Die Zeiten der ausgereiften Bridgestone-Reifen und der ausgefeilten hauseigenen Einheitselektronik, sie sind seit dem MotoGP-Saisonfinale 2015 in Valencia passé. Michelin und Magneti Marelli haben Einzug erhalten und stellen Teams und Fahrer vor neue Herausforderungen. Bei den Testfahrten auf Phillip Island kristallisiert sich nun heraus, dass nicht nur die neuen MotoGP-Prototypen auf die veränderten Gegebenheiten angepasst werden müssen. Yamahas Werkspiloten Jorge Lorenzo und Valentino Rossi befürchten auch, dass sie selbst durch die Neuerungen an ihre physischen Grenzen getrieben werden.

Denn durch die weniger hochgestochene Software und die geringere Qualität der Vorderreifen müssen die MotoGP-Piloten von nun an vor allem in der Schlussphase der Rennen wieder wesentlich härter schuften, wie Rossi nach dem zweiten Testtag auf Phillip Island andeutet: "Die Pace im Rennen zu halten wird schwerer, einfach weil die Elektronik weniger hilft. Man muss mehr mit seinem Körper und dem Gasgriff arbeiten, es wird also etwas herausfordernder." Im Gegensatz zu Teamkollege Jorge Lorenzo sieht Rossi dies jedoch noch relativ gelassen.

Yamaha: Alles steht und fällt mit den Reifen

Weltmeister Lorenzo schlägt nämlich noch wesentlich stärker Alarm. Lorenzo hatte vor allem mit zu geringer Stabilität an der Front zu kämpfen und hatte bei Vollgas nicht so viel Vertrauen zu seiner Yamaha M1 wie sonst - nichts Neues, wenn man sich die Charakteristik der neuen Michelin-Reifen vor Augen führt. Das Fahren sei demnach körperlich anstrengender und zusammen mit der neuen Elektronik würden sich die Reifen viel stärker abnutzen. In diesem Jahr würde es drei Mal so anstrengend werden, ein MotoGP-Bike zu fahren, schätzt Lorenzo.

"Die Reifen lassen schneller nach als letztes Jahr. Die Performance des Hinterreifens ist besser, aber genau dadurch nimmt die Performance schneller ab", beschreibt Lorenzo. Weniger Grip hinten sowie geringere Stabilität vorne sorgen dann, wie von Rossi eingangs geschildert, dafür, dass ein MotoGP-Fahrer diesen Verlust mit seinem Körper ausgleichen muss. Der Mehraufwand kommt also vor allem durch die Michelin-Reifen zustande. Teams und Fahrer müssen daher beim Setup vor allem darauf achten, die Reifen-Performance möglichst lange möglichst konstant zu halten, um ihren Fahrern die Arbeit auf dem Motorrad zu erleichtern.