Es hätte zum Schluss eines gebrauchten Jahres noch ein überaus versöhnlicher Abschluss für Stefan Bradl werden können. Zu Beginn des finalen Laufes in Valencia lag der Aprilia-Pilot als Neunter sogar in den Top-10. Nach einem hervorragenden Start ging es für Bradl danach jedoch nur noch in eine Richtung: Nach hinten! Der Zahlinger hatte arge Probleme mit seinen Bremsen zu beklagen. Damit rutschte Bradl im Rennverlauf immer weiter ab und beendete den Valencia-GP nur auf Rang 18.

"Angefressen bin ich wie die Sau, weil wir hatten Bremsprobleme von Anfang an. Ich habe gedacht, am Anfang mit vollem Tank tue ich mich schwer, aber es ist nicht besser geworden, das war in den letzten Runden sogar noch extrem. Ich habe früh bremsen müssen und konnte das Motorrad trotzdem nicht abbremsen", war Bradl nach dem Rennen stocksauer gegenüber den Medien. Der Aprilia-Pilot musste also seinen Fahrstil umstellen - und das ging zu Lasten des Materials.

Stefan Bradl wurde wegen seiner Bremsprobleme von der Meute hinter ihm geschluckt, Foto: Aprilia
Stefan Bradl wurde wegen seiner Bremsprobleme von der Meute hinter ihm geschluckt, Foto: Aprilia

Bradl: Fahrstil umgestellt auf Kosten von Körper und Material

"Ich habe dann natürlich die Hinterradbremse extrem benutzt und dadurch den Hinterreifen extrem beansprucht. In den letzten fünf Runden habe ich nichts mehr an Gummi übrig gehabt. Ich habe extrem viel Spinning gehabt, bin herumgerutscht und bin eigentlich das ganze Rennen wirklich am Limit gewesen", ärgert sich Bradl. Dass eine solche Fahrweise auch an seinen körperlichen Ressourcen zehrt ist da nicht weiter verwunderlich.

"Ich bin jetzt auch total ausgepowert, weil ichs immer probiert hab. Ich hab gebissen wie die Sau, speziell hinterm Teamkollegen dann um ihn zu halten. Aber am Schluss ist mir dann einfach das ganze Material flöten gegangen, weil ich den Reifen natürlich überfahren habe und dadurch bin ich jetzt in den letzten drei, vier Runden um einige Plätze durchgereicht worden und das ist schon sehr bitter", so ein zerknirschter Bradl nach dem finalen Rennen der Saison 2015.

Das Jahr hakt der Deutsche nun ab. Der Fokus liegt schon auf der Saison 2016, die ersten Testfahrten beginnen bereits in der kommenden Woche noch in Valencia. Große Schritte darf man dabei von Aprilia noch nicht erwarten: "Wir bekommen neue Reifen und die neue Elektronik. Wir haben wenig Teile, die jetzt aussagekräftig wären, weil im Werk arbeiten sie am neuen Motorrad und das Bike hier wird nächstes Jahr nicht mehr benutzt."

2016 läuft es für Stefan Bradl hoffentlich wieder besser, Foto: Aprilia
2016 läuft es für Stefan Bradl hoffentlich wieder besser, Foto: Aprilia

Bradl: Wer die meisten Punkte holt, ist verdient Champion

Und wie sieht es mit der eigenen Erwartungshaltung aus? Was ist für Bradl im Jahr 2016 mit dem brandneuen Motorrad aus dem Hause Aprilia möglich? Der Deutsche antwortet: "Ich konzentriere mich auf nächstes Jahr und hoffe, dass wir da auch ein bisschen weiter vorne mitfahren können und dann öfter Top-10-Platzierungen haben." Bleibt nur noch eine einzige Frage zu klären nach dem dramatischen Finale im Kampf um die MotoGP-Krone 2015: Ist Jorge Lorenzos Titel nun verdient oder nicht?

Bradl spricht Klartext: "Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist verdient Weltmeister. Ich glaube, da brauchen wir nicht drum rum reden, das ist ganz klar. Er hat ja auch die meisten Rennen diese Saison gewonnen. Schade natürlich, dass es jetzt so ausgegangen ist, dass politisch der Weltmeister entschieden wurde, aber so ist es einfach nun mal." Kleine Notiz am Rande: Stefan Bradl profitierte bei seinem WM-Gewinn in der Moto2-Klasse 2011 ebenfalls von der Fahrweise Marc Marquez'.