So hat man Valentino Rossi nur selten gesehen. Völlig platt hing er nach seinem dritten Rang im Grand Prix von Indianapolis über der Absperrung des Parc ferme und gab Interviews. Die 27 Runden auf der amerikanischen Traditionsrennstrecke hatten ihm sichtlich zu schaffen gemacht. "Es war ein sehr hartes Rennen für mich - extrem fordernd", lechzte der sonst so redefreudige Italiener. Mehr als der dritte Platz hinter Marc Marquez und Jorge Lorenzo sei dieses Mal nicht möglich gewesen: "Mit Rang drei bin ich daher sehr zufrieden, denn am gesamten Wochenende waren Jorge und Marc viel schneller als ich."

Im Rennen sah es zwischenzeitlich aber sogar so aus, als könnte Rossi um den Sieg kämpfen. Nach verheerenden Trainingsresultaten und dem schon fast obligatorischen achten Platz in der Startaufstellung hatten Rossi und seine Crew im Warm Up einmal mehr eine Lösung für die Probleme mit der Yamaha M1 gefunden. "Wir konnten unser Setup im Warm Up noch einmal verbessern", bestätigt der 36-Jährige. "Mir war klar, dass ich so eine ordentliche Pace im Rennen haben würde. Tatsächlich konnte ich dann auch viele Runden im Bereich von 1:32.8 fahren. Das war in den Trainings noch unmöglich für mich."

Rossi und Crewchief Galbusera fanden erneut erst spät das richtige Setup, Foto: Milagro
Rossi und Crewchief Galbusera fanden erneut erst spät das richtige Setup, Foto: Milagro

Diese Pace konnten phasenweise nicht einmal Lorenzo und Marquez an der Spitze mitgehen und Rossi war schnellster Mann auf der Strecke. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits am Start zwei Position gut gemacht, dann noch Bradley Smith sowie Andrea Iannone überholt und machte Jagd auf den drittplatzierten Dani Pedrosa. "Zu Beginn ist es gut für mich gelaufen. Ich bin schnell auf Rang vier nach vorne gekommen, ", resümiert Rossi. Am Heck von Pedrosa hängend wendete sich das Blatt aber: "Gegen Dani war es wirklich schwierig. Er versuchte, mit Jorge und Marc mitzuhalten, war aber in manchen Bereichen nicht schnell genug. Ich habe alles gegeben um ihn einzuholen und das schließlich auch geschafft. Nach einigen Runden konnte ich ihn dann zwar überholen und habe gehofft, ihm davonzufahren, aber er hat immer wieder zurückgeschlagen."

Ein letztes Mal an diesem Sonntag bot Pedrosa Rossi in Kurve eins der letzten Runde die Stirn und ging an ihm vorbei, doch der Doktor bremste sich im folgenden Rechtsknick wieder innen durch und gab Rang drei bis ins Ziel nicht mehr ab. "Es war ein großartiger Kampf und ich bin wirklich happy, ihn für mich entschieden zu haben und wieder auf dem Podium zu stehen. Das ist sehr wichtig für mich", stellte Rossi fest. Er führt somit in der Weltmeisterschaft immer noch neun Punkte vor Lorenzo. Dass sein Vorsprung auch deutlich stärker schmelzen hätte können, war ihm bewusst. "So verliere ich nur vier Punkte auf Jorge in der Weltmeisterschaft. Das ist absolut okay. Wenn Jorge vor Marc geblieben wäre und ich hinter Dani hätte ich auch viel mehr Punkte verlieren können."

An Pedrosa hätte sich Rossi fast die Zähne ausgebissen, Foto: Honda
An Pedrosa hätte sich Rossi fast die Zähne ausgebissen, Foto: Honda

Schadensbegrenzung im Titelkampf

Durchaus ein versöhnliches Ende eines schwierigen Wochenendes also für Rossi, der von der Vielzahl an Schwierigkeiten in Indianapolis selbst überrascht war. "Mir war schon im Vorfeld klar, dass wir in Indianapolis Probleme haben würden, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so groß sind", musste er gestehen. "Ich hatte Schwierigkeiten beim Anbremsen und bei schnellen Richtungswechseln und generell mit starkem Untersteuern zu kämpfen. Vor allem im Qualifying ist es nicht nach Wunsch gelaufen. Wenn ich in der zweiten Reihe gestanden wäre, hätte das vieles einfacher gemacht." Tatsächlich war es einmal mehr seine schlechte Startposition, die Rossi wertvolle Punkte kostete. Eine Schwäche, die er einfach nicht in Griff zu bekommen scheint, welche ihm aber im Kampf um seinen zehnten Weltmeistertitel noch teuer zu stehen kommen könnte.