Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo? Diese Frage beschäftigt die MotoGP-Community noch mindestens drei Wochen, eventuell sogar bis zum Finale in Valencia. Honda ist im Titelduell der MotoGP auf der Fernost-Tour nur noch Zuschauer.

HRC-Teammanager Livio Suppo kann sich das teaminterne Duell bei Yamaha beruhigt ansehen. Er erwartet für den blauen Erzrivalen aber einen heißen Oktober. "Für Yamaha wird das Fahrer-Management nun zusehends schwieriger", ist sich der Italiener im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com sicher.

Lorenzo: Der ungewollte Champion?

Vor allem auf Lorenzos Seite der Box könnte die psychische Komponente eine immer wichtigere Rolle spielen. Denn die größeren Sympathien im WM-Duell kann definitiv Rossi für sich verbuchen. Zumindest auf Seite der Fans, aber womöglich auch intern bei Yamaha, wie Suppo mutmaßt.

"Valentino ist eine Legende. Ich frage mich, ob in Jorges Hinterkopf nicht doch der Gedanke sitzt, dass Yamaha mit einem Triumph Rossis mehr Freude hätte. Wenn ich Jorge wäre, würde ich das denken. Eben weil Valentino so beliebt ist und es noch dazu sein zehnter Titel wäre."

Rossi geht zum ersten Mal seit seinem schweren Unterschenkelbruch in der Saison 2010 - der einzigen großen Verletzung seiner Karriere - wieder als WM-Leader auf die Fernost-Tour. Mit seinem achten Gesamtsieg in der MotoGP würde er mit Giacomo Agostini gleichziehen und somit Geschichte schreiben.

Honda als Nutznießer des Yamaha-Duells

Reiben sich Rossi und Lorenzo im Titelkampf zugunsten Hondas auf?, Foto: Tobias Linke
Reiben sich Rossi und Lorenzo im Titelkampf zugunsten Hondas auf?, Foto: Tobias Linke

Yamaha betonte aber stets, im WM-Duell keinen der Fahrer zu bevorzugen und sich in die Auseinandersetzungen auf der Strecke auch nicht einmischen zu wollen. Dass sich Rossi und Lorenzo im Infight ohnehin nicht von außen dreinreden lassen, bewies das Duo beim Regenrennen in Misano. Dort blieb Lorenzo trotz mehrfacher Aufforderung zum Motorradwechsel von der Boxenmauer auf der Strecke, um Valentino Rossis Strategie abzuwarten.

Das Ende ist bekannt: Beide Yamaha-Fahrer blieben auf auftrocknender Strecke viel zu lange auf Regenreifen draußen, verspielten damit ihre Siegchancen und am Ende stürzte Lorenzo nach seinem Motorradwechsel auf Slicks sogar. Der lachende Dritte war in diesem Fall Honda.

Suppo betont aber, dass die Aktionen des Erzfeindes Hondas Taktiken nicht beeinflussen würden: "Auf unsere Arbeit hat es sowieso keine Auswirkungen, was Yamaha tut. Auch alles, was Jorge tut oder denkt, ist sein Problem und nicht unseres."