Zum drittletzten Mal in dieser Saison wagen sich MotoGP-Asse am Sonntag auf die Strecke. Auf Phillip Island steht der Australien Grand Prix auf dem Programm und verspricht Spannung. Denn die beiden WM-Rivalen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo stehen nicht ganz vorne in der Startaufstellung.

Marc Marquez schnappte sich die Pole Position, Foto: HRC
Marc Marquez schnappte sich die Pole Position, Foto: HRC

Marc Marquez: Bisher lieferte der Weltmeister auf Phillip Island eine tadellose Leistung ab. Bestzeit in drei der vier Trainingseinheiten, souveräne Pole Position im Qualifying. Selbst seine zweitschnellste Quali-Zeit hätte noch für Pole Position gereicht, jene aus dem ersten Stint immerhin noch für Platz vier. Bei einem reinen Blick auf die nackten Zahlen gibt es nichts, was gegen einen Australien-Sieger Marquez spricht.

Aber ist die lädierte Hand auf dem anspruchsvollen Kurs von Phillip Island über die volle Distanz maximal belastbar? "27 Runden hintereinander sind ein vollkommen anderes Kapitel", gab Marquez nach dem Qualifying zu. "Vor allem, weil man hier sehr feinfühlig fahren muss, um den Hinterreifen nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen." Als Devise für Sonntag gab Marquez daher in ungewohnt zurückhaltender Manier nur einen Podestplatz aus. Das wäre immerhin weit mehr als bei seinen ersten beiden MotoGP-Auftritten auf Phillip Island: 2013 wurde er in einem chaotischen Rennen disqualifiziert, im Vorjahr ging er in Führung liegend zu Boden.

Andrea Iannone: Gerne würde Andrea Iannone wieder einmal in einem Rennen ganz vorne mitmischen. So gut wie auf Phillip Island standen seine Chancen schon lange nicht mehr. Zumindest bei einem Blick auf die Startaufstellung, denn so weit vorne startete der Italiener zum letzten Mal in Mugello. Dort landete er auch zum bislang letzten Mal in dieser Saison auf dem Podium.

Iannone weiß aber, dass es am Sonntag auch von Startplatz zwei schwierig genug wird. "Es wird ein schwieriges Rennen und 27 Runden sind viel. Die allgemeine Pace ist sehr hoch, aber ich werde mein Bestes geben, um Marc und Jorge maximal zu fordern. Aber auch Vale und Dani werden wohl mit uns unterwegs sein", prophezeit Iannone. Im Qualifying profitierte er vom Windschatten Lorenzos, der ihm nach eigenen Angaben rund zwei bis drei Zehntel brachte.

Jorge Lorenzo: Lorenzo startete stark auf Phillip Island und überzeugte in den beiden Trainingssessions am Freitag. Doch je länger das Wochenende dauerte, umso weiter fiel er im Klassement zurück. Im Qualifying reichte es nur noch zum dritten Rang, was den Spanier ärgerte: "Da sich Iannone an mein Hinterrad heftete, haben wir Platz zwei verloren. Das wäre heute eigentlich meine reale Position gewesen."

Im Hinblick auf die WM-Wertung versuchte Lorenzo aber, die Situation positiv zu sehen: "Platz drei ist okay, weil Valentino heute Schwierigkeiten hatte, vorne mitzuhalten." Am Sonntag fährt Lorenzo auf jeden Fall voll auf Angriff. "Ich verspüre keinen Druck. Ich fühle mich stark und werde mein eigenes Rennen fahren. Hoffentlich finden wir heute Abend noch etwas, damit wir Marc herausfordern können." An eine Position hinter Platz zwei verschwendete Lorenzo erst gar keine Gedanken.

Pedrosa und Phillip Island: Das passt einfach nicht, Foto: Repsol
Pedrosa und Phillip Island: Das passt einfach nicht, Foto: Repsol

Dani Pedrosa: Nur im ersten der vier Trainings gelang Pedrosa der Sprung in die Top-5. So gesehen kann sich der Honda-Fahrer glücklich schätzen, dass es im Qualifying immerhin zu Platz vier reichte. "Heute war kein leichter Tag", sagte er. "Der Morgen hat mir Schwierigkeiten bereitet, aber immerhin haben wir uns im Qualifying verbessert." Phillip Island zählt nicht zu Pedrosas Lieblingsstrecken, stand er in der MotoGP-Klasse doch erst zweimal auf dem Podest (2009 und 2013). Da nutzt ihm wohl auch die aktuelle Formkurve (45 von 50 Punkten in den letzten zwei Rennen) wenig.

Valentino Rossi: Valentino Rossi ist und bleibt ein Sonntagsfahrer. Daher ist seine wahre Pace auch immer sehr schwer abzuschätzen. Klar ist, dass er im Rennen definitiv mehr draufhat als Platz sieben, den er im Qualifying eroberte. Allerdings war Rossi selbst über seine Platzierung enttäuscht: "Von der dritten Reihe aus zu starten ist immer ein bisschen schwierig. Wir haben uns da schon ein bisschen mehr ausgerechnet." In jedem Fall bleibt Rossi aber ein heißer Podiumskandidat, schaffte er es doch in 15 Starts auf Phillip Island 13 Mal unter die Top-3.

Die Tipps der Redaktion

Andrea Blendl: Nach seinem Longrun im vierten Freien Training glaube ich, dass es morgen sehr schwierig wird, Marquez den Sieg streitig zu machen. Falls Iannone einen seiner Blitzstarts hinlegt, kann er wohl zu Beginn an der Spitze mitmischen, auf die Renndistanz gesehen wird aber Lorenzo die Nase vorn haben. Für Rang drei kommen gleich einige Kandidaten in Frage. Iannone, aber auch Pedrosa oder Rossi. Gut vorstellbar, dass im reifenmordenden Phillip Island Pedrosa auf die Renndauer gesehen einen Vorteil hat und sich den dritten Platz erkämpfen kann.

Andreas Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Pedrosa

Tobias Ebner: Glasklare Sache: Nichts und niemand kann Marc Marquez an diesem Wochenende stoppen. In drei von vier freien Trainings und dem Qualifying präsentierte sich der Noch-Weltmeister als absoluter Dominator und unterstrich damit seine Sieg-Ambitionen mehr als deutlich. Ebenso klar fällt die Wahl auf Jorge Lorenzo als Zweitem im Ziel. Dahinter sehe ich die Reihenfolge noch nicht in Stein gemeißelt, glaube aber dennoch, dass Rossi als Dritter auf das Podest fährt und damit Schadensbegrenzung betreibt.

Tobis Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi

Top-Siegertipp der Redaktion: Marc Marquez, Foto: HRC
Top-Siegertipp der Redaktion: Marc Marquez, Foto: HRC

Michael Höller: Bin ich hier der Einzige, der auf Lorenzo tippt? Das Wetter wird schön bleiben, deshalb führt kein Weg an ihm vorbei. Marc Marquez wird seine Handverletzung über die volle Renndistanz ein wenig zusetzen, weshalb er im Finish abreißen wird. Dahinter kommt es zu einer hoffentlich spannenden Kampfgruppe rund um Rossi, Pedrosa und vielleicht Iannone. Aus dieser geht der Doktor am Ende als Sieger hervor.

Michaels Top-3-Tipp: 1. Lorenzo, 2. Marquez, 3. Rossi

Sophie Riga: Wie jedes Mal wird wahrscheinlich das Wetter entscheiden, wer das Rennen machen wird. Statistisch gesehen liegt der Kurs von Phillip Island dem Doktor eigentlich besser. Hier konnte er hier einen seiner zwei Siege einfahren. Deshalb setze ich mal wieder auf den Doktor. Natürlich hat Marquez eine fantastische Leistung hingelegt, aber vielleicht bleibt sein Australien-Fluch ja auch in diesem Jahr bestehen.

Sophies Top-3-Tipp: 1. Rossi, 2. Lorenzo, 3. Pedrosa

Markus Zörweg: Marc Marquez ist auf Phillip Island in diesem Jahr nicht zu schlagen. Er wird das Rennen dominieren und auch den sonst meist überlegenen Yamaha-Piloten Jorge Lorenzo und Valentino Rossi keine Chance lassen. Lorenzo fährt den zweiten Rang, Rossi pflügt sich in gewohnter Manier durch das Feld, steht am Ende wieder einmal auf dem Podium und verwaltet seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft so souverän.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi