Mit einem letzten Platz wollte Stefan Bradl wohl eher nicht in die MotoGP-Saison 2016 starten. Genau das passierte ihm aber im 1. Freien Training zum Katar-GP am Donnerstagabend. Er beendete die Session nur auf Rang 21, gut 2,5 Sekunden fehlten ihm auf die Bestzeit von Jorge Lorenzo. Die Position am Ende des Klassements bereitet Bradl aber keine Sorgen. Er scheint sich mental bereits auf einige schwierige Rennwochenenden zu Saisonbeginn eingestellt zu haben. Die Entwicklung der völlig neuen Aprilia RS-GP dauerte ja länger als erhofft, das Motorrad feierte sein öffentliches Debüt erst bei den letzten Testfahrten des Winters in Katar.

"Meine Stimmung ist nicht schlecht", antwortete er dementsprechend auf die Frage von Motorsport-Magazin.com nach seinem Gemütszustand an Tag eins in Katar. Vor allem die Pace seines Teamkollegen Alvaro Bautista, der mit 1.689 Sekunden Rückstand guter 17. wurde, machte Bradl Mut. "Alvaro war wirklich gut dabei, das hat mich positiv überrascht. Ich hätte natürlich auch gern so eine Rundenzeit, aber das zeigt zumindest, dass das Motorrad Potenzial hat. So kann ich heute beruhigt schlafen."

Elektronikprobleme bremsen Bradl

Auch weil Bradl den deutlichen Abstand von knapp neun Zehntelsekunden zwischen den beiden Teamkollegen einfach erklären konnte. Er hatte Probleme mit der Elektronik an seiner Aprilia. Aufgrund der Tatsache, dass am Donnerstag in Katar nur eine Session gefahren wird, konnten aber keine großen Veränderungen vorgenommen werden. "Das Motorrad war sehr aggressiv zu fahren, aber wir hatten während des Trainings keine Zeit, das anzupassen. Deshalb haben wir dann einfach den Plan durchgezogen und möglichst viele Runden abgespult. Das Elektronikproblem hat mich aber bei der Setup-Findung so stark blockiert, dass ich nicht auf akzeptable Rundenzeiten gekommen bin", erläutert Bradl.

Stefan Bradl drehte trotz Problemen 15 Runden, Foto: Aprilia
Stefan Bradl drehte trotz Problemen 15 Runden, Foto: Aprilia

Wenn der einzige Deutsche in der MotoGP auch nicht auf schnelle Zeiten kam, so war zumindest sein Rundenpensum ansprechend. Er drehte mit der noch immer im Entwicklungsstadium befindlichen Maschine 15 Umläufe, was absolut dem Schnitt im ersten Training entsprach. "Das ist schon einmal ein gutes Zeichen, wenn beide Fahrer in unserem Team ähnlich viele Runden abspulen können wie der Rest des Feldes", freute sich Bradl. "Das war beim Test noch absolut nicht selbstverständlich."

Mangelnder Grip als Bradls Manko

Nun gilt es für Bradl aber die Probleme aus dem ersten Training, die mangels Zeit nicht lösbar waren, zu beseitigen. Konkret geht es um zu geringen Grip am Hinterrad, der nach Meinung Bradls hauptsächlich auf die relativ schmutzige Strecke in Losail zurückzuführen ist: "Das Motorrad war für die derzeitigen Verhältnisse zu aggressiv abgestimmt. Bei den Testfahrten hat es noch gepasst, aber da war der Grip auf der Strecke etwas besser. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir mehr Grip finden. Alvaro ist das ja schon gelungen und er war damit viel schneller." Drei Freie Trainings - zwei am Freitag und eines am Samstag - haben Bradl und seine Crew dafür noch Zeit, ehe es im Qualifying erstmals richtig zur Sache geht.