Wenn du glaubst es geht nichtmehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Dieser Spruch trifft den Nagel von Valentino Rossis WM-Kampagne 2015 auf den Kopf. Eben erst hatte der neunfache Motorrad-Weltmeister seine Führung in der Gesamtwertung eingebüßt, schon lacht er wieder vom Platz an der Sonne.

Es ist das zigste Comeback des 36-Jährigen, der von seinem achten Titel in der Königsklasse nur noch sechs Rennen entfernt ist. Rossi ist in dieser Saison das personifizierte Höchstmaß an Konstanz. In allen zwölf Rennen landete er auf dem Podium, keine Siegerehrung ohne den Doktor.

Rossi ist wie ein Uhrwerk

Marc Marquez ist meistens schneller, Jorge Lorenzo fährt im Regelfall noch perfekter als Rossi. Eigentlich ist der Doktor damit nur der drittschnellste Fahrer im Feld. Aber am Ende des Tages lacht immer wieder der Herr mit der gelben 46. Rossi bleibt stets sitzen, macht keine Dummheiten und es scheint, als wäre er anpassungsfähiger denn je.

Valentino Rossi glänzt mit unfassbarer Konstanz, Foto: Tobias Linke
Valentino Rossi glänzt mit unfassbarer Konstanz, Foto: Tobias Linke

Denn während Marquez 2015 viel zu oft das Limit seiner Honda überfährt und der feinfühlige Lorenzo viel zu abhängig von diversen Gegebenheiten ist, sammelt Rossi ein zweistelliges Punkteergebnis nach dem anderen. Dass er den nötigen Killerinstinkt wieder gefunden hat, bewies er eindrucksvoll in Argentinien und in den Niederlanden.

Das Momentum wieder erkämpft

Ja, Lorenzo hatte in dieser Saison auch schon Pech. Aber Lorenzo ist 2015 weit weniger anpassungsfähig als Teamkollege Rossi. Die neue Reifenmischung in Assen und am Sachsenring lag dem Spanier so gar nicht. Prompt verpasste er zweimal den Kampf um den Sieg Der Regen in Silverstone lag ihm ebenfalls nicht, auch wenn erneut Probleme mit der Sicht in seinem Helm hinzu kamen. Die Konsequenz: Zum fünften Mal in dieser Saison eine Siegerehrung ohne ihn.

Das Momentum hatte Lorenzo schon mehrfach auf seiner Seite. Nach den Seriensiegen im Frühsommer etwa, aber auch nach den beiden tollen Rennen in Indy und Brünn nach der Sommerpause. Doch Rossi hat sich jedes Mal wieder zurück gekämpft. Der Italiener verblüffte uns in dieser Saison schon mehrfach. Längst wäre der Titelgewinn daher keine Überraschung mehr. Aber eine ganz große Story.