Im vergangenen Jahr verrannte sich Honda bei der Entwicklung seiner RC213V vollkommen. Schnell war das Motorrad zwar, dafür auf vielen Strecken nahezu unfahrbar. Die Rechnung bekam man in Form von sechs Rennstürzen von Marc Marquez und der hoffnungslosen Unterlegenheit gegenüber Yamaha präsentiert. Ein Fehler, der Honda so nur einmal passieren würde, war man sich in der Fachwelt einig. Doch trotz der größten Ressourcen aller Hersteller scheint Honda mit dem neu entwickelten Prototypen für 2016 unter den genau gleichen Problemen zu leiden.

Die Maschine ist erneut schnell, wie Marc Marquez mit seinen Bestzeiten bei den bisherigen Testfahrten eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sie ist aber auch unheimlich schwierig zu fahren. Das stellten Marquez und Teamkollege Pedrosa bereits im November fest. Die Aggressivität des Motors, Hauptproblem 2015, habe sich lediglich vom oberen in den niederen Drehzahlbereich verlagert, waren sich die Stallgefährten einig. Aus der Honda-Führungsetage gab es zur damaligen Zeit keine Kommentare zu diesen Problemen.

Nach den offiziellen Tests in Valencia fuhr Honda auch noch in Jerez, Foto: HRC
Nach den offiziellen Tests in Valencia fuhr Honda auch noch in Jerez, Foto: HRC

Nakamoto findet klare Worte

Nun meldet sich aber HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto zu Wort und spricht die Probleme ganz deutlich an. "Wir haben unseren Fokus darauf gelegt, ein weniger aggressives Motorrad zu bauen", erklärt er gegenüber der 'Marca'. Die Strategie sei bisher aber noch nicht erfolgreich gewesen. "Wir versuchen unterschiedlichste Dinge, aber aus irgendeinem Grund gelingt uns keine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Unsere Ingenieure analysieren jetzt, woran das liegen könnte. Hoffentlich finden wir vor dem Saisonauftakt eine Lösung, denn wir müssen uns definitiv steigern." Bis zum ersten Training in Katar sind es noch etwas mehr als zwei Monate, in gut drei Wochen geht es mit den Wintertestfahrten in Sepang weiter.

Nakamoto übernimmt nun im Namen von Honda auch erstmals ganz öffentlich die Verantwortung für die verpatzte Saison von Marc Marquez im Jahr 2015. "Marc ist, was den reinen Speed betrifft, immer noch die Nummer eins. Dennoch konnte er im vergangenen Jahr nicht um die Weltmeisterschaft kämpfen, weil er in sechs Rennen gestürzt ist. Ohne diese Ausfälle hätte er wohl den Titel geholt", glaubt Nakamoto.

In den ersten sieben Rennen 2015 stürzte Marquez drei Mal, Foto: Tobias Linke
In den ersten sieben Rennen 2015 stürzte Marquez drei Mal, Foto: Tobias Linke

Eine kleine Kritik an seinem Superstar äußert er aber dennoch: "Marc hat immer versucht, alle Rennen zu gewinnen. Jetzt weiß er, dass für den Gewinn einer Weltmeisterschaft aber noch viel mehr als das nötig ist. Marc ist immer noch sehr jung und muss noch mehr Erfahrung sammeln. Ich denke, dass ihm das letzte Jahr da sehr geholfen hat." Im Gespräch mit 'As' legt Nakamoto noch einmal nach: "Marc ist jetzt schon ein unglaublicher Pilot, aber er verbessert sich immer noch in jedem Grand Prix. Wir haben noch nicht den besten Marc Marquez gesehen."