When the flag drops, the bullshit stops. Kaum ein Satz könnte die Situation der MotoGP treffender beschreiben als diese alte englische Racing-Binsenweisheit. Nach all der Polemik und Politik der vergangenen Wochen stand endlich wieder einmal das Racing im Mittelpunkt. Und dabei zeigte sich: Jorge Lorenzo war am Freitag nicht zu schlagen. Erst sehr spät, aber am Ende dann doch recht überzeugend, setzte der Mallorquiner die Tagesbestzeit in 1:31.111 Minuten. Doch Valentino Rossi legte ebenfalls einen überzeugenden Freitag hin und landete mit drei Zehnteln Rückstand auf Lorenzo auf Platz vier - der Italiener lag in diesem Jahr schon wesentlich weiter zurück an einem Freitag!

Zeiten-Vergleich 1. Training

Jorge Lorenzo fuhr am Vormittag die zweitschnellste Zeit und lag dort etwas weniger als zwei Zehntelsekunden hinter Marc Marquez am Ende. In seiner fünften gezeiteten Runde durchbrach Lorenzo erstmals die 1:32er-Marke und war damit der zweite Fahrer, dem das im FP1 gelang. Insgesamt konnte der Yamaha-Pilot vier Runden im mittleren 1:31er-Bereich für sich verbuchen. Seinen persönlichen Bestwert von 1:31.434 erreichte Lorenzo dabei in seiner siebten fliegenden Runde. Damit lag Lorenzo lange Zeit in Führung, ehe Marquez noch einmal konterte.

Auch Valentino Rossi hielt schon von Beginn an sehr gut mit und präsentierte sich in sehr guter Verfassung. Der Doktor fuhr mit beeindruckender Konstanz Zeiten im niedrigen und mittleren 1:32er-Bereich. Insgesamt zehn Mal umrundete Rossi den Circuito Ricardo Tormo zwischen 1:32.0 und 1:32.5 Minuten. Den entscheidenden Sprung in die 1:31er-Zeiten schaffte Rossi jedoch erst am Ende der Session, in Runde 18 von 21. Die schnellste Zeit in 1:31.665, die am Ende für Rang fünf gut war, legte Rossi ganz am Schluss hin.

Zeiten-Vergleich 2. Training

Im Gegensatz zur direkten Konkurrenz ließ es Jorge Lorenzo am Nachmittag etwas gemächlicher angehen. Erst am Ende der Session drehte der Yamaha-Pilot so richtig auf und brannte in seinem letzten Run drei 1:31.1er-Zeiten in Folge in den spanischen Asphalt! Die schnellste davon, eine 1:31.111, bedeutete die unangefochtene Tagesbestzeit. Doch schon davor zeigte Lorenzo eine brutale Konstanz im Longrun, denn insgesamt ließ sich der Mallorquiner acht Mal eine 1:31er-Zeit anschreiben am Nachmittag.

Verbessert im Vergleich zum Vormittag war die Leistung von Rossi. Schon in Runde drei lag der Doktor wieder im 1:31er-Bereich und tat sich im Gegensatz zu vielen Konkurrenten leichter, am Anfang der Session ähnliche Zeiten zu gehen wie am Vormittag. Mit seiner ersten 31er-Runde der Nachmittagssession tauchte Rossi kurzzeitig an der Spitze auf. Am Ende wurde Rossi Vierter hinter Lorenzo, Dani Pedrosa und Andrea Iannone, legte jedoch mehr 1:31er-Zeiten hin als Lorenzo. Im Longrun hat der Doktor also tendenziell sogar die Oberhand.

Die Statements der Rivalen

Valentino Rossi: "Ich bin ziemlich zufrieden mit diesem Freitag, denn wir waren von heute Morgen an gut dabei. Vor allem haben wir während der Session gut gearbeitet und ich konnte meine Zeit mit jeder Ausfahrt verbessern, auch mit dem gebrauchten Reifen und das ist hier sehr wichtig, das Rennen ist lang, und der Reifen rutscht viel, wir haben in einer guten Richtung für den Nachmittag weiter gemacht."

"In der Nachmittagssession war ich auch konkurrenzfähiger als heute Morgen, konnte meine Zeit verbessern. Wir haben uns auch dazu entschieden, mit den harten Reifen zu arbeiten, ich war stark damit und ich habe mich gut gefühlt mit dem Bike und ein paar gute Zeiten hingelegt. Das kann also eine Option für das Rennen werden, vor allem weil ich von ganz hinten starten muss und daher über 30 Runden schnell sein muss, damit ich alles wieder aufhole."

Jorge Lorenzo: "Der Tag hat positiv begonnen und wir haben unser Bike am Nachmittag signifikant verbessern können. Die Yamaha arbeitet wirklich gut und ich fühle mich gut und bin fokussiert. Ich fahre gut, aber ehrlich gesagt arbeitet das Bike so gut, dass ich eine hohe Pace auch mit gebrauchten Reifen sehr gut halten kann. Ich bin mit dem Beginn des Wochenendes sehr zufrieden."

Jorge Lorenzo führt das MotoGP-Feld nach zwei Trainings an, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo führt das MotoGP-Feld nach zwei Trainings an, Foto: Yamaha

Fazit des Freitags

Der Käse ist noch lange nicht gegessen! Für einen Freitag war Valentino Rossi ungeheuer stark. Steigert sich der Doktor in seiner bekannten Art und Weise kontinuierlich über das gesamte Wochenende, dann ist der historische zehnte Titelgewinn alles andere als Utopie. Jorge Lorenzo sollte sich warm anziehen. Rossi wird ihm vielleicht im Rennen von ganz hinten nicht nahe kommen können, doch die Hondas von Dani Pedrosa und Marc Marquez sind auch absolut bei der Musik. Wird Lorenzo Dritter (was nach zwei Trainings nicht abwegig ist), dann reicht Rossi schon Platz sechs (was man nach der Performance heute ebenfalls nicht ins Reich der Fabeln verweisen darf). Unter normalen Umständen wäre Rossi sogar, gemeinsam mit den Hondas und dem Teamkollegen, ein Siegkandidat gewesen.