Valentino Rossi, Marc Marquez, Jorge Lorenzo - herausragende Piloten, tolle Charaktere, echte Juwelen der MotoGP. Doch abgesehen von den Schmuckstücken aus Spanien und Italien wurde die Schatulle der Königsklasse in den letzten Jahren mehrfach geplündert. Der aufmüpfige Casey Stoner aus Down Under? Geschichte. Kultige Japaner wie Norick Abe? Lange passé. Und nun auch noch das vollständige Aus für die einst so stolze Motorradnation USA. Was ist nur aus dem MotoGP-Starterfeld, einst ein Paradebeispiel für die Vielfalt dieses Sports, geworden?

21 bis 25 Plätze stehen in der MotoGP-Saison 2016 wahrscheinlich zur Verfügung. So genau weiß das aktuell niemand. 19 Fahrer haben ihre Verträge schon in der Tasche. Nicht weniger als neun von ihnen kommen aus Spanien. Fast die Hälfte des Feldes stammt aus ein und demselben Land. Nimmt man die vier bereits fixierten Italiener hinzu, hat man mehr als zwei Drittel des feststehenden Grids beisammen. Für eine Weltmeisterschaft ein peinlicher Wert!

Spanische Dreifachsiege sind keine Seltenheit, Foto: Milagro
Spanische Dreifachsiege sind keine Seltenheit, Foto: Milagro

Nicht falsch verstehen, ich habe überhaupt nichts gegen die Spanier und Italiener in der MotoGP. Ich mag ihren lockeren Umgang mit Menschen, ihre Sprachen, ihre Mentalität. Was ich mir wünsche ist einfach mehr Vielfalt. Japaner wie Norick Abe, Tetsuya Harada oder Hiroshi Aoyama waren in jeglicher Hinsicht anders als die Südeuropäer - und gerade deshalb so beliebt. Nun sind sie völlig aus der MotoGP verschwunden. Die Australier, angeführt von Mick Doohan und Casey Stoner, waren selten Lieblinge der Massen, mit ihrem oft mürrischen Auftreten und den markigen Sprüchen aber dennoch ein wertvoller Bestandteil der Königsklasse. Einen Spitzenpiloten bejubeln die 'Aussies' zur Zeit nicht, nur Jack Miller hält als Einzelkämpfer schüchtern die Fahnen hoch.

Nun passiert mit dem Aus für Nicky Hayden auch noch der totale MotoGP-Exodus der US-Amerikaner. Kenny Roberts eroberte Ende der 70er-Jahre die 500ccm-Klasse im Sturm, in den folgenden anderthalb Dekaden dominierten die US-Boys nach Belieben. Auch hier war es nicht nur der sportliche Erfolg, sondern das betont coole Auftreten der Amerikaner, das für so viel Abwechslung im Fahrerlager sorgte. Die Liste ließe sich um die schillernden Brasilianer wie Alex Barros oder Exoten wie Gary Hocking aus dem heutigen Simbabwe beliebig erweitern.

Die US-Boys wie Wayne Rainey prägten eine ganze Ära, Foto: Milagro
Die US-Boys wie Wayne Rainey prägten eine ganze Ära, Foto: Milagro

Die MotoGP ist eigentlich ein Vorbild, was Vielfalt betrifft. Fünf Hersteller kämpfen um Siege auf fünf Kontinenten. Dass man aber in den letzten drei Jahren von Austin bis Motegi stets nur die italienische oder spanische Hymne am Sonntag hören durfte, passt da nicht ins Bild. FIM und Promoter Dorna sind gut beraten, das zu ändern, wollen sie ihr Produkt MotoGP in Zukunft auch außerhalb ihrer beiden Kernländer verkaufen.