Das MotoGP-Rennwochenende in Indianapolis stand bisher im Zeichen von zwei Männern. Marc Marquez und Jorge Lorenzo teilten sich alle bisherigen Session-Bestzeiten untereinander auf. Der Repsol-Honda-Pilot sicherte sich auch die Pole Position für Sonntag, Lorenzo belegte im Qualifying Rang drei. Dennoch ist es er und nicht der von Startplatz zwei ins Rennen gehende Dani Pedrosa, den man als größten Herausforderer Marquez' auf der Rechnung haben muss. So stehen die Chancen der Spitzenpiloten:

Marc Marquez: Der Weltmeister ist definitiv zurück. Dass seine Pole Position am Sachsenring keine Ausnahme von der Regel war, zeigte er am Samstag eindrucksvoll. Doch nicht nur die Pace über eine Runde stimmt, auch im Renntrimm sieht Marquez extrem stark aus. Er ist ganz klar der Mann den es am Sonntag zu schlagen gilt. "Marc macht bisher einen sehr starken Eindruck", musste auch Jorge Lorenzo nach dem Qualifying neidlos anerkennen. Lediglich die Reifen könnten dem Vorjahressieger einen Strich durch die Rechnung machen. Die rutschige Streckenoberfläche sorgt für viele Rutscher bei allen Piloten. Dass Marquez hier in Sachen Reifenmanagement leichte Nachteile gegenüber anderen Spitzenpiloten hat, ist kein Geheimnis. Auch der Taktikfuchs im Vollgaspiloten ist dieses Mal also gefordert.

Marquez prügelt seine Honda gewohn spektakulär um die Strecke, Foto: Repsol Honda
Marquez prügelt seine Honda gewohn spektakulär um die Strecke, Foto: Repsol Honda

Dani Pedrosa: Wie schon am Sachsenring mischt Dani Pedrosa auch in Indianapolis voll mit. Die Pace des kleinen Katalanen ist gut, so viel ist klar. Im Gegensatz zu Marquez fühlt sich Pedrosa aber nicht in der Lage, die volle Renndistanz mit einem stark slidenten Hinterrad zu bewältigen. "Ich muss das Bike mit meinem Team noch entsprechend einstellen, dass wir eine konstante Pace halten können", meinte er nach dem Qualifying. Das im kurzen Warm Up am Sonntagmorgen zu erreichen wird schwierig, Pedrosa gehört daher wohl nicht zu den ganz großen Sieganwärtern. Ausschließen darf man seinen ersten Sieg seit knapp einem Jahr aber auf keinen Fall.

Jorge Lorenzo: Der WM-Zweite ist wohl der einzige Fahrer im Feld, der Marc Marquez im Rennen wirklich gefährlich werden kann. Wie man es von ihm gewohnt ist, konnte Lorenzo in den Trainings unglaubliche Konstanz auf den Longruns erreichen, was er in der Regel fast ohne Verluste in den Grand Prix transferieren kann. "Er hat im Longrun eine extrem gute Pace", musste auch Marquez mit Blick auf die Zeiten seines Landsmannes feststellen und sah ihn ebenfalls als größte Gefahr im Kampf um den Sieg. Gelingt Lorenzo einer seiner Blitzstarts könnte er womöglich früh die Führung übernommen und das Tempo an der Spitze diktieren. Dann wird es auch für Marquez ganz schwer. Ansonsten muss aber wohl auch für Lorenzo alles zusammenstimmen, um am Ende ganz oben auf dem Podium zu stehen.

