Brickyard frei zur zweiten Runde. Im Oval von Indianapolis startet das Duell um den Titel in der MotoGP-Saison 2015 zwischen dem Yamaha-Duo richtig durch. Nach der Sommerpause gilt es sowohl für Valentino Rossi als auch für Jorge Lorenzo dem Teamkollegen und damit gleichzeitig schärfsten Rivalen im Titelkampf gleich eine Ansage auf der Strecke zu machen. Nur 13 Punkte trennen den Italiener und den Spanier nach neun Rennen an der WM-Spitze. In diesem Kopf-an-Kopf-Rennen zählt also jede einzelne Position. Doch wer erwischt der besseren Auftakt?

Die Statistik spricht zunächst einmal gegen beide. Lorenzo und Rossi notieren je nur einen Sieg in Indianapolis - der Doktor 2008 bei der Indy-Premiere im Rennkalender, Lorenzo ein Jahr später. Seitdem herrscht Repsol Honda im Oval. Marc Marquez gewann klassenübergreifen gar viermal in Folge. Auch Dani Pedrosa siegte bereits zwei Mal in Indy. Wie zuletzt auf dem Sachsenring stehen die Vorzeichen also generell eher schlecht für Yamaha. Erneut könnte es für Rossi und Lorenzo darum gehen, wer hinter Honda am besten punktet. Zumal beide die Strecke nicht zu ihren Favoriten zählen.

Momentum Rossi, Vorjahresvorteil Lorenzo

Deshalb hat Lorenzo vor allem Marquez, noch mehr nach dessen Demonstration auf dem Sachsenring, gleichauf mit Rossi auf dem Zettel. "Hoffentlich können wir so gut wie möglich mit Valentino und Marc kämpfen", sagt der Spanier. Im Vorjahr gelang es Lorenzo noch, sich genau zwischen dieses Duo zu schieben, als er Rossi mit Platz zwei fünf Sekunden Rückstand im Ziel aufbrummte. Wiederholung unbedingt erwünscht, würde der Abstand in der WM damit wieder auf einen einstelligen Wert fallen - wie zuletzt in Spanien nachdem Lorenzo viermal in Folge gewonnen hatte.

Doch der neunmalige Weltmeister konterte, bevor ihm die Situation entglitt. Auf seiner Leibstrecke im niederländischen Assen siegte Rossi und tankte sein ohnehin reichlich vorhandenes Selbstvertrauen durch einen Last-Corner-Sieg gegen Marquez weiter auf. Lorenzo war chancenlos, in Deutschland fuhr er dem Doktor erneut nur hinterher. Kein guter Abschied in den Sommer. Umso mehr feilte Lorenzo in der kurzen Pause trotz Urlaubs mit Vollgas an seiner Fitness: "Ich habe ein paar sonnige Tage am Strand verbracht, aber habe auch viel in Kalifornien und Brasilien trainiert. Ich fühle mich großartig, bin in einer sehr guten Verfassung und bereit die wichtige zweite Hälfte der Saison anzugehen."

Kopf-an-Kopf und Rad-an-Rad um den Titel: Das Yamaha-Duell elektrisiert, Foto: Yamaha
Kopf-an-Kopf und Rad-an-Rad um den Titel: Das Yamaha-Duell elektrisiert, Foto: Yamaha

Rossi plant Podest-Durchmarsch

Fitnessfreak Rossi hat sich im Sommer jedoch ebenso wenig auf die faule Haut gelegt, großartig betonen muss er das gar nicht. "Ich habe ein paar Tage Erholung eingelegt, bin mit Freunden in den Urlaub und habe auch trainiert", sagt der WM-Leader und einzige Dauergast auf den Podien der Saison 2015. "Nach neun Rennen war diese Pause sehr wichtig, sodass ich mich selbst wieder aufladen konnte. Diese erste Hälfte ist sehr gut gelaufen mit neun Podien in neun Rennen und ich hoffe, dass die zweite Hälfte ganz genauso gut wird", sagt Rossi.

Der Italiener geht die entscheidende Phase vor allem mit dem Kopf an. "Einige der Strecken, die noch kommen, mag ich wirklich sehr, auf anderen muss ich defensiv sein", sagt Rossi. Gleich der erste Kurs nach der Pause fällt in diese zweite Kategorie. "Wir beginnen mit Indianapolis, keiner meiner Lieblingskurse", sagt Rossi. Ein Glück nur, dass es Lorenzo ähnlich ergeht. Auch der Spanier denkt taktisch: "Normalerweise ist Indy keine meiner besten Strecken, aber ich habe da ja auch mal gewonnen. Ich denke, dass wir wieder um das Podium fahren können, um zu versuchen wichtige Punkte einzufahren."

Sein Nachteil: Eine Defensiv-Strategie kann man sich als Verfolger kaum leisten, wenn der Gejagte die 46 auf dem Bikes durch die Gegend fährt.