Mit den neuen Reifen von Michelin hat sich nicht nur der Fahrstil der MotoGP verändert. Ab dieser Saison werden die Qualifyings wohl völlig anders ablaufen als bisher, die erste Kostprobe dürfte es am Samstag in Katar geben. Vorbei sind die Zeiten, in denen Reifen oder gleich ganze Motorräder oft bis zu drei Mal in den jeweils nur 15-minütigen Qualifyings-Sessions Q1 und Q2 gewechselt wurden.

Der Grund liegt in der völlig anderen Charakteristik der Michelin-Reifen im Vergleich zu ihren Vorgängern von Bridgestone. Die Bridgestones brauchten nur sehr wenig Zeit auf der Strecke, um in das optimale Temperaturfenster von 80 bis 100 Grad zu kommen und den maximalen Grip zu entfalten. Schon in der ersten Runde nach der Outlap konnten die Piloten damit Vollgas geben und erzielten in dieser Runde oder spätestens im nächsten Umlauf im Normalfall ihre schnellste Rundenzeit. Daher machte es, vor allem auf kürzeren Strecken, Sinn, mehrmals neue Reifen aufzuziehen oder überhaupt schnell auf das in der Box bereits mit frischen Slicks ausgestattete zweite Motorrad zu springen.

2015 wurden oft auch Motorräder im Qualifying gewechselt, Foto: Monster
2015 wurden oft auch Motorräder im Qualifying gewechselt, Foto: Monster

Das wird 2016 mit den Michelin-Reifen eher nicht mehr der Fall sein. "Wir brauchen jetzt drei bis vier Runden, ehe wir unsere besten Zeiten fahren können", verrät der Freitagsschnellste Andrea Iannone. "Erst nach sechs bis sieben Runden bauen die Michelins wirklich ab. Da stellt sich schon die Frage, ob es sich lohnt, Reifen zu wechseln oder ob es besser ist, gleich durchzufahren." Eine berechtigte Überlegung, reichten doch Andrea Dovizioso im Vorjahr in Katar beispielsweise sechs Runden in Q2 zur Pole Position.

Rossi will es ruhiger angehen

Valentino Rossi stimmt der Einschätzung Iannones grundsätzlich zu, sieht den Unterschied zwischen Michelin und Bridgestone aber nicht als ganz so groß an wie sein Landsmann auf der Ducati. "Das Qualifying wird sich dadurch sicher ändern. Ich denke, dass wir aber nur etwa eine Runde mehr brauchen werden, um auf Speed zu kommen. Man muss also etwas vorsichtiger beginnen", vermutet Rossi.