Schlüsselfaktor 1: Bodenwellen

Es hat schon seinen Grund, warum sich Formel 1 und MotoGP kaum gemeinsame Strecken teilen. Silverstone ist neben Austin, Sepang und Barcelona einer von nur vier Kursen, auf denen beide Königsklassen unterwegs sind. Denn die verhältnismäßig schweren F1-Boliden setzen dem Asphalt zu, sodass die sensiblen Motorräder mit einer Menge Bodenwellen kämpfen müssen.

Andrea Dovizioso wies am Freitag auf diesen Missstand hin: "Jeder hatte seine Schwierigkeiten mit den Bodenwellen und man kann viele verschiedene Linien fahren. Es ist also nicht einfach, sanft zu fahren. Das wäre aber der Schlüssel, denn wenn man aggressiv über die Wellen fährt, dann wird es sehr schwierig."

Lorenzo erklärt sich durch den unruhigen Asphalt auch den Umstand, dass die aktuellen Rundenzeiten den letztjährigen hinterherhinken, obwohl die Motorräder in diesem Jahr deutlich schneller sind und fast an jedem Rennwochenende Rundenrekorde aufgestellt werden. Zum Vergleich: Marc Marquez fuhr im Vorjahr am Freitag 2:02.126, während Lorenzo diesmal als Freitagsschnellster nur eine 2:02.338 erzielte.

"Es ist schlimmer als letztes Jahr, um ehrlich zu sein. Es ist sogar um einiges schlimmer. Wir haben deutlich mehr Vibrationen. Leider ist die Strecke dadurch langsamer geworden, obwohl die Bikes schneller sind. Deshalb fahren wir mehr oder weniger dieselben Rundenzeiten wie im Vorjahr", sagte Lorenzo.

Schlüsselfaktor 2: Schnelle Kurven

Silverstone ist durch seine vielen schnellen Kurven geprägt. Ein Umstand, der in der MotoGP nicht allen Piloten gefällt. So ist etwa Andrea Dovizioso grundsätzlich kein Fan solcher Passagen. In Silverstone leidet auch Stefan Bradl in derartigen Kurvenabschnitten. "Ich bin einigen Jungs nachgefahren und habe klar gesehen, wo wir Zeit verlieren: In den schnellen Kurven, wo das Motorrad einfach nicht so sauber um die Ecken fährt", sagte er nach dem Training.

Jorge Lorenzo hingegen liebt diese Passagen, weshalb er ein heißer Kandidat auf den Sieg ist. Es wäre bereits sein vierter im sechsten Antreten. "Warum ich hier so gut bin? Vielleicht weil diese vielen, flüssigen Kurven und Schikanen genau zu meinem Rhythmus passen. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt", so der WM-Leader.

Schlüsselfaktor 3: Schwankende Temperaturen

Die großen Temperaturunterschiede zwischen den morgendlichen Sessions und jenen am Nachmittag, stellen die Fahrer und deren Crews vor eine große Herausforderung. Im ersten Training knackte der Asphalt gerade einmal die 20-Grad-Marke, während am Nachmittag an der 30-Grad-Marke gekratzt wurde. "Der Temperaturunterschied von Vormittag zu Nachmittag ist schon stark spürbar, deshalb wollte ich die neue Schwinge am Nachmittag unbedingt noch einmal probieren wollte", sagte Stefan Bradl. Das Problem bei den geringen Temperaturen am Vormittag ist, dass unter diesen Konditionen getestete Setupänderungen nur bedingt Rückschlüsse auf das Verhalten des Motorrads zur Mittagszeit zulassen. Ein Nachteil vor allem für Valentino Rossi, der bekannt dafür ist, oft noch im Warmup rennentscheidende Veränderungen vorzunehmen.