15 WM-Titel sprechen eine deutliche Sprache. Über ein Dutzend Weltmeisterschaften konnte das Werk Yamaha in 66 Jahren Geschichte für sich entscheiden. Eine solche Summe kommt nur zustande, wenn fähige Fahrer auf besonders ausgefeiltem Material unterwegs sind. Motorsport-Magazin.com hat in die Geschichte des japanischen Herstellers geblickt und die legendärsten Fahrer und ihre Bikes herausgesucht.

Früher: Yamaha YZR500

Die Yamaha YZR500 war das erste japanische Bike, dass eine Weltmeisterschaft für sich entscheiden konnte. Nachdem MV Agusta jahrelang die WM dominiert hatte, gelang Yamaha 1975 mit Rekord-Weltmeister Giacomo Agostini der Durchbruch. Die Yamaha YZR500 fuhr von 1973 bis 2002 insgesamt zehn WM-Titel ein, mit Legenden wie Agostini, Kenny Roberts, Eddie Lawson und Wayne Rainey als Piloten.

Eddie Lawson feierte 1986 auf der Yamaha YZR500 Erfolge, Foto: Milagro
Eddie Lawson feierte 1986 auf der Yamaha YZR500 Erfolge, Foto: Milagro

Der wohl entscheidendste Unterschied zwischen der YZR500 und ihrer Nachfolgerin, der YZR-M1, ist, dass die 500er-Yamaha mit einem Zweitakt-Motor fuhr. Die Motorräder dieser Ära gelten heute noch als 'Unrideables', da sie ihrem Piloten aufgrund ihrer Aggressivität kaum einen Fehler verziehen. Hilfsmittel wie Traktionskontrolle oder andere Technik gab es an der YZR500 nicht. Dafür war der Zweitakt-Motor des Bikes mechanisch wesentlich simpler als der Viertakter der M1, von dem er 2002 abgelöst wurde. Viele Fahrer, die Ehre hatten, mit beiden Motoren konkurrieren zu dürfen, sehnen sich nach diesen Motorrädern zurück.

Mit der YZR500 sicherte man sich im Hause Yamaha insgesamt neun Konstrukteurstitel in der 500er-Klasse, den ersten im Jahr 1974 mit Pilot Giacomo Agostini. Nach zwei erfolgreichen Jahren dominierte Suzuki für sieben Jahre den Markt, bis Yamaha und die YZR500 1986 zurückschlugen. Den letzten Konstrukteurstitel in der 500er-Klasse holte Yamaha 2000, bevor man den letzten Titel dieser Klasse ein Jahr später an Honda verlor.

Der Fahrer: 'Steady Eddie' Lawson

Mit vier Weltmeistertiteln in sieben Jahren ist Lawson zu Recht eine MotoGP-Legende. Der Amerikaner stieg 1983 mit Yamaha in die 500er-Klasse der Motorradweltmeisterschaft ein, nachdem er die 250er-Kategorie der AMA Championship zweimal in Folge gewann. Im ersten Jahr schaffte es Lawson nur auf den vierten WM-Rang, doch im Folgejahr setzte er sich mit vier Siegen in der Saison an die Spitze.

1990 konnte Lawson nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen, Foto: Milagro
1990 konnte Lawson nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen, Foto: Milagro

Für vier weitere Jahre blieb 'Steady Eddie' Yamaha treu und feierte mit der YZR500 viele Erfolge. In den Jahren 1984, 1986 und 1988 wurde der Amerikaner mit dem japanischen Werk Weltmeister. Danach wechselte Lawson zur Saison '89 zu Honda und wurde auch mit der NSR500 Weltmeister. Ein Jahr darauf war der heute 57-Jährige zurück bei Yamaha, konnte aber an die Leistungen aus der Prä-Honda-Zeit nicht anknüpfen. 1992 verließ Lawson die WM nach zwei erfolglosen Jahren bei Cagiva. Der größte Teil seines heutigen Legendenstatus hat der Amerikaner sicher seinem Talent, aber auch der YZR500 zu verdanken.

Heute: Yamaha YZR-M1

Nachdem die 'Unrideables' zur Saison 2003 abgeschafft wurden, musste man auch im Hause Yamaha ein neues Motorrad entwickeln, das zunächst einen Hubraum von 990cm³ haben durfte. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand das erste Modell der Yamaha YZR-M1. Um späteren Reglementänderungen gerecht zu werden, wurde der Hubraum von 2007 bis 2011 auf 800cm³ herabgesenkt, um ab 2012 auf 1000cm³ angehoben zu werden. Trotz all dieser Änderungen blieb der Name M1 weiterhin erhalten.

2013 gaben die M1 und Valentino Rossi ein Comeback, Foto: Yamaha
2013 gaben die M1 und Valentino Rossi ein Comeback, Foto: Yamaha

Im Gegensatz zum schärfsten Konkurrenten Honda zeichnet sich die M1 durch leichtere Fahrbarkeit in Kurvensektionen aus, hat aber im Vergleich zur RC213V weniger Topspeed. Das hielt Valentino Rossi und Jorge Lorenzo jedoch nicht davon ab, in den letzten 13 Dienstjahren der M1 insgesamt sieben Titel in der Fahrerwertung für sich zu entscheiden, in der Konstrukteurswertung fünf. Konkurrent Honda konnte mit der RC211V und RC213V zusammen nur fünf Siege in der Fahrerwertung vorweisen, Konstrukteurstitel dafür allerdings acht.

Auch technisch unterscheidet sich die Yamaha von ihren Konkurrenten. Wo man bei Honda konservativ auf altbewährtes setzt, ist man bei Yamaha offen für Wagnisse. Nachdem Ducati in der vergangenen Saison mit Winglets an der Verkleidung in Sachen Aerodynamik neue Wege ging, zog man bei Yamaha nach und experimentierte selbst in dieser Richtung. Auch zu Beginn der Rossi-Ära zeigte sich das japanische Team offen, was Kritik und Änderungsvorschläge anging. Der Doktor hatte dies bei seinem früheren Arbeitgeber Honda oft bemängelt.

2004 wurde Rossi zum ersten Mal auf der M1 Weltmeister, Foto: Milagro
2004 wurde Rossi zum ersten Mal auf der M1 Weltmeister, Foto: Milagro

Der Fahrer: Valentino Rossi

Kaum jemand wird so stark mit der Yamaha M1 verbunden wie Valentino Rossi. Nachdem der Italiener zur Saison 2004 von Konkurrent Honda zu Yamaha wechselte, sind diese beiden Parteien unweigerlich miteinander verbunden. Als Rossi zum Team kam, war das Motorrad eine Katastrophe, wie der Doktor selbst in seiner Autobiographie feststellte: "Mein erster Eindruck war nicht gut. Mir ist aufgefallen, dass es ohne jede Logik zusammengesetzt worden war, zu viele Kabel verliefen kreuz und quer, viele andere Teile schienen am falschen Platz zu sein." Doch Rossi schaffte das Unmögliche und holte mit der generalüberholten Yamaha im ersten Anlauf den WM-Titel. In den nächsten sechs Jahren folgten drei weitere Titel, ein zweiter und zwei dritte Ränge in der WM, bevor Rossi den nächsten unmöglichen Sprung seiner Karriere wagte; den Wechsel zu Ducati.

Dieser Wechsel zahlte sich jedoch für keinen der Beteiligten aus. Rossi und die Desmosedici wurden in den Folgejahren einfach nicht warm miteinander. An die Erfolge von Casey Stoner, der 2007 mit der Ducati Weltmeister wurde, konnte der 36-Jährige nicht anknüpfen. Zwei Jahre schleppte sich Rossi durch die MotoGP, bevor er zu seinem alten Team zurückkehrte. Bereits im ersten Rennen mit der M1 in Katar schaffte es der Doktor wieder aufs Podium und belegte hinter Wieder-Teamkollege Jorge Lorenzo den zweiten Platz. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde deutlich, wie stark die Bindung zwischen Fahrer und Maschine war. Im ersten Jahr zurück auf der Yamaha wurde Rossi Vierter, in den Folgejahren zweimal Zweiter.