Stefan, wenn du hier schon nicht fahren kannst, wollen wir zumindest dein Expertenwissen nutzen. Du hast dir die Sessions sehr genau angesehen, auch draußen an der Strecke. Wo liegt deiner Meinung nach der Vorteil von Honda?
Stefan Bradl: Es ist komisch. Die Yamaha funktioniert eigentlich sehr gut, wenn man auf der Reifenkante fährt. Hier ist das durch die vielen Kurven sehr oft und lange der Fall, aber dennoch sind die Hondas wie in den letzten zwei bis drei Jahren vorne. Woran das liegt ist schwer zu sagen. Ich weiß nur dass Valentino und Jorge auf der Strecke hier absolut nicht wohlfühlen. Marc kommt im Gegensatz dazu sehr gut zurecht und Dani hat hier sowieso schon viele Siege gefeiert. Ich glaube also nicht, dass der Unterschied hier unbedingt der zwischen den Motorrädern von Yamaha und Honda ist.

Denkst du, dass die Yamaha-Piloten Marquez und Pedrosa im Rennen fordern können?
Stefan Bradl: Sie werden es sicher versuchen. Marc ist, was die Konstanz betrifft, aber ganz klar der schnellste Mann bisher. Deshalb ist er auch der Favorit auf den Sieg. Dani ist definitiv auch ein Podiumskandidat, Valentino und Jorge werden wohl den dritten Platz untereinander ausmachen. Ich denke, dass die zwei Yamaha-Jungs schon ein bisschen verwalten und versuchen, wertvolle Punkte zu holen, weil es so aussieht, dass die Honda-Piloten einfach zu weit voraus sind.

Wen siehst du bei Yamaha teamintern vorne? Rossi oder Lorenzo?
Stefan Bradl: Das ist ganz schwer zu sagen. Sie sind sehr ähnlich unterwegs. Ich glaube, dass es von der Tagesform abhängen wird und wer einfach besser durch das Rennen durchkommt. Das wird sicher ein großer Kampf zwischen den Beiden.

Bradl erwartet ein spannendes Duell zwischen Rossi und Lorenzo, Foto: Monster
Bradl erwartet ein spannendes Duell zwischen Rossi und Lorenzo, Foto: Monster

Die Suzukis scheinen hier nicht wirklich mithalten zu können. Das ist schon überraschend, oder?
Stefan Bradl: Ja, das wundert mich auch. Suzuki liegt deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Sowohl Aleix Espargaro als auch Maverick Vinales haben sich beschwert, dass sie mit ihrem Motorrad zu wenig Grip finden. Kannst du dir als Fahrer vorstellen, woran das liegt?
Stefan Bradl: Von außen ist das schwierig zu beurteilen. Das Fahrwerk der Suzuki ist eigentlich extrem gut und das Motorrad passt eigentlich auch gut zu den Reifen. In den Qualifyings hat man ja gesehen, was für schnelle Rundenzeiten sie mit der weicheren Mischung fahren können. Hier scheinen sie den Grip einfