Beginnend in Assen feierte Marc Marquez eine sportliche Auferstehung. Nach zuvor zwei Ausfällen in Serie fuhr der Weltmeister in den letzten vier Rennen zwei Mal als Sieger durch das Ziel, die anderen beiden Male wurde er Zweiter. Kein anderer Pilot sammelte in diesem Zeitraum so viele Punkte wie er. Auch in Silverstone ist Marquez wieder einer der heißesten Anwärter auf den Sieg. Am Freitag lag er als Zweiter nur 33 Tausendstel hinter Jorge Lorenzo. Wie in Indianapolis und Brünn bahnt sich also auch beim Großbritannien-Grand-Prix ein Duell der beiden spanischen Superstars an.

"Im Moment sieht es so aus, als würden Jorge und ich hier sehr eng beieinander liegen", analysiert Marquez. "Jetzt kommt es darauf an, wie stark er sich am Samstag noch steigern kann und wie sehr ich mich verbessere. Wir dürfen aber auch Dani und Vale nicht vergessen, nur weil Jorge im Moment am stärksten aussieht." Mit der eigenen Arbeit ist der Repsol-Honda-Pilot bisher auf jeden Fall zufrieden: "Mein Feeling hier ist ähnlich wie im Vorjahr. Grundsätzlich fühle ich mich wohl und habe auch mit nachlassenden Reifen einen guten Rhythmus." Die ein oder andere Baustelle gibt es dennoch. "Unser Ziel ist es, am Kurvenausgang stärker zu werden, denn da haben wir im Moment die größten Probleme. Uns fehlt es da etwas an Grip und die vielen Bodenwellen machen alles noch schwieriger. Das Motorrad bewegt sich dort sehr stark. Wir arbeiten nun daran, diese Wellen besser schlucken zu können."

Duellieren sich Marquez und Lorenzo in Silverstone erneut um den Sieg?, Foto: Milagro
Duellieren sich Marquez und Lorenzo in Silverstone erneut um den Sieg?, Foto: Milagro

Wendepunkt Assen

Das sind jedoch Schwierigkeiten, die im Vergleich zu den großen Problemen am Saisonbeginn beinahe lächerlich wirken. Damals fand ich Marquez oft mehrmals pro Wochenende am Boden liegend im Kies wieder, auch im Rennen fiel er drei Mal nach einem Sturz aus. Doch dann folgte der angesprochene Aufwärtstrend, beginnend in Assen. Kein Zufallsprodukt, wie Marquez betont. Nur durch eine gezielte Änderung seines Fahrstils war der erneute Erfolgslauf möglich: "Ich habe damit in Mugello begonnen. Zumindest habe ich es versucht, aber ich konnte die Probleme trotzdem nicht beheben. Erst nach dem Wochenende in Barcelona, als wir das Chassis gewechselt und weitere große Veränderungen am Motorrad vorgenommen haben, ging es bergauf. In Assen hat es mir das Bike dann erstmals erlaubt, diesen neuen Stil zu fahren."

Vom Idealzustand sei man noch weit entfernt, aktuell hole man aber das Maximum heraus, glaubt Marquez. "Natürlich ist der Charakter der Maschine immer noch da, aber wir können mit den Problemen jetzt ganz gut umgehen, was in den ersten sechs Rennen definitiv nicht der Fall war", gibt er zu bedenken. Um wieder einigermaßen erfolgreich zu sein, musste der Titelverteidiger aber auf einige seiner Trümpfe von 2014 verzichten. "Im vergangenen Jahr war das Anbremsen eine meiner großen Stärken, zusammen mit dem Hinausbeschleunigen aus den Kurven", erklärt er. "Mit dem aggressiven Motor in diesem Jahr kann ich nicht mehr so fahren. Ich muss früher bremsen und mich früher auf den Kurvenausgang vorbereiten, weil der Motor so abrupt einsetzt."

Zu Saisonbeginn flog Marquez regelmäßig ab, Foto: Tobias Linke
Zu Saisonbeginn flog Marquez regelmäßig ab, Foto: Tobias Linke

Mit den Waffen der Gegner

Eine Technik, die eigentlich die Yamaha-Fahrer, besonders Jorge Lorenzo, für sich perfektioniert haben. Sie schaffen es seit Jahren, durch eine besonders saubere Fahrweise mehr Geschwindigkeit durch die Kurven mitzunehmen. "Es geht ein wenig in Richtung des Yamaha-Fahrstils", gesteht Marquez. Die Maschinen hätten sich generell deutlich mehr angenähert. "Yamaha hat sich beim Anbremsen extrem gesteigert. Sie können jetzt sehr tief hineinbremsen, wodurch wir den Vorteil in diesem Bereich fast völlig verloren haben. Wir müssen aber in diesem Bereich etwas opfern, um am Kurvenausgang wieder Zeit gutzumachen."