Lorenzo ist in Indianapolis wieder voll zurück, Foto: Yamaha
Lorenzo ist in Indianapolis wieder voll zurück, Foto: Yamaha

Valentino Rossi: Der Altmeister macht es mal wieder spannend. Zum vierten Mal in dieser Saison geht er von Startplatz acht ins Rennen, zwei Siege und einen dritten Platz ließ er bisher von dieser Position aus folgen. Der dritte Erfolg von P8 aus wirkt dieses Mal aber schwierig bis unmöglich. Zwar sollten Fahrer wie Bradley Smith, Danilo Petrucci oder Cal Crutchlow, die zwischen Rossi und dem spanischen Spitzentrio in Reihe eins stehen, keine allzu harten Brocken sein, ein wenig Zeit wird aber wohl jedes Überholmanöver in Anspruch nehmen. Gelingt Rossi nicht eine absolut fulminante Startphase, könnte eine kleine Führungsgruppe bereits ohne ihn enteilt und der Zug in Richtung Sieg somit bereits abgefahren sein. Für einen Sieg müsste also schon der Rennverlauf in Rossis Hände spielen, ein Platz auf dem Treppchen der ersten Drei sollte aber auch im zehnten Saisonrennen durchaus möglich sein.

Die anderen Fahrer: Der Kampf um das Podium scheint sich dieses Mal tatsächlich auf die Werkspiloten von Honda und Yamaha zu beschränken. Ducati und Suzuki liegen deutlich zurück und sind im Rennen erfahrungsgemäß noch weiter entfernt. Größere Gefahr geht da noch von den Kundenfahrern bei Honda und Yamaha aus, doch auch Cal Crutchlow, Bradley Smith oder Pol Espargaro fehlt über eine gesamte Renndistanz einfach das gewisse Etwas, um mit den Ausnahmekönnern Marquez, Pedrosa, Lorenzo und Rossi mithalten zu können.

Die Ducatis sind an diesem Wochenende chancenlos, Foto: Ducati
Die Ducatis sind an diesem Wochenende chancenlos, Foto: Ducati

Die Tipps der Redaktion:

Samy Abdel Aal: Für mich gibt es kein großes Rätselraten. Repsol Honda und Marc Marquez erwiesen sich in den USA – und somit auch in Indianapolis – seit Jahren unschlagbar. Wenig an diesem Wochenende spricht bislang dagegen, dass diese Serie für den Weltmeister oder den Edel-Rennstall reißen wird. Obwohl Jorge Lorenzo einen Top-Eindruck hinterlassen hat, wird es für einen Triumph über den wiedererstarkten MM93 nicht reichen. Dani Pedrosa gewinnt den Kampf gegen Valentino Rossi, der als Vierter somit erstmals in dieser Saison das Podium verpasst.

Samys Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Pedrosa

Tobias Ebner: Zwei Fahrer stehen an diesem Wochenende eine Stufe über dem Rest. Entsprechend entscheidet sich der Sieg nur zwischen Jorge Lorenzo und Marc Marquez. Aufgrund der Trainingsleistungen sehe ich hier Marquez leicht im Vorteil, der Repsol-Honda-Pilot konnte häufiger gute Zeiten im Longrun hinlegen als Lorenzo. Auf Platz drei kommt Dani Pedrosa ins Ziel. Rossis Podestserie wird (leider) ein Ende finden morgen.

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Pedrosa

Duellieren sich Rossi und Pedrosa dieses Mal um Rang drei?, Foto: Tobias Linke
Duellieren sich Rossi und Pedrosa dieses Mal um Rang drei?, Foto: Tobias Linke

Michael Höller: Marquez wird seine Siegesserie in Nordamerika fortsetzen. Dahinter hoffe ich auf einen Dreikampf zwischen Pedrosa, Lorenzo und Rossi. Wenn der WM-Leader in den Anfangsrunden rasch nach vorne kommt, kann er seine Podest-Serie aufrecht halten.

Michaels Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi

Markus Zörweg: Lange ist es her, dass wir Jorge Lorenzo und Marc Marquez in einem direkten Kampf um den Sieg beobachten durften. Am Sonntag in Indianapolis sollte es aber wieder so weit sein und die beiden Spanier sich auf Biegen und Brechen bekämpfen. Das bessere Ende wird dabei wohl Marquez haben, Lorenzo muss sich mit Rang zwei begnügen. Valentino Rossi fährt von P8 einmal mehr auf das Podium, wird Dritter und verteidigt so seine WM-Führung.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Lorenzo, 3. Rossi