Dass Marc Marquez sich im Finale hinter Jorge Lorenzo anstellte und ihn zum Titel geleitete, war für Alle unschwer zu erkennen. Eine Situation, die Valentino Rossi schon nach dem Urteilsspruch des CAS am vergangenen Donnerstag hat kommen sehen. Zu einer weiteren brisanten Situation kam es, wie nun bekannt wurde, im Anschluss an den Valencia-GP, als Rossi auf Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta traf. Ezpeleta fühlte sich in dieser Situation sichtlich unwohl.

"Was habe ich dir gesagt? Ich habe es dir am Donnerstag gesagt, nicht wahr? Ich habe es dir am Donnerstag gesagt", lacht Rossi Ezpeleta an und redet Tacheles: "Das kotzt mich an, es ist eine Schande!" Der Doktor lädt den Dorna-CEO jedoch im Anschluss zu einem klärenden Gespräch ein: "Wir reden später darüber. Komm nachher in mein Büro im Motorhome, damit wir uns unterhalten können", so Rossi weiter. Ezpeleta entgegnet nur mit einem leisen "Ok."

Situation wirft Fragen auf

Angesichts der ganzen Vorfälle in den letzten Wochen hat diese Szene natürlich eine gewisse Brisanz und wirft Fragen auf. Motorsport-Magazin.com nennt euch die wichtigsten Fragen zur Situation und gibt Antworten:

Was hat Rossi Ezpeleta schon am Donnerstag gesagt? Valentino Rossi legte bei der Medienrunde nach dem Rennen seinen Standpunkt glasklar dar: "Hier in Valencia wusste ich bereits am Donnerstag, dass meine WM dahin ist. Ich war mir sicher, dass Marc sein Werk vollenden und auch hier Lorenzo schützen würde. Das habe ich bereits am Donnerstag vorhergesagt und genauso ist es heute eingetreten." Ähnliches dürfte Rossi auch im Zwiegespräch mit Ezpeleta schon am Donnerstag formuliert haben.

Warum will Rossi den Dorna-Boss sprechen? Um glasklare Antworten auf die Vorfälle in den letzten Wochen und im Hinblick auf die Zukunft zu bekommen. Beide sind natürlich mit ihrer Situation unzufrieden. Rossi mit der Fahrweise von Marquez und mit der offensichtlichen Unterstützung des Spaniers für Jorge Lorenzo im Titelkampf. Ezpeleta, weil das Rennen in Valencia nicht unbedingt hilfreich war, den Sport wieder in den Vordergrund zu rücken. Gerade das wollte man aber eigentlich mit der Standpauke am Donnerstag vor dem Rennen gegenüber den Fahrern klarstellen.

Welche Auswirkungen könnte das Gespräch haben? Auf den Ausgang von Rennen und Weltmeisterschaft natürlich keine. Interessant könnte das Gespräch jedoch im Hinblick auf die Saison 2016 und darüber hinaus werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis der Top-Fahrer untereinander ändert, sowohl auf als auch neben der Strecke.

Oft war in den Sozialen Medien von einer "spanischen Mafia" die Rede. Was hat es damit auf sich? Natürlich existiert keine spanische Mafia in der MotoGP. Es stimmt zwar, dass die wichtigsten Personen und Sponsoren in der MotoGP spanischer Herkunft sind, doch die MotoGP ist ein weltweit agierender Sport. Sowohl die Dorna, als auch die Hersteller und Sponsoren wollen weiterhin in zukunftsträchtigen Märkten aktiv sein und dürfen sich schon alleine deshalb nicht nur auf Spanien fokussieren, zumal das Land immer noch mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat.

Außerdem ist Valentino Rossi eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Fahrerlager. Rossi besitzt nicht nur ein Team in der Moto3, sondern verfügt auch über seine eigene Fahrerakademie und vertreibt im Hintergrund auch die Merchandising-Artikel vieler Fahrer. Zudem ist es immer noch Rossi, der unter den Fahrern den engsten Draht zur Dorna hat. Und für die spanischen Machthaber in der MotoGP wäre ein historischer zehnter Titel des Doktors auch weitaus besser zu vermarkten gewesen.