5. Testfahrer

Wenn es für einen Platz als Einsatzfahrer nicht mehr reicht, die Freude am Motorradfahren aber nach wie vor ungebrochen ist, bietet sich der Job des Testpiloten an. Zahlreiche Fahrer schlagen seit Jahrzehnten diesen Weg ein, große Stars sind in der Entwicklungsabteilung der Hersteller aber in der Regel Mangelware. Nicht so bei Aprilia. Hier landete man einen aufsehenerregenden Coup, denn seit dem Winter 2014/2015 testet Max Biaggi auf Rennstrecken quer durch Europa alles, was bei Aprilia Bedeutung für den Rennsport hat. Er half sowohl bei der Verbesserung des RSV4-Superbikes als auch der RS-GP-Maschine für die MotoGP. Die Verbindung zwischen der Marke aus Noale und Biaggi besteht bereits seit weit mehr als zwei Jahrzehnten. 1991 ermöglichte Aprilia dem Römer den Einstieg in die mittlere Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. Nur drei Jahre später war Biaggi erstmals Weltmeister auf der 250er Maschine. Auch in den folgenden beiden Saisons krönte er sich zum Champion auf Aprilia. Nach Jahren bei Honda und Yamaha in der MotoGP sowie Suzuki und Ducati in der Superbike-WM, kehrte er 2009 zum WSBK-Team von Aprilia zurück und wurde dort noch zwei Mal Weltmeister.

Biaggi hat den Helm nicht ganz an den Nagel gehängt und ist als Testfahrer für Aprilia unterwegs, Foto: Aprilia
Biaggi hat den Helm nicht ganz an den Nagel gehängt und ist als Testfahrer für Aprilia unterwegs, Foto: Aprilia

4. Teambesitzer

Für die Art von Fahrer, die einfach nicht genug von Racing bekommen kann, ist eine Karriere im Entwicklungs- beziehungsweise Testbereich eines Herstellers wenig zufriedenstellend. Sie ziehen sich deshalb oft nur hinter die Boxenmauer zurück und gehen in den Grand Prix mit einem eigenen Rennstall an den Start, wie es beispielsweise die spanischen Motorradgrößen Sito Pons und Jorge "Aspar" Martinez vorgemacht haben. Mittlerweile betreibt mit Lucio Cecchinello ein weiterer ehemaliger Fahrer der Motorrad-Weltmeisterschaft ein eigenes Team in der MotoGP. Der Italiener schlug im Gegensatz zu vielen anderen Piloten, die an den Kommandostand wechseln, schon früh eine Karriere als Teamchef ein. Schon in seiner dritten Saison in der 125ccm-Klasse ging er für seinen eigenen Rennstall an den Start, ab 1998 setzte er in seinem LCR-Team auch noch zweite Fahrer ein. 2005 wagten Cecchinello und seine Truppe den Aufstieg zu den 250ern, ein weiteres Jahr später debütierte das Team in der MotoGP, wo man seither mit Casey Stoner, Randy de Puniet, Stefan Bradl und Cal Crutchlow immerhin vier Podiumsplatzierungen einfahren konnte.

Im Team von Lucio Cecchinello konnte Stefan Bradl seines erstes Podium in der MotoGP einfahren, Foto: Milagro
Im Team von Lucio Cecchinello konnte Stefan Bradl seines erstes Podium in der MotoGP einfahren, Foto: Milagro

3. Sicherheitsbeauftragter

Während viele Ex-Rennfahrer als Testpiloten oder Teamchefs weiterhin auf Rennstrecken um Tausendstelsekunden kämpfen, ist ein ganz Großer seiner Zunft seit Jahren darum bemüht, das Geschehen auf ebendiesen Strecken so ungefährlich wie möglich zu machen. Loris Capirossi, dreifacher Titelträger in den Klassen bis 125 und 250ccm, arbeitet seit dem Ende seiner aktiven Karriere als Sicherheitsbeauftragter der MotoGP. In den Aufgabenbereich des Italieners fallen somit die unterschiedlichsten Themen. Capirossi arbeitet eng mit Reifenlieferant Bridgestone zusammen, um Stürze durch Probleme mit den Pneus zu vermeiden. Zusammen mit der FIM, dem Promoter Dorna und den Herstellern versucht er, die Motorräder durch gewisse Eingriffe im Reglement so sicher wie möglich zu gestalten. Stürze sind dennoch nicht zu vermeiden, weshalb der mittlerweile 42-Jährige besonderes Augenmerk darauf legt, dass den MotoGP-Piloten trotz immer größer werdender Geschwindigkeiten an den Strecken ausreichend Auslaufzonen zur Verfügung stehen.

Loris Capirossi kümmert sich heute um die Sicherheit der Fahrer, Foto: Repsol Honda
Loris Capirossi kümmert sich heute um die Sicherheit der Fahrer, Foto: Repsol Honda

2. TV-Experte

Die MotoGP braucht Fernsehübertragungen und Fernsehübertragungen brauchen Experten. So verfügt praktisch jede TV-Station über einen ehemaligen Piloten, der den Kommentatoren mit Rat und Tat zur Seite steht. Eine herausragende Persönlichkeit unter all diesen Fachleuten ist Alex Hofmann. Seit 2009 begleitet er zunächst bei Sport1 und seit dieser Saison bei Eurosport die Rennwochenenden der MotoGP und überzeugt dabei nicht nur durch seine Expertisen, sondern auch durch sein unglaubliches Sprachentalent, das er bei Interviews mit Fahrern und Teammitgliedern stets unter Beweis stellt. Hofmann wechselt scheinbar mühelos zwischen Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch und seiner Muttersprache Deutsch hin und her. In Verbindung mit seiner als Testpilot beim MotoGP-Projekt von KTM nach wie vor großen Nähe zur Königsklasse ist der gebürtige Allgäuer ein echtes Highlight der Übertragungen und erfreut sich bei den Zusehern sensationeller Beliebtheitswerte.

Alex Hofmann ist seit 2009 TV-Experte, Foto: Tobias Linke
Alex Hofmann ist seit 2009 TV-Experte, Foto: Tobias Linke

1. Drill Sergeant

Colin Edwards war schon zu seiner Zeit als Einsatzpilot in der MotoGP nicht wie seine Mitstreiter. Kein Schimpfwort war ihm zu deftig, keine Ansicht zu kontrovers. Doch genau das machte Edwards zu einem der beliebtesten Charaktere im MotoGP-Paddock. Nun haben seine Fans die Chance, gemeinsam mit ihm Motorrad zu fahren. Möglich wird das durch das Texas Tornado Boot Camp, kurz TTBC. Auf fast 50.000 Quadratmetern hat Edwards in seiner Heimat eine Anlage aus dem Boden gestampft, die er selbst gerne als Disney Land für Leute mit einer Begeisterung für Motorräder bezeichnet. Neben Motocross- und Dirttrack-Kursen mit Edwards und anderen namhaften Piloten aus den unterschiedlichsten Serien, gibt es auf dem Areal auch eine Schießanlage, auf der die Besucher nach Lust und Laune ballern dürfen. Abends wird typisch texanisch gegrillt und das eine oder andere Bier vernichtet. "Wir versuchen, die Leute hier so richtig zu verwöhnen", verrät Edwards. "Ich glaube, das gelingt uns ganz gut. Jede Woche erklärt mir jemand, dass das die besten Tage seines Lebens sind", erzählt er mit einem dicken Grinsen im Gesicht.

Im Texas Tornado Boot Camp werden Motorradbegeisterte auch von Colin Edwards angeleitet, Foto: Forward
Im Texas Tornado Boot Camp werden Motorradbegeisterte auch von Colin Edwards angeleitet, Foto: Forward

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