Marc Marquez bleibt auf nordamerikanischem Boden unschlagbar. Der Weltmeister gewann am Sonntag in Indianapolis und feierte damit seinen siebenten Sieg in seinem siebenten MotoGP-Rennen in den USA. Das Rennen in der Analyse:

Die Drei Klassen-Gesellschaft

In Indianapolis waren die Kräfte im Feld glasklar verteilt. Was sich schon in den Sessions am Freitag und Samstag andeutete, bestätigte sich am Sonntag rasch: Marc Marquez und Jorge Lorenzo waren eine Klasse für sich. Schon bei der ersten Überfahrt des Zielstrichs lag das Duo voran und gab die ersten beiden Plätze bis zur karierten Flagge nicht mehr ab.

Dahinter bildeten Dani Pedrosa und Valentino Rossi das Verfolgerduo, das sich um den letzten Podestplatz duellierte. Ab Runde sechs hatte Pedrosa als Dritter einen Rückstand von über einer Sekunde auf Rang zwei, den er bis Rennende nicht wieder unter diese Marke drücken konnte. Am Ende sollten es über fünf Sekunden sein.

Die Positionen in Indianapolis waren früh bezogen - Rossi und Pedrosa lagen zurück, Foto: Yamaha
Die Positionen in Indianapolis waren früh bezogen - Rossi und Pedrosa lagen zurück, Foto: Yamaha

Der Rest des Feldes lag früh aussichtslos zurück. Nach der dritten Runde hatte Andrea Iannone als Fünfter erstmals über eine Sekunde Rückstand auf Platz vier. In Lap zehn waren es über fünf Sekunden, bei der Zieldurchfahrt bereits über 15 Sekunden. Die Rollen im Indianapolis-GP waren klar verteilt.

Rossis Dilemma

Valentino Rossi lieferte ein kämpferisch starkes Rennen und sorgte gemeinsam mit Dani Pedrosa für zahlreiche spannende Momente. Mehrfach wechselte sich das Duo auf Rang drei ab, während es an der Spitze nur einen Führungswechsel zwischen Marquez und Lorenzo ohne anschließenden Konter gab. Rossi hatte sich die Sache aber wieder einmal selbst mit einem schwachen Qualifying schwerer als nötig gemacht.

Während Pedrosa in der ersten Reihe stand, musste Rossi vom mittleren Startplatz in Reihe drei ins Rennen gehen. Die schwierig anzufahrende Kurve eins machte ihm zusätzlich das Leben schwer, als er auf Cal Crutchlow auflief. Nach einer Runde hatte sich Rossi zumindest auf Rang fünf vorgekämpft, auf den Führenden Lorenzo aber bereits eineinhalb Sekunden eingebüßt. In Runde zwei übernahm er Rang vier, lag aber bereits 2,251 Sekunden hinter Lorenzo und 1,2 hinter Platz drei.

Diese Lücke zu schließen kostete Rossi das halbe Rennen. Erst in der 14. Runde kam er auf zwei Zehntel - und damit in Schlagdistanz - an Pedrosa heran. Vier Umläufe später konnte er zum ersten Mal an seinem Honda-Rivalen vorbeigehen. Rossi hatte in der zweiten Rennhälfte aber ein offensichtliches Problem: den Topspeed-Nachteil seiner Yamaha.

Nur in drei fliegenden Runden (erste und letzte ausgenommen) konnte Rossi mit mehr Endgeschwindigkeit gemessen werden als Pedrosa. Dessen Vorsprung schwankte in den meisten Runden zwischen zwei und drei km/h, konnte im Windschatten aber auch auf bis zu zehn km/h (Runde 23) anwachsen.

Pedrosa konnte daher mehrmals am Ende von Start/Ziel an Rossi vorbeigehen. Der WM-Leader kämpfte sich aber jedes Mal zurück, auch weil Pedrosa im Infield des Indianapolis Speedway seine Linie nicht immer sauber halten konnte. "Die Honda-Fahrer sind etwas kleiner als wir, besonders Dani. Das bringt auf den Geraden einen Vorteil in den Bereichen Gewicht und Aerodynamik", analysierte Rossi nach dem Rennen.

"Wir sind nicht schlecht und vor allem die Beschleunigung der Yamaha ist gut. Aber im zweiten Teil der Geraden haben wir noch Probleme. Unser Motor ist gut fahrbar, aber oben hinaus gehen uns die PS ein wenig aus. Ich würde mir natürlich mehr Power wünschen, aber wir müssen es so akzeptieren wie es ist. Wenn man im Windschatten bleiben kann, stellt das über die Renndistanz kein Problem dar."

Topspeed ist nicht alles

Dass schiere Endgeschwindigkeit nicht alles ist, mussten auch die Ducatisti in Indianapolis lernen. Nach den engen und langsamen Kursen in Assen und Sachsen hatte sich die rote Rennfraktion in Übersee aufgrund der Geraden wieder bessere Chancen ausgerechnet. Und an der Endgeschwindigkeit sollte es auch nicht scheitern."

FahrerMotorradLaps über 340 km/hTopspeed
Andrea IannoneDucati20343,3 km/h
Andrea DoviziosoDucati14343,7 km/h
Dani PedrosaHonda4343,1 km/h
Yonny HernandezDucati4341,3 km/h
Bradley SmithYamaha3343,0 km/h
Cal CrutchlowHonda2342,7 km/h
Pol EspargaroYamaha1341,6 km/h
Danilo PetrucciDucati1340,2 km/h
Scott ReddingHonda1340,0 km/h

Insgesamt 50 Mal wurden Motorräder mit mindestens 340 km/h geblitzt. 39 davon stammten aus dem Hause Ducati. Dovizioso markierte mit 343,7 die Bestmarke im Rennen, im Training kratzte Iannone mit 349,3 km/h sogar wieder einmal an der 350er-Schallmauer. Am Sonntag war es auch Iannone, der satte 20 Mal Start/Ziel mit über 340 km/h durchfuhr.

Für Yamaha durchbrachen Pol Espargaro und Bradley Smith diese Marke, während die Werksfahrer Jorge Lorenzo und Valentino Rossi daran scheiterten. Dass reiner Topseed nicht alles ist, bewies aber Marc Marquez. Der knackte die 340 km/h auch nicht und durfte sich am Ende dennoch über schnellste Rennrunde und den Sieg freuen.