Folger) Jahr in der Moto2 muss Potenzial auch in bare Münze in Form von WM-Punkten umgewandelt werden. Damit aus dem German Dream Team kein Alptraum wird.