Jorge Lorenzo hat die Saison für einen Weltmeister standesgemäß begonnen. Beim Saisonauftakt in Katar verwies der Spanier vor allem in der zweiten Rennhälfte die Konkurrenz in die Schranken. Mit seiner typischen Konstanz auf allerhöchstem Niveau ließ er Andrea Dovizioso, Marc Marquez und Valentino Rossi am Schluss keine Chance. Dabei hatten zu Beginn die beiden Ducati-Piloten die Nase vorne. Doch eine wirkliche Herausforderung schienen sie für Lorenzo nicht zu sein.

"Als Iannone und Dovizioso das Rennen anführten, war die Pace nicht sonderlich hoch. Andrea [Dovizioso; Anm. d. Red.] hat in den Kurven Zeit verloren und ich konnte da aufholen", erklärt Lorenzo die Anfangsphase des Rennens. Nachdem Iannone stürzte und er an Dovizioso vorbeigegangen war, hatte er eine klare Taktik im Kopf. "Ich hatte mich entschlossen, zur Rundenmitte zu überholen und im letzten Sektor eine Lücke aufzumachen, um zu vermeiden, dass ich auf der Geraden überholt werde", so der Yamaha-Fahrer mit Blick auf die überlegene Topspeed der Ducatis.

Lorenzo feiert eines seiner besten Rennen

Ganz so einfach war es dann aber doch nicht. "Das war der Schlüssel, aber er konnte mir folgen. Ich bin nicht von ihm weggekommen. Aber ich wusste, dass ich noch schneller konnte. Am Ende ist es sich ausgegangen. Es war eines der drei besten Rennen meiner Karriere", genießt der Spanier den Sieg. Für Lorenzo war es nach dem Ausfall 2014 und Rang vier im vergangenen Jahr zudem endlich wieder ein gelungener Saisonauftakt. "Es ist wichtig, das erste Rennen auf dem Podium zu beenden. In den vergangenen beiden Jahren hatte ich einen schrecklichen Start. Nun habe ich viel Selbstvertrauen und bin auch etwas entspannter aufgrund des kleinen Punktepolsters", so der 28-Jährige.

Jorge Lorenzo genoss den Sieg in Katar, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo genoss den Sieg in Katar, Foto: Yamaha

Ein wichtiger Faktor war die Reifenwahl für das Rennen. Bei vielen Fahrern herrschte lange Unklarheit, welche Kombination die beste ist. Lorenzo entschied sich schlussendlich für den weichen Hinterradreifen sowie ein hartes Pneu vorne. Eine Entscheidung, die das Rennen entschied, glaubt er. "Ich hatte einen beeindruckenden Speed in den letzten Runden. Das hat den Unterschied gemacht. Als Marc dann Dovizioso überholte, konnte ich tiefer durchatmen", erklärt er.

Dabei setzte sich der amtierende Champion sogar gegen seinen Reifentechniker durch. "Er wollte, dass ich den harten Reifen nehme. Im Endeffekt hat meine Entscheidung den Sieg gebracht. Vielleicht hilft er mir künftig, die richtige Wahl zutreffen. Aber diesmal nicht. Dennoch arbeiten wir gut zusammen, das ist kein Problem", hält er fest.

Großes Lob an Michelin

Insgesamt hatte Lorenzo für den neuen Reifenlieferanten Michelin nur Lob übrig. "Beim Vorderreifen hat Michelin einen tollen Job gemacht. Beim ersten Test gab es große Probleme und viele Stürze. Es war schwierig, das Limit zu verstehen. Nach dem letzten Test hat sich das Gefühl so stark verbessert. Ich muss für diese Verbesserungen gratulieren", streute er Rosen.

Einen Vergleich zu den Bridgestone-Reifen zog er auf der Pressekonferenz ebenfalls. "Man kann mit den neuen Vorderreifen nicht so spät bremsen, wie mit den Bridgestones. Aber es ist sehr, sehr nah dran", erläutert er. "Die Hinterradreifen sind sehr gut, sie bieten viel Traktion. Der Abbau ist etwas anders als bei den Bridgestones, man muss mehr gleiten. Zudem muss man mit dem Gas präziser umgehen. Die Rundenzeiten sind recht ähnlich, es ist nicht mehr dieser große Unterschied wie beim ersten Test", zieht Lorenzo Bilanz.