Valentino Rossi hat wieder Blut geleckt. Bei der Präsentation der neuen Yamaha M1 im Januar stellte er noch ein mögliches Karriereende in diesem Jahr in den Raum. "Ich muss sehen, ob ich noch konkurrenzfähig bin. Dann werde ich mich entscheiden, ob ich noch einmal um zwei Jahre verlängere", meinte er damals ungewohnt zurückhaltend. Jetzt, anderthalb Monate und neun Testtage später hört man aus Rossis Worten schon wieder deutlich stärker das Selbstbewusstsein eines neunfachen Weltmeisters heraus.

"Wie ich bereits gesagt habe, werde ich mich nach fünf oder sechs Rennen entscheiden. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich noch ein paar Jahre weiterfahren werde", scheinen Rossis Zweifel über seine Konkurrenzfähigkeit mit dem neuen Reifenlieferanten Michelin und der Einheitselektronik gewichen zu sein.

Vertragsverlängerung wohl bis 2018

In der Regel werden heutzutage alle MotoGP-Fahrerverträge für zwei Jahre abgeschlossen. Da mit Saisonende 2016 alle Verträge auslaufen, würde Yamaha wohl einer Verlängerung auch nur für zwei Jahre zustimmen, um sich dann nicht in Gefahr zu bringen, bei einem Abtritt Rossis über keinerlei mögliche Ersatzmänner zu verfügen. Am Ende eines weiteren Zweijahresvertrages wäre der heute 37 Jahre alte Rossi demnach 39 - ein beachtliches Alter für einen MotoGP-Piloten. "Dann wird Yamaha vielleicht irgendwann einmal etwas sagen, weil ich schon graue Haare bekomme", scherzte er im Gespräch mit der Gazzetta dello Sport.

Trotz seiner unvergleichlichen Erfolge im Motorradsport scheint Rossi also nach wie vor nicht genug vom Rennfahren zu haben. "Ich bin natürlich sehr stolz auf das, was ich erreicht habe, aber ich neige eigentlich dazu, immer an die Zukunft zu denken", erklärt Rossi seinen Antrieb. "Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war mein erster Gedanke etwa, dass in einer Woche die neue Saison endlich richtig losgeht."

In diese, seine 21. in der Motorrad-Weltmeisterschaft, geht Rossi mit einem Status, wie ihn nur ganz wenige Sportler auf diesem Planeten je erreicht haben. Was Maradona für den Fußball, Ali für den Boxsport oder Jordan für Basketball war, ist Rossi für die MotoGP. "In meinem Sport eine derartige Position erreicht zu haben, dass man mich mit diesen Legenden anderer Sportarten vergleicht, freut mich natürlich sehr", verrät Rossi. "Das ist eine riesengroße Ehre für mich. Ich habe diese Sportler verehrt, als ich noch ein Kind war."

Seinen Sieg 2015 in Argentinien feierte Rossi im Trikot von Diego Maradona, Foto: motogp.com
Seinen Sieg 2015 in Argentinien feierte Rossi im Trikot von Diego Maradona, Foto: motogp.com

Rossi träumt von Le Mans und Dakar

Diesen Legendenstatus im Motorradsport hat Rossi sicherlich auch der Entscheidung zu verdanken, den zumindest mehrmals angedachten Wechsel in die Formel 1 nie vollzogen zu haben. Rossi hatte ja mehrmals für Ferrari getestet und war dabei auch absolut konkurrenzfähig, blieb schließlich aber doch der MotoGP treu. Den Automobilrennsport hat er dennoch nicht vollständig aufgegeben: "Wenn ich beispielsweise 39 bin kann ich immer noch Autos fahren. Dann habe ich die Möglichkeit, an all diesen faszinierenden Rennen wie den 24 Stunden von Le Mans oder der Dakar teilzunehmen. Auch wenn man dafür leider ziemlich früh aufstehen muss."