Die Saison 2015 endete für Jorge Lorenzo mit seinem fünften Weltmeistertitel, dem Dritten in der Königsklasse. Nach einem mäßigen Start in die Saison sah es zunächst nicht nach einem möglichen Titelgewinn des Mallorquiners aus. Zur Mitte der Saison kämpfte sich Lorenzo jedoch an WM-Führer Valentino Rossi heran. Zweimal schloss der 28-Jährige die Lücke auf seinen Teamkollegen im Laufe der Saison, jedoch konnte sich Rossi immer wieder davonmachen, bis es in Sepang schließlich zum Zwischenfall mit Marc Marquez kam. Lorenzo ging als einziger Profiteuer aus der Sache hervor, nämlich mit dem Titelgewinn in Valencia. Doch welche Höhen und Tiefen durchlief der dreifache MotoGP-Champ während der Saison 2015? Motorsport-Magazin.com blickt auf die Saison des Weltmeisters zurück.

Der Fahrer: "Wenn man alle Statistiken von mir und Valentino vergleicht, bin ich verdient Weltmeister", schätzt der Weltmeister seine Saison ein. "Ich habe mehr Siege als Vale, mehr Pole Positions, mehr schnellste Rennrunden, mehr Führungsrunden und habe mehr Trainings angeführt." Die Statistik spricht also für sich. Unter dem Strich ist Lorenzo der Fahrer gewesen, der den Unterschied gemacht hat. Bereits in den Vorjahren beeindruckte der Mallorquiner durch unglaubliche Konstanz, fuhr beinahe identische Rundenzeiten. Diese Qualität zeigte Lorenzo in der Saison 2015 erneut.

Bei idealen Bedingungen ist das Uhrwerk Lorenzo kaum zu schlagen. Bis auf einen Ausfall in Misano, bei dem er nicht auf sein Team hörte und im Regen stürzte, beendete Lorenzo jedes Rennen. Vom Misano-Debakel abgesehen platzierte sich der Yamaha-Pilot im Laufe der Saison nie außerhalb der Top Fünf. Rivale Rossi stand zwar häufiger auf dem Podium, aber Superbike-Champion Jonathan Rea merkte vor Lorenzos Titelgewinn via Twitter an: "Um Weltmeister zu sein, ist man der Beste über die ganze Saison hinweg".

Das Motorrad: Das die Yamaha M1 in der Saison 2015 den Ton angegeben hat, ist offensichtlich. Nicht nur durch Lorenzos WM-Titel, sondern auch durch Rossis Dominanz zu Beginn der Saison zeigte sich die Überlegenheit des Yamaha-Fabrikats deutlich. Kein einziges Mal im Jahr 2015 führte ein anderes Motorrad als die Yamaha die WM-Spitze an. Sicher profitierten die Japaner auch von dem Formtief des Konkurrenten Honda, doch Lorenzo und Rossi bewiesen durch konstante Leistungen, dass die M1 das Must-Have-Bike der Saison war.

Beschwerten sich die Honda-Piloten Pedrosa und Marquez über die extreme Aggressivität des Honda-Aggregates, glänzte die Yamaha wieder einmal mit besserer Fahrbarkeit. "Ich genieße seit 2008 den Schutz und den Support Yamahas. Sie haben mir immer ein gutes Bike hingestellt", schwärmt der Weltmeister über seine Maschine.

Lorenzos Highlight

Den Weltmeistertitel beim letzten Rennen ganz oben auf dem Podium zu feiern ist sicher die Idealvorstellung aller Rennfahrer. Wie bereits 2010 sicherte sich Lorenzo auch in diesem Jahr in Valencia den Rennsieg. In diesem Jahr war das auch gleichbedeutend mit dem Titelgewinn. Auch wenn der Mallorquiner sicher andere souveräne Siege in der Saison eingefahren hat, ist doch der Renn- und Titelgewinn am bedeutsamsten. Der dreifache MotoGP-Champ holte sich am letzten Samstag des Jahres die Pole beim Qualifying, startete als Führender ins Rennen und verlor diese Position bis zum Ende nicht.

Nicht-Angriffs-Pakt mit Marquez hin oder her, Lorenzo überquerte als Erster die Ziellinie und holte sich den insgesamt fünften Weltmeistertitel. Danach konnte der Weltmeister seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. "Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und war nicht mal mehr in der Lage, die Fans zu grüßen. Es hätte nicht dramatischer sein können in den letzten Wochen, das war sehr emotional alles."

Foto: Yamaha
Foto: Yamaha

Lorenzos Lowlight

Für Lorenzo steht fest, dass sein größter Fehler der Saison das Rennen in Misano war. Zuerst zerstörte Teamkollege Rossi ihm beim Qualifying durch Bummeln die Rundenzeit und dann stürzte der Mallorquiner im Rennen auch noch. "Dort habe ich zwei Fehler gemacht", beginnt Lorenzo. "Zuerst habe ich nicht auf mein Team gehört. Sie haben mir schon vier oder fünf Mal angezeigt, dass ich rein kommen soll, aber ich bin trotzdem nicht in die Box abgebogen." Obwohl dieser Crash schon nach dem vorzeitigen Titel-Aus für Lorenzo wirkte, nahm der Sturz des 28-Jährigen jedoch keinen Einfluss auf die WM-Entscheidung.