Das Rennwochenende in Brünn wird dieses Jahr zum Härtetest für Mensch und Maschine. Bereits am Freitag wurden Außentemperaturen von mehr als 36 Grad erreicht, am Qualifying-Samstag dürfte mit bis zu 40 Grad der Höhepunkt der Hitzewelle erreicht werden. Die Asphalttemperaturen in Brünn steigen somit auf weit mehr als 50 Grad an, was dem Grip alles andere als zuträglich ist, da sich bei derartiger Hitze ein schmieriger Film auf der Oberfläche bildet. Bedingungen, wie sie WM-Leader Valentino Rossi ganz und gar nicht gefallen.

"Das war ein sehr schwieriger Tag", meinte er nach den ersten beiden Trainings am Freitag. "Die Bedingungen hier sind die schwierigsten in der bisherigen Saison. Das Grip-Level am Asphalt ist sehr niedrig, dadurch rutscht das Motorrad extrem. Zum ersten Mal 2015 haben wir mit dem Vorderreifen von Bridgestone echte Probleme." Doch nicht nur die Temperatur des Asphalts wird für Rossi zum Problem, sondern auch seine Unebenheit: "Die Strecke hat jede Menge Wellen. Das macht es sehr schwer, das Bike am Kurveneingang zu kontrollieren. So ist es extrem hart, voll ans Limit zu gehen."

Rossi hatte am Freitag zu kämpfen, Foto: Yamaha
Rossi hatte am Freitag zu kämpfen, Foto: Yamaha

Pedrosa-Leck bringt Rossi zu Sturz

Ein Problem, dass aber nicht nur Rossi plagt. Zahlreiche Fahrer wie Marc Marquez oder Andrea Dovizioso stürzten über das Vorderrad. Auch Rossi selbst landete im Kies, bei ihm hatte der Crash aber andere Gründe. "Das war einfach Pech. Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort", stellt er klar. "Dani hat direkt vor mir Öl verloren und ich bin darauf ausgerutscht. Ich habe den Rauch schon in der Kurve davor wahrgenommen, dachte dann aber, dass ich mich getäuscht habe. Er dürfte auch nicht viel verloren haben, aber genug, um mich zu Sturz zu bringen." Wenige Stunden nach seinem Crash konnte Rossi schon wieder darüber scherzen: "Ich habe gehört, dass Dani mir in den nächsten Rennen Probleme bereiten soll. Hoffentlich nicht aus diese Art und Weise."

Rossi kam im Gegensatz zu Pedrosa, der sich am Fuß verletzte, auch ohne Blessuren davon. Bitter für ihn war aber, dass er zum Zeitpunkt des Sturzes gerade ein neues Setup an seiner Yamaha M1 fuhr, dessen Test somit frühzeitig zu Ende war. "Leider haben wir durch den Sturz die Möglichkeit verloren, ein paar Dinge am Motorrad auszuprobieren und musste auf das Ersatzbike wechseln, das ganz anders abgestimmt war", erklärt der Routinier. "Wir konnten uns im Laufe des Tages dennoch deutlich steigern."

So reichte es am Nachmittag für Rossi zu Platz vier hinter Marquez, Lorenzo und Andrea Iannone, in der kombinierten Zeitenliste liegt er auf dem sechsten Rang. Vor allem seinen Stallgefährten Lorenzo, der die Tagesbestzeit fuhr, sieht er einmal mehr als härteste Nuss an. "Er ist der einzige, der eine konstante Pace halten kann", erkannte Rossi. "Jorge ist auf der Bremse und am Kurveneingang sehr stark hier. Also in den Bereichen, in denen das Motorrad besonders schwer zu kontrollieren ist. Er legt am Freitag auch immer gleich sehr schnell los, das war auch in Indianapolis schon so. Außerdem kann er neue Reifen immer sehr gut nützen. Das sind die Hauptgründe, warum er vor mir liegt."

Mit Jorge Lorenzo konnte Rossi nicht ganz mithalten, Foto: Yamaha
Mit Jorge Lorenzo konnte Rossi nicht ganz mithalten, Foto: Yamaha

Gründe für Rückstand bekannt

Gut eine halbe Sekunde trennt die Teamkollegen aktuell. Einen Rückstand, den es für Rossi zu verkleinern gilt. "Platz vier ist nicht so schlecht, aber ich habe gegenüber Jorge schon noch einige Nachteile, die ich gutmachen muss", weiß er. Nach dem Punkteverlust im Titelkampf zuletzt in Indianapolis, müsse sich das Blatt nun nämlich wieder wenden, so Rossi. "Ich kann nicht einfach nur meinen Vorsprung verwalten. Dazu ist Jorge viel zu nah dran."