Während Marc Marquez seine Form wiedergefunden hat und Valentino Rossi weiterhin Punkte hamstert, ist Jorge Lorenzo in den letzten beiden Rennen ins Tal der Tränen gerutscht. Auf dem Sachsenring schoss der Mallorquiner gleich in Führung, fiel aber sukzessive auf Rang vier zurück und konnte zu keinem Zeitpunkt das Tempo seiner Gegner gehen. "Nach zwei Runden ist mein Hinterreifen total eingebrochen und ich hatte gar keinen Grip mehr", klagte er nach dem Rennen.

Konkret bedeutete dies Zeitverlust vor und nach jeder Kurve: " Jedes Mal, wenn ich das Gas aufgedreht habe, flutschte mir der Hinterreifen weg. Auch beim Bremsen haben Vorder- und Hinterreifen nicht zusammengearbeitet; ich konnte nicht anständig verzögern und musste immer früher bremsen." Warum ist es dann Rossi nicht genauso ergangen? "Weil er halt besser gefahren ist", gab Lorenzo zu. "Sein Fahrstil passt zu diesem Reifentypen besser."

Bridgestone hatte für die Dutch TT und den Deutschland GP einen speziellen Hinterreifen mit einer verstärkten Kante geliefert, der den großen Belastungen in der Schräglage besser standzuhalten vermag. In Assen war die teilweise Überhöhung der Grund dafür, auf dem Sachsenring die unheimlich lange Folge von Linkskurven. Lorenzo gab einen Fehler zu: "Ich habe im Warm Up den Fehler gemacht, nicht kürzere Maschine zu testen, die auf mehr Traktion und besseres Kurvenverhalten getrimmt war." Zwar hätte er damit auf Bremsstabilität verzichtet, aber weil es ohnehin in diesem Bereich Probleme gab, hätte er womöglich Vorteile mit dem anderen Motorrad gehabt.

Da sah die Welt noch gut aus: Lorenzo führte fünf Runden lang, Foto: Tobias Linke
Da sah die Welt noch gut aus: Lorenzo führte fünf Runden lang, Foto: Tobias Linke

Schadensbegrenzung: Nur drei Punkte Verlust

Sein Gefühl, das er in Holland und Deutschland hatte, verglich er mit dem eines Fahrers, der von der Strecke rutscht: "Wenn er für drei bis vier Kurven auf dem Gras fahren muss, dann kann der Fahrer nicht so fahren wie er mag. Und das ist mir passiert. Wir haben ein paar Probleme mit diesem Reifen und ich konnte damit nicht auf demselben Level fahren." Sein Trost: Die verstärkte Reifenkonstruktion wird voraussichtlich nicht mehr zum Einsatz kommen.

Die Niederlage nervt, doch Lorenzo hatte Glück im Unglück und sah es daher auch relativ gelassen: "Ich hatte vier Rennen lang ein gutes Gefühl, jetzt zwei Rennen ein schlechtes. Aber ich habe sie beendet wie auch die ersten drei, in denen es nicht lief. Das ist wichtig. Es war ein hartes Rennen für mich, aber Vale ist ja auch bloß Dritter geworden. Drei Punkte zu verlieren ist jetzt nicht so viel."

Und so blieb er ganz gelassen: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Strecke kommt, die uns wieder liegt. Da müssen wir dann gewinnen, um uns das zurückzuholen was wir jetzt verloren haben." Wenn es nach ihm ginge, soll dies schon in Indianapolis der Fall sein. "Da bin ich immer schnell gewesen, da sollte es besser gehen. Trotz meiner Probleme bin ich ja auch hier konkurrenzfähig gewesen und habe das Rennen fünf Runden angeführt", will er das Positive mitnehmen.