Es sind Szenen, an die man sich als MotoGP-Beobachter mittlerweile gewöhnt hat. Bei den Podiumszeremonien wird Valentino Rossi gefeiert wie ein König, Jorge Lorenzo wird mit Pfiffen und Schmähgesängen belegt. Zu den beliebtesten Piloten der Weltmeisterschaft zählte Lorenzo noch nie, in den letzten Jahren ging es mit seinen Popularitätswerten aber etwas bergauf. Bis zur abgelaufenen Saison und dem schlussendlich gewonnen Titelduell gegen Rossi. Auch wenn sich Lorenzo auf der Strecke absolut nichts zu Schulden kommen ließ, wurde er vor allem im Internet auf Facebook und Co. übel angefeindet.

Es scheinen also gar keine Verfehlungen Lorenzos nötig zu sein, um Fans gegen ihn aufzubringen. Seine sportlichen Erfolge kombiniert mit seinem Auftreten, das sich grundlegend von dem Rossis unterscheidet, scheinen dafür auszureichen. "Jeder ist nun mal so, wie er ist", nimmt Lorenzo im Gespräch mit der 'Marca' die Situation gelassen. "Manche Menschen lachen mehr, andere weniger. Manche Menschen sind offener, andere eher introvertiert. Jeder Charakter spricht gewisse Leute an, weil sie ihn besser verstehen oder akzeptieren können. Valentino hat seine Fans, Marc hat seine Fans und ich habe meine."

Was Lorenzo hingegen stört, ist die Tatsache, dass seine positiven Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich über die letzten Jahre von vielen Menschen nicht honoriert werden. "Auch wenn ich mit meinem eigenen Ich von früher nur noch sehr wenig gemeinsam habe, ist es schwierig, die Wahrnehmung mancher Leute zu ändern. Ich bin nicht mehr so wie vor sieben oder acht Jahren. Jetzt kann ich mehr von mir preisgeben, mich besser ausdrücken und habe mich als Persönlichkeit mit der Zeit weiterentwickelt", ist Lorenzo überzeugt.

Seine Siegespose hat Lorenzo nicht aufgegeben, Foto: Milagro
Seine Siegespose hat Lorenzo nicht aufgegeben, Foto: Milagro

Lorenzo befolgt Rat Kurt Cobains

Eine Veränderung seines Charakters, nur um bei den MotoGP-Fans besser anzukommen, kommt für den stolzen Lorenzo dennoch nicht in Frage: "Ich kann mich einfach nur so geben, wie ich bin. Man muss sein Leben so führen, wie man es will und wie man sich darin wohlfühlt, nicht so wie es andere Leute gerne hätten. Wir haben ja schließlich alle nur ein Leben. Wie schon Kurt Cobain gesagt hat: 'Es ist besser, dafür gehasst zu werden, was man ist, als dafür geliebt zu werden, was man nicht ist.' Diesen Rat befolge ich, mir geht es dabei gut und deshalb werde ich auch nichts daran ändern."