Zeitreise in die "Vergangenheit" beim MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring. Repsol-Honda-Pilot Dani Pedrosa - seines Zeichens vierfacher Sieger beim Deutschland-GP der Motorrad-Königsklasse - brillierte wie zu besten Zeiten. Zum Ende der schwierigen ersten Saisonhälfte 2015 sorgte der kleine Katalane mit Rang zwei und dem Sieg im sehenswerten Zweikampf mit WM-Leader Valentino Rossi somit endlich wieder für ein sportliches Ausrufezeichen.

Nach Gedanken ans Karriereende in Folge der schweren akuten Armpump-Verletzung unterzog sich Pedrosa bereits nach dem ersten Saisonrennen in Katar einer aggressiven und riskanten Operation. So verpasste er drei Grands Prix, stürzte zudem beim Comeback in Le Mans mit der problembehafteten und auf der Front unfahrbaren Repsol Honda. Von Stürzen der Konkurrenz begünstigt sicherte sich Pedrosa in Barcelona mit Platz drei dann das erste Podium der Saison. Sein erster "makelloser" Podestplatz folgte nun im "Wohnzimmer" Sachsenring.

Guter Start hilft nur bedingt

"Ich bin wahnsinnig glücklich über dieses Resultat. Es ist die Belohnung für all die harte Arbeit, die Mühe, die Zweifel und auch für die Geduld und Unterstützung meines Teams", resümierte der erleichterte Pedrosa. Nicht nur das Ergebnis an sich sorgte für ein gutes Gefühl beim 26-fachen Rennsieger in der MotoGP. Auch der Verlauf und der "Sieg" über die beiden in der WM führenden Yamahas von Jorge Lorenzo und Valentino Rossi machte Pedrosa stolz.

Dani Pedrosa ist der Rekord-Sieger der MotoGP am Sachsenring, Foto: Repsol Honda
Dani Pedrosa ist der Rekord-Sieger der MotoGP am Sachsenring, Foto: Repsol Honda

"Ich war schon lange nicht mehr in der Situation, von Beginn des Rennens an vorne dabei zu sein und mit den Top-Jungs zu kämpfen. Mein Start war gut, aber dennoch bin ich früh auf Platz vier zurückgefallen. Ab der Rennmitte wurde ich jedoch immer stärker und habe so dieses Ergebnis abliefern können", fasste Pedrosa seinen Deutschland-GP knackig zusammen.

In der Tat legte der einstige Top-Starter Pedrosa seit langem mal wieder einen guten Rennstart hin, hatte zunächst jedoch mit dem Gefühl auf dem harten Vorderreifen und dem vollen Tank seiner Repsol Honda RC213V zu kämpfen. Mit leerer werdendem Tank wurde jedoch schnell klar, dass Pedrosa auch im Rennen seinen Rhythmus und das starke Tempo des bisherigen Wochenendes würde gehen können.

Pedrosa schnupft beide Yamaha-Stars

Zunächst schnappte er sich so Lorenzo in Runde 11 von 30, machte sich zu Beginn der zweiten Rennhälfte dann mit aller Macht auf die Jagd nach Rossi. Rundenlang suchte der Spanier nach einer Chance, die er im 17. Umlauf dann auch prompt nutzte. Trotz freier Fahrt und gutem Rhythmus gelang es Pedrosa allerdings weder auf den einsamen Teamkollegen Marc Marquez an der Spitze aufzuschließen, noch Rossi abzuhängen.

Die Top-4 lieferten zu Beginn des Rennens eine wahnsinnige Show, Foto: Simninja
Die Top-4 lieferten zu Beginn des Rennens eine wahnsinnige Show, Foto: Simninja

"Valentino hat unglaublichen Druck auf mich gemacht und es war ungemein schwierig, keinen Fehler zu machen, und ihn hinter mir zu halten", verriet Pedrosa erleichtert. "Ich hatte wirklich einen guten Rhythmus, habe maximal gepusht, aber kam nicht weg. Rossi greift normal immer gegen Ende noch einmal an, aber drei Runden vor dem Ende konnte ich zum Glück noch einmal wirklich zulegen und mir ein Sicherheits-Polster herausfahren. Das war ein irrer Zweikampf, der eine Menge Spaß gemacht hat."

Ein Blick auf das Zeiten-Tableau bestätigt dann auch die Aussage des Spaniers. Am Ende von Runde 26 betrug sein Vorsprung auf Rossi lediglich 0,3 Sekunden, im Ziel plötzlich mehr als drei Sekunden. Mit den 20 WM-Punkten schaffte Pedrosa in der Gesamtwertung mit nun 67 Zählern den Sprung auf Gesamtrang sieben. Der Poker mit dem harten Vorderreifen, den lediglich Sieger Marquez und Pedrosa verwendeten, ging für Repsol Honda also perfekt auf.

Trotz des nahezu perfekten Arbeitstages fand Pedrosa dennoch ein kleines Haar in der Suppe: "Natürlich wollte ich um den Sieg fahren, und es ist schade, dass mir das nicht gelungen ist. Leider konnte ich am Anfang nicht wie gewünscht pushen und als Marquez sich an die Spitze gesetzt hat, steckte ich noch hinter den Yamahas fest. So konnte ich nie verhindern, dass er sich absetzt. Das ist etwas, was wir für die Zukunft definitiv verbessern müssen."