Es ist schon ein Luxusproblem, nach einer Bestzeit und einem zweiten Platz nicht hundertprozentig zufrieden sein zu dürfen. Marc Marquez wird aber nicht gänzlich glücklich ins Bett gehen: Einige Experimente haben nämlich nicht den gewünschten Erfolg erbracht. Dennoch zeigte sich der 22-Jährige angetan vom Freitag. "Wir haben viele Dinge getestet, speziell bei den Reifen." Seine Zeit von 1:32.924 Minuten reichte für den zweiten Rang im Nachmittagstraining und lag knapp über seiner Bestmarke von 1:32.915 aus dem Jahr 2013, die Jorge Lorenzo als Einziger geknackt hat. Der Yamaha-Pilot war 53 Tausendstel schneller als Marquez.

Das verwunderte einige, denn eigentlich war erwartet worden, dass bereits am Freitag die alte Bestmarke pulverisiert werden würde. Viele Fahrer testeten vor einigen Monaten in Misano und erwarteten aufgrund des neuen Belags einen großen Sprung bei den Rundenzeiten von Anfang an. Doch die Strecke fühlte sich bei weitem nicht so griff an wie erwartet: "Seit dem Test hat sich die Strecke ziemlich stark verändert", gab auch Marquez eine gewisse Überraschung zu. "Es ist rutschiger und es sieht so aus, dass es sehr warm wird. Wir müssen uns darauf einstellen."

Volle Action: Marc Marquez war am Freitag absolut sattelfest, Foto: Tobias Linke
Volle Action: Marc Marquez war am Freitag absolut sattelfest, Foto: Tobias Linke

Rutschig oder nicht, Marquez lag über weite Strecken der Trainings an der Spitze und schien das Geschehen zu kontrollieren, bis am Nachmittag überraschend Jorge Lorenzo einen raushaute. "Es sieht so aus, als wäre Jorge der stärkere der beiden Yamaha-Piloten, aber natürlich dürfen wir auch Dani [Pedrosa] nicht vergessen", mahnte er. Vergessen sollte man darüber hinaus auch nicht, dass Marquez seine Bestzeit mit zwei harten Reifen erzielte - eine Mischung, mit der er schon auf dem Sachsenring im Rennen erfolgreich gewesen ist.

Experimente nicht erfolgreich, aber kein Schlag ins Wasser

Der Repsol-Honda-Pilot experimentierte an zwei Fronten: Eine neue Schwinge als Test für die Zukunft und eine andere Fahrwerksgeometrie, um sein altes Problem mit Vibrationen beim Bremsen auf dem Hinterreifen in den Griff zu bekommen. Dabei ist er aber scheinbar übers Ziel hinausgeschossen: "Jetzt habe ich mehr Probleme mit der Front auf der Bremse. Beim Test lief es besser, aber hier hat es aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert. Morgen werden wir auf den Stand aus den letzten Rennen zurückrüsten."

Zurückrüsten wird er auch bei der Schwinge, schließlich war das ein experimentelles Teil. "Die Honda-Leute haben eine große Änderung für das nächstjährige Motorrad vor", so Marquez, der bestätigte, dass es sich um ein brandneues Teil handelte. Dieses hat noch nicht ganz die Erwartungen erfüllt. "Wir werden die neue Schwinge dieses Wochenende nicht mehr benutzen. Es gibt einen positiven Punkt, den wir herausgefunden haben, aber zu viele negative." Ganz umsonst wird der Test aber nicht gewesen sein, denn die Daten werden in Japan gewissenhaft ausgewertet werden. "Es wird Honda dabei helfen zu verstehen, welche Richtung sie nächstes Jahr einschlagen sollen."

So lässt es sich leben: Marc Marquez mit seiner Honda RC213V allein auf dem Red Bull Ring, Foto: Philip Platzer, Red Bull Content Pool
So lässt es sich leben: Marc Marquez mit seiner Honda RC213V allein auf dem Red Bull Ring, Foto: Philip Platzer, Red Bull Content Pool

Steirische Berg-und-Tal-Erfahrung

Vor dem Rennwochenende war Marquez auf dem Red Bull Ring für einen Pressetermin zu Gast, an dem Motorsport-Magazin.com ein exklusives Interview mit dem Überflieger geführt hat. Auf die Strecke angesprochen, antwortete der Spanier: "Eine sehr interessante Erfahrung. Wenn man auf die Streckenkarte blickt, sieht es aus wie eine einfache Strecke, aber wenn man dann da ist und sieht, wie es hoch und runter geht, ist es schon interessanter. Das wird sicherlich ein schönes Rennen."