2016 beginnt eine neue Zeitrechnung für die MotoGP. Ein neuer Reifenhersteller sowie eine Einheitselektronik halten Einzug in die Königsklasse der Zweiräder. Zudem wird die Open-Klasse abgeschafft. Dadurch starten sowohl die Privatteams in der MotoGP, als auch die Werks-Truppen von Ducati, Suzuki und Aprilia unter gleichen Voraussetzungen. Es wird spannend zu beobachten, wie sich das auf das Kräfteverhältnis auswirkt.

Besonders Ducati rückt dabei in den Fokus, war es doch Mastermind Gigi Dall'Igna, der nach seiner Ankunft vor der Saison 2014 entschied, das Werksteam der Roten nach den Open-Regeln antreten zu lassen, um so durch die freie Motorenentwicklung die Lücke nach vorne wieder schließen zu können. Ducati durfte dadurch weichere Reifen, mehr Sprit und mehr Motoren verwenden als Honda und Yamaha und eröffnete durch seinen Schritt auch Suzuki und Aprilia diese Möglichkeit.

In Katar fuhr Andrea Dovizioso auf die Pole-Position, Foto: Ducati
In Katar fuhr Andrea Dovizioso auf die Pole-Position, Foto: Ducati

Im Nachhinein betrachtet sieht Dall'Igna beide Seiten der Open-Medaille. "Der weichere Reifen hat uns im Qualifying geholfen, aber im Rennen war er sicherlich ein Nachteil", hält der Italiener fest. "Manchmal konnten wir wohl nicht den besten Reifen verwenden. Ich kann das natürlich nicht beurteilen, da wir nie die härteste Option getesten haben. Aber wenn die meisten Factory-Fahrer den härtesten Reifen verwendet haben, war das wohl die beste Lösung, und wir konnten ihn nicht nutzen", hadert Dall'Igna.

"Das könnte uns in Zukunft in die Karten spielen", spekuliert der Ducati-Mann. Die Folgen des Verlusts der Open-Vorteile könnten sich für die Roten also in Grenzen halten. Auch die veränderten Voraussetzungen hinsichtlich Spritvolumen sieht Dall'Igna gelassen. Honda und Yamaha dürfen zwar ab 2016 zwei Liter mehr verbrauchen, doch die Japaner müssen ihre Bikes erst auf das neue Volumen anpassen, während Ducati schon länger mit 22 Liter operierte.

Die Motorenleistung galt schon immer als der Trumpf Ducatis, Foto: Bridgestone
Die Motorenleistung galt schon immer als der Trumpf Ducatis, Foto: Bridgestone

"Wir benutzen momentan 22 Liter Benzin und haben für nächstes Jahr dasselbe Volumen. Daher müssen wir nicht extra in diese Richtung entwickeln", gibt Dall'Igna zu bedenken. Zustimmung findet er bei Jorge Lorenzos Teammanager Wilco Zeelenberg, der bei Crash.net eingesteht: "Für nächstes Jahr müssen wir irgendwie mehr Platz schaffen", berichtet der Holländer. Beim Yamaha hatte man daher schon bei Katsuyuki Nakasuga in Motegi mit dem Tank im Heck experimentiert.

Das hatte auch seine Gründe: "Im Prinzip können wir mit den zwei Litern überall hingehen, nur nicht mehr allzu weit nach vorne", weiß Zeelenberg, "weil da die Airbox ist, und wenn wir die kleiner machen, haben wir ein Problem." Probleme, die Ducati nicht mehr hat. "Natürlich können die anderen mit dem Extrasprit ihre Motorenleistung etwas steigern. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass wir in diesem Bereich nächstes Jahr noch immer im Vorteil sein werden", glaubt Dall'Igna, wohlwissend, dass guter Topspeed schon immer die Stärke Ducatis war.

Unterm Strich weckt der Verlust der Open-Vorteile also Zuversicht bei Dall'Igna. "Ich bin wirklich glücklich mit unserem technischen Fortschritt in diesem Jahr. Daher glaube ich, dass wir unsere Wettbewerber im nächsten Jahr auch unter den gleichen Regeln einholen können", lautet das positive Fazit Dall'Ignas.