Jetzt wird's schmutzig. Die Meinungsverschiedenheit zwischen Stefan Bradl und seinem Arbeitgeber Forward Racing eskaliert. Am Mittwoch hatte Stefan Bradl in einem Zeitungsinterview seinen Vertrag mit dem italienischen Rennstall für aufgekündigt erklärt, nachdem das Team seine Teilnahme am Rennen in Indianapolis abgesagt hatte.

"Es stimmt, ich habe gekündigt", bestätigte der 25-Jährige gegenüber der "Augsburger Allgemeine". Seiner Entscheidung sei eine Konsultation seiner Anwälte vorangegangen, die einige Paragrafen in Bradls Vertrag für nicht gebrochen ansahen.

Juristen am Werk

Doch Forward Racing soll den Abgang des Deutschen nicht so einfach hinnehmen wollen. Wie das italienische Fachmagazin GPone berichtet, soll man beim italienischen Rennstall überlegen, einen Start Bradls für ein anderes Team mit rechtlichen Schritten zu blockieren. Aus Sicht der Anwälte von Forward Racing sei der im Vorjahr geschlossene Vertrag mit Bradl nämlich noch aufrecht.

Sportlich lief es vor dem Supergau zuletzt besser, Foto: Forward Racing
Sportlich lief es vor dem Supergau zuletzt besser, Foto: Forward Racing

"Wir bemühen uns um eine Einigung mit den Piloten, aber im Moment ist noch nichts offiziell", hatte Forward Racing noch am Mittwoch auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com erklärt. Zu einem Zeitpunkt, als Bradl seinen Kontrakt bereits für aufgekündigt erklärt hatte. Bradl setzt derzeit alles daran, bereits für das Rennen in Indianapolis bei einem anderen Rennstall unterzukommen. Dabei wird ihm vor allem ein Flirt mit Aprilia nachgesagt, den Diplomat Bradl freilich nicht offiziell kommentiert.

Bradl als wichtige Aktie

Dass Forward Bradl nicht so einfach ziehen lassen will, hat vor allem finanzielle Gründe. Teammanager Mario Curioni muss bis Saisonende rund zwei Millionen Euro auftreiben, um den Rennbetrieb für die letzten acht Rennen aufrechterhalten zu können. Zudem versucht der Italiener den Kunden-Deal mit Yamaha für 2016 zu erneuern. Aktuell steht Forward noch ohne Motorrad für die kommende Saison da. In Curionis Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren und Yamaha ist Bradl die wichtigste Aktie.

Nach der Verhaftung von Eigentümer und Teamchef Giovanni Cuzari am Tag nach dem Deutschland-GP steht Forward Racing vor einem Scherbenhaufen. Zahlreiche Sponsoren kehrten dem Team den Rücken und rissen ein Loch in das Budget. Unterschriebe Bradl nun bei einem anderen Arbeitgeber (womöglich auch gleich für 2016), hätte Curioni bei der ohnehin recht aussichtslosen Rettung von Forward Racing nicht mehr viel in der Hand.

Der Streit zwischen Bradl und seinem Team könnte nun ein Fall für die Juristen werden.