Das Rennewochenende in Motegi hätte bislang nicht dramatischer verlaufen können. Der japanische Thriller gipfelt morgen in einem großen Showdown zwischen den beiden Titelrivalen Jorge Lorenzo und Valentino Rossi. So stellt sich das Kräfteverhältnis im Vorfeld des Grand Prix von Japan dar:

Jorge Lorenzo: Es sah für Jorge Lorenzo schon sehr gut aus. Vier Trainingsbestzeiten brannte der WM-Zweite in den japanischen Asphalt. Im letzten Training und dem Qualifying rückte ihm aber plötzlich Valentino Rossi auf den Pelz. Lorenzo bekam plötzlich Probleme. "Die Luftfeuchtigkeit stieg enorm an und vor allem in Kurve 1 bereitete mir das Schwierigkeiten. Andere Fahrer kamen damit zurecht, aber ich leider nicht so gut. Vor allem mein Heck wurde sehr unruhig", so Lorenzo.

Sein Pech: Für Sonntag ist nach aktuellem Stand Regen vorhergesagt. Wie er in dieser Saison schon mehrfach bewiesen hat, ist Lorenzo auf nasser Fahrbahn eine Klasse schwächer als im Trockenen. Damit hängt sein Schicksal am Sonntag mehr als das aller anderen Kollegen an der Gunst des japanischen Wettergottes.

Valentino Rossi konnte nach dem Qualifying über das ganze Gesicht grinsen, Foto: Yamaha
Valentino Rossi konnte nach dem Qualifying über das ganze Gesicht grinsen, Foto: Yamaha

Valentino Rossi: Er hat es wieder einmal geschafft! Für Valentino Rossi sah es bis nach dem 3. Training nach einem "normalen" Rennwochenende aus. Trainingszeiten von über einer halben Sekunde Rückstand auf die Spitze, ließen mit den üblichen Startplätzen in Reihe zwei bis drei spekulieren. Doch in FP4 machte er einen Sprung und konnte plötzlich um die Pole mitmischen. "Vor allem heute Nachmittag ist uns ein entscheidender Schritt gelungen", führte er im Hinblick auf das 4. Training aus.

Von Startplatz zwei ist Rossi am Sonntag natürlich ein Siegkandidat. Am Freitag war seine generelle Pace noch deutlich langsamer als jene von Lorenzo, doch dieses Blatt wendete sich am Samstag. Zumindest im Regen sollte man Rossi den Sieg zutrauen.

Marc Marquez: "Wir müssen morgen noch etwas besser werden, den die beiden Yamaha-Piloten sind hier stark und ein Stück weiter", lautete die klare Ansage von Marc Marquez nach dem Qualifying. Im hochkarätigen Yamaha-Duell um die Pole Position war der Weltmeister nur Zuschauer und verlor über vier Zehntelsekunden auf die Bestzeit. Marquez kritisiert bereits seit Freitag die mangelhafte Pace seiner Honda auf dem engen Kurs.

Im Rennen kommt für ihn erschwerend hinzu, dass die rund 45 Minuten am Sonntag sehr schmerzhaft werden. Wie seine gebrochene Hand darauf reagieren wird, kann sich Marquez noch nicht so recht ausmalen. In den Trainings fuhr er nie mehr als fünf fliegende Runden am Stück. Am Sonntag stehen aber 24 auf dem Programm.

Marc Marquez wird wohl ein Rückzugsgefecht antreten müssen, Foto: Repsol
Marc Marquez wird wohl ein Rückzugsgefecht antreten müssen, Foto: Repsol

Ducati: Im Vorjahr konnte Ducati dank Andrea Dovizioso noch die Pole Position erobern. Im Rennen ging aber schon damals nicht viel und letztlich landeten Dovizioso und Iannone (damals noch auf einer Factory-Ducati unter Pramac-Flagge) als beste Ducatisti nur auf den Plätzen vier und fünf. Auch 2015 ist nicht viel mehr von der roten Rennfraktion aus Bologna zu erwarten. Dovizioso wog ab: "Wir hatten zwar eine gute Pace, aber uns fehlt immer noch ein bisschen, um mit Lorenzo mitzugehen." Im besten Fall werden sich die Ducatisti also mit Marc Marquez und Dani Pedrosa duellieren dürfen.

Die anderen Fahrer: Aus dem restlichen Starterfeld kann wohl nur Dani Pedrosa dem Podium gefährlich werden. Er startet vom letzten Platz der zweiten Reihe und sollte mit einem guten Start an den Ducati vorbei gehen können. Das ist seine einzige Chance, sich eventuell in den Windschatten der Yamahas zu hängen. Diese Aufgabe wird aber auch so schon schwer genug. Mehr als Platz drei sollte für Pedrosa nicht drin sein, insofern Rossi und Lorenzo ins Ziel kommen.

Die Tipps der Redaktion

Tobias Ebner: Es wird eine spannende Angelegenheit morgen! Kommt der Regen oder bleibt es trocken? Wie wird es Jorge Lorenzo mit seiner Schulter über eine komplette Renndistanz gehen? Fragen über Fragen... Eines steht fest: Rossi wird sich nicht kampflos geschlagen geben! Bleibt es trocken, ist Lorenzo trotzdem nicht zu schlagen. Ist es nass, wird Rossi das bessere Ende für sich haben. Auf jeden Fall sehe ich eine Ducati auf Platz drei. Der Kurs kommt den Roten richtig entgegen, deshalb werden sie glänzen!

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Rossi, 2. Lorenzo, 3. Dovizioso

Michael Höller: Es kommt ganz auf das Wetter an. Herrschen gute Bedingungen, kann Rossi höchstens den Anschluss an Lorenzo halten, ihn aber nicht schlagen. Regnet es, oder wechselt das Wetter während des Rennens gar, ist Rossi hingegen nicht zu bezwingen. Marc Marquez wird aufgrund seiner gebrochenen Hand ein Rückzugsgefecht gegen Dani Pedrosa um Rang drei führen müssen.

Michaels Top-3-Tipp (bei Regen): 1. Rossi, 2. Lorenzo, 3. Pedrosa
Michaels Top-3-Tipp (ohne Regen): 1. Lorenzo, 2. Rossi, 3. Pedrosa

Sophie Riga:Das klassische Dilemma. Mein Herz schreit Rossi, mein Kopf sagt Lorenzo. Wenn es trocken bleibt, selbstverständlich. Im Regen lässt der Doktor seinem Teamkollegen keine Chance. Aber unter trockenen Bedingungen hat Lorenzo im Qualifying eindrucksvoll bewiesen, dass er eine Antwort auf Rossis Attacken findet. Wenn Rossi aber doch gewinnt, ist das nur ein Beweis dafür, dass man immer auf sein Herz hören sollte.

Sophies Top-3-Tipp: 1. Lorenzo 2. Rossi 3. Marquez

Markus Zörweg: Uns erwartet ein echter Leckerbissen! Valentino Rossi wird dieses Mal einen ordentlichen Start hinlegen und sich in der Startphase gleich an das Hinterrad von Jorge Lorenzo heften. Das Rennen wird eine epische Schlachte zwischen den beiden Teamkollegen werden, in der Rossi am Ende die Oberhand behält. Lorenzo wird Zweiter, Andrea Dovizioso holt Rang drei für Ducati.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Rossi, 2. Lorenzo, 3. Dovizioso