Ist Jorge Lorenzo Favorit auf den Sieg am Sonntag?

Nach einem beeindruckenden Pole-Rekord sprach Jorge Lorenzo von der "besten Runde seines Lebens". Tatsächlich brachte sich der Mallorquiner mit seiner beeindruckenden Zeit in eine gute Ausgangsposition für das Rennen. "Es war vielleicht die schönste MotoGP-Runde, die ich je gesehen habe. So schnell, aber trotzdem so sauber und ohne jegliche Problemchen - da hat Lorenzo ein echtes Meisterstück abgeliefert", analysiert Alex Hofmann im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

"Er hat das Temperament noch einmal heruntergekühlt, ist in sich gegangen und hat sich als Vollblutrennfahrer am Ende nur noch auf seine Instinkte verlassen. Gleichzeitig hat er sogar Rossi noch unter Druck gesetzt, sodass der am Ende noch auf der Nase lag", so Hofmann weiter. "Damit ist Lorenzo auch der Favorit auf den Sieg am Sonntag." Gewinnt Lorenzo tatsächlich, sieht es für Valentino Rossi düster aus. Denn im Falle eines Sieges seines Teamkollegen, müsste der Italiener Zweiter werden, um ihm den Titel noch zu entreißen.

Wie stehen Valentino Rossis Chancen auf den WM-Titel?

"Ein Podium ist eigentlich unrealistisch", stellt Hofmann klar. Dennoch meint er: "Ich traue Rossi einiges zu. Bis auf den Sturz im Qualifying war er immer sehr schnell - vor allem im Renntrimm. Er muss sich nicht verstecken über die volle Distanz." Nichtsdestotrotz ist klar: Um in die Top-3 vorzustoßen, muss Rossi 23 Fahrer überholen. Das ist selbst für einen Fahrer seines Kalibers nicht innerhalb zwei bis drei Runden möglich.

Gegenspieler Lorenzo liegt in der WM-Wertung aber zurück. Fällt er aus, ist der Titel fix in Rossis Händen. "Er hat sieben Punkte Vorsprung und ich muss das Rennen zu Ende bringen. Es ist nicht einfach, denn in der MotoGP kann sehr viel passieren", sagte der Polesitter nach dem erfolgreichen Qualifying. Auch Marc Marquez schreibt den Doktor noch nicht ab: "Er hat das Potenzial, dass er nach ein paar Runden an der Spitze mitfahren kann."

Rossi muss am Sonntag in den Kampfmodus wechseln, Foto: Yamaha
Rossi muss am Sonntag in den Kampfmodus wechseln, Foto: Yamaha

Könnte das Honda-Duo das Zünglein an der Waage sein?

Verpasst Rossi das Podium, reicht Lorenzo neben einem Sieg am Sonntag auch schon ein zweiter Platz. Denn bei P2 Lorenzo und P4 Rossi, wären beide Fahrer punktegleich, doch der Spanier wäre aufgrund der höheren Anzahl an Saisonsiegen Weltmeister. Somit wird es für Lorenzo erst ab Rang drei richtig gefährlich, denn in diesem Fall würde Rossi bereits ein sechster Rang zum Titelgewinn genügen. Ein weitaus realistischeres Szenario als ein Podestplatz Rossis?

"Marc Marquez und Dani Pedrosa hoffen, dass morgen ein paar Wolken aufziehen und die Temperaturen niedriger sind. Denn dann haben sie weniger Probleme mit dem Vorderreifen. Wenn die Bedingungen wie heute sind, wird es schwierig. Aber wenn es zehn Grad weniger hat, sind sie da", ist Alex Hofmann überzeugt. Am Freitag versuchten die beiden Honda-Werkspiloten sowie Markenkollege Cal Crutchlow Bridgestone von der Bereitstellung einer härteren Vorderreifenmischung zu überzeugen, doch der Antrag wurde abgeschmettert. Somit hängt Hondas Leistungsniveau am Sonntag massiv von der Streckentemperatur ab.

Welche Rolle kommt dem Rest des Feldes zu?

Alex Hofmann ist sich sicher: "Morgen werden einige Piloten die Finger im Spiel um den Titel haben. Fast alle Fahrer in der Startaufstellung könnten eine Entscheidung für den einen oder anderen Fahrer herbeiführen." Denn vor allem Rossi, der unzählige Fahrer überholen muss, ist gefährdet. Ein Sturz eines Gegners zu einem unglücklichen Zeitpunkt oder eine unbedachte Verteidigungslinie und der Italiener könnte im Kies landen. Damit wären seine Titelträume wohl endgültig ausgeträumt.

Von Verschwörungstheorien einer "spanischen Mafia" - von vielen Rossi-Fans im Internet propagiert - hält Hofmann wenig: "Ich hoffe, dass all diese Mutmaßungen Blödsinn sind. Die ganze Sepang-Geschichte hat einige Narben hinterlassen, deswegen gehe ich davon aus, dass am Sonntag wieder der Sport im Vordergrund stehen wird."

Honda proklamierte an diesem Wochenende mehrfach einen Doppelsieg als das ultimative Ziel. "Dann kann uns niemand unterstellen, dass wir beim Finale in irgendeiner Art und Weise in den WM-Kampf eingegriffen haben", stellte Teammanager Livio Suppo schon am Donnerstag klar. Hofmann ist sich sicher: "Es ist noch gar nichts durch und das wird noch richtig spannend morgen."