Nicht Fisch, nicht Fleisch. So lässt sich Valentino Rossis Auftritt beim Saisonauftakt in Katar wohl am besten beschreiben. Das Resultat ist mit Platz vier nicht schlecht. Selbiges gilt auch für Rossis Rennen. Etwa drei Viertel der gesamten Grand-Prix-Distanz von 22 Runden war er in Schlagdistanz zum Führenden, der über weite Strecke Jorge Lorenzo hieß. Rossi war dabei aber praktisch immer auf Rang vier zu finden, also am Ende der nach Andrea Iannones Sturz vier Mann starken Spitzengruppe. Angriffe auf seine Vorderleute Marquez, Dovizioso oder Lorenzo? Fehlanzeige. Nachdem Rossi in Runde drei von Marquez überholt wurde, wagte der Doktor keine einzige Attacke mehr.

"Ich war die ganze Zeit dran, hatte aber nie den Speed, um anzugreifen", musste der so zweikampfstarke Rossi etwas enttäuscht feststellen. "Ich war da, aber nie in einem echten Kampf. Es gab nicht einen Sektor, einen Streckenteil oder eine Kurve, in der ich besser gewesen wäre, als die Jungs vor mir. Ich hatte heute einfach nicht mehr drauf." Verpokert hatte sich Rossi also definitiv nicht. "Es war kein Strategiefehler. Ich war leider einfach nicht schnell genug. Wir sind schon stark und konkurrenzfähig, brauchen aber noch ein bisschen mehr. Das war der Grund", fand er deutliche Worte.

Geringer Rückstand für Rossi positiv

So gemischt wie sein Rennen fiel dann auch Rossis Einordnung des Geschehenen ein: "Leider haben wir das Podium verpasst. Es war dennoch ein gutes Rennen und ein guter Start in die Saison für uns, denn ich werde lieber mit zwei Sekunden Rückstand Vierter als mit zehn Sekunden Rückstand Zweiter oder Dritter." 2,387 Sekunden fehlten Rossi im Ziel exakt auf Sieger Jorge Lorenzo, von Andrea Dovizioso und Rang zwei trennten ihn weniger als vier Zehntel.

Rossi war in Schlagdistanz zur Spitzengruppe, Foto: Yamaha
Rossi war in Schlagdistanz zur Spitzengruppe, Foto: Yamaha

Weicher Reifen hätte Rossi helfen können

Bei all der gesunden Selbstkritik, wollte Rossi eine Entscheidung doch nicht außer Acht lassen, die ihm vielleicht eine bessere Platzierung gekostet haben könnte. Konkret ging es dabei um die Reifenwahl. Im ersten Rennen nach dem Wechsel von Bridgestone zu Michelin waren sich die Piloten bis kurz vor dem Start nicht sicher, welche Mischungen denn nun die richtigen für das Rennen sein werden. Lorenzo und Dovizioso setzten schließlich auf die weichere Mischung am Hinterrad, Rossi und Marquez auf die härtere.

In der Theorie hätte das Rossi und Marquez in der Schlussphase einen Vorteil bringen müssen, doch genau das Gegenteil schien der Fall gewesen zu sein. "Es sah so aus, als hätten Marquez und ich mit dem harten Hinterreifen in der Schlussphase mehr Probleme gehabt als Lorenzo und Dovi. Vielleicht hat also die Reifenwahl einen gewissen Unterschied ausgemacht und ich wäre mit dem weicheren Hinterreifen schneller gewesen", begibt sich Rossi in die Welt des 'Was wäre wenn', nur um sofort wieder in die Realität zurückzukehren. "Am Ende kann das niemand sicher sagen. Ich hätte auch langsamer sein können."