Noch immer bestimmen die Geschehnisse aus der Schlussphase der MotoGP-Saison 2015 die Schlagzeilen der einschlägigen internationalen Presse. Angefangen hatte all die Polemik in der Woche nach dem Australien-GP, als Valentino Rossi Marc Marquez erstmals der Hilfestellung für seinen Landsmann Jorge Lorenzo bezichtigte. In Sepang kam es zum unsäglichen Sepang-Clash und in Valencia fuhr Marquez brav hinter Lorenzo durchs Ziel.

Nun, mit einem Abstand von knapp drei Wochen zum Finale in Spanien, stand Lorenzo sowohl Sport.es, als auch der Mundo Deportivo Rede und Antwort. Die spanischen Medien wollten es genau vom Weltmeister 2015 wissen: Wie bewertet er den Titelkampf 2015? Was empfindet er im Hinblick auf all die Politik und Polemik, die ins Spiel gebracht wurde? Und wie sieht es aus mit dem Verhältnis zum Teamkollegen nach diesen nervenaufreibenden Wochen?

Es geht einzig und allein ums Siegen, Foto: Monster
Es geht einzig und allein ums Siegen, Foto: Monster

Lorenzo: Alle sind hier, um zu gewinnen

"Ich glaube, dass sich nichts ändern wird", so Lorenzo über die Atmosphäre im Team. "Unsere Mannschaft besteht aus zwei Teams, die beide das gleiche wollen: Die Meisterschaft gewinnen. So wird es auch bleiben. Wir sind alle hier, um zu gewinnen", bemerkt der amtierende Weltmeister. Natürlich kann er sich aber auch in die Lage Rossis hineinversetzen: "Er hatte eine klare Chance auf seinen zehnten Titel und man weiß nicht, ob sich diese ihm wieder bietet", zeigt Lorenzo Verständnis.

"Die WM im letzten Rennen zu verlieren, nachdem man das ganze Jahr über vorne lag, hat ihn frustriert und er hat darauf eine Reaktion gezeigt. Die Leute müssen beurteilen, ob diese richtig war oder nicht. Der Frust hat ihn wohl dazu getrieben, in einer unangemessenen Weise zu reagieren, und vielleicht denkt er eines Tages darüber nach, ob er richtig gehandelt hat oder auch nicht", hofft Lorenzo darauf, dass Rossi in Zukunft selbst einmal schockiert sein würde über sein Verhalten in den vergangenen Wochen.

Immer noch einer, der die Menschen um den Finger wickeln kann: Valentino Rossi, Foto: Yamaha
Immer noch einer, der die Menschen um den Finger wickeln kann: Valentino Rossi, Foto: Yamaha

Rossi hat einen großen Einfluss auf die Medien

Konkret meint Lorenzo dabei die letzten drei Rennen der Saison 2015, als Rossi den WM-Kampf zunehmend auf die Medien verlagert hatte. "In Sepang ist er mit seiner Theorie und seinen Argumenten angekommen. Aber man muss sich nur mal anschauen, wie die letzten fünf oder sechs Rennen gelaufen sind. Wenn seine Theorie stimmen würde, dann hätte sich Marquez weder in Aragon hingelegt, noch mich in Australien überholt", so Lorenzos Einwand. In der Tat: Wäre Marquez in Aragon und Australien Zweiter geworden, dann hätte Lorenzo in beiden Rennen noch ein paar Zähler mehr auf Rossi gutgemacht.

Rossi hatte darauf spekuliert, in Sepang mit seiner Sicht der Dinge die Medien und die Fans auf seine Seite zu ziehen und die Konkurrenz damit beeinflussen zu können. Dies gelang dem Doktor jedoch nicht, zumindest auf der Strecke. "Wir wissen um den großen Einfluss, den Rossi auf die Medien hat. Viele Leute haben seiner Theorie geglaubt. Er kann die Medien und die Zuschauer blenden und genau das ist passiert", betont Lorenzo.

Lorenzo besteht darauf: Schützenhilfe von Marquez habe es nicht gegeben, Foto: Monster
Lorenzo besteht darauf: Schützenhilfe von Marquez habe es nicht gegeben, Foto: Monster

Lorenzo und die vermeintliche Schützenhilfe durch Marquez

Neben der Strecke sah das schon etwas anders aus. Vor allem Marquez bekam sein Fett weg, ihm wurde sogar von italienischen Reportern auf dem eigenen Grundstück aufgelauert. "Marc hat sich, genauso wie ich, durch Valentinos Äußerungen von den italienischen Medien und ihren Einfluss auf die Leser angegriffen gefühlt", bekennt der fünffache Weltmeister.

"Hier in Spanien hat man uns gut verteidigt, so wie es sein muss, denn Marc hat nichts falsches gemacht. In Malaysia ist er sein Rennen gefahren und Valentino war derjenige, der die Regeln brach. In Valencia haben sich viele Italiener dazu bereit erklärt, Valentino zu helfen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich darüber beschwert hätte, aber in Italien hat man Marquez attackiert, weil man ihm Schützenhilfe für mich vorgeworfen hatte, zumindest wenn es nach ihnen geht", wundert sich Lorenzo.