1:30.011 Minuten. Noch nie wurde der Ricardo Tormo Circuit in Valencia auf einem Motorrad so schnell umrundet, wie von Jorge Lorenzo im MotoGP-Qualifying 2015. Er zeigte eine echte Fabelrunde, mit der er fast eine halbe Sekunde zwischen sich und den Rest des hochkarätigen Feldes brachte. Marc Marquez verlor als Zweiter bereits 0,488 Sekunden. Mit seiner Pole-Runde, die ihm übrigens erstmals Startplatz eins in Valencia einbrachte, sorgte Lorenzo nicht nur bei Konkurrenz, Fans und Experten für Staunen, sondern auch bei sich selbst.

"Das war die wichtigste und beste Runde meines Lebens", stellte er anschließend mit einem dicken Grinsen und stolz geschwellter Brust im Parc ferme fest. "Ich konnte es zuerst selbst nicht glauben, als ich meine Zeit gesehen habe. Das hatte ich nicht erwartet. Schon in der Runde zuvor habe ich voll gepusht, aber dann konnte ich mich noch einmal um eine Sekunde verbessern. Das ist unglaublich. Wenn ich noch 100 Runden hier fahren würde, könnte ich es dennoch nicht besser machen. Es war eine perfekte Runde zum perfekten Zeitpunkt."

Lorenzo perfekt, Reifen perfekt, Motorrad perfekt

Doch wie war es möglich, dass Lorenzo, der sonst wie ein Uhrwerk Runde um Runde mit fast der gleichen Zeit abspult, plötzlich so extrem zulegt? "Der zweite Run war einfach in jeglicher Hinsicht um so viel besser. Ich habe jeden Bremspunkt perfekt erwischt, konnte das Maximum aus den Reifen herausholen und das Bike hat sensationell funktioniert", erklärte Lorenzo. Das sah zu Beginn des Qualifying, als er deutlich hinter Marc Marquez zurücklag, noch ganz anders aus: "Ich habe schon den Druck gespürt. Auf dem ersten Reifen hatte ich auch kein gutes Gefühl. So war nicht mehr als eine 1:30.9 möglich."

Lorenzo prügelte seine Yamaha absolut fehlerfrei um den Kurs, Foto: Yamaha
Lorenzo prügelte seine Yamaha absolut fehlerfrei um den Kurs, Foto: Yamaha

Probleme, die nach Lorenzos Rekordrunde am Ende aber nur Makulatur sind. Er nimmt das alles entscheidende Rennen am Sonntag von Startplatz eins in Angriff und steht somit genau am anderen Ende der Startaufstellung als sein großer Rivale Valentino Rossi, dem er mindestens sieben Punkte abnehmen muss. Wie wichtig seine Startposition dafür ist, weiß Lorenzo genau: "Mein Ziel war es von Anfang an, in Reihe eins zu stehen. Das ist besonders von Vorteil, weil man sich so in den ersten Kurven am besten aus den Problemen im Feld heraushalten kann." Ein klarer Vorteil gegenüber Rossi, der von Startplatz 26 nach vorne pflügen muss.

Alles für den Titel

Am liebsten würde sich Lorenzo am Sonntag natürlich mit einem Sieg zum Weltmeister krönen. Dem Titel ordnet er einen Tageserfolg aber freilich unter. "Es wäre schön, das Rennen zu gewinnen, aber das ist nicht so entscheidend. Wichtig ist nur die Weltmeisterschaft und ich werde alles versuchen, um die für mich zu entscheiden", richtet Lorenzo direkt seine Kampfansage an Rivale Rossi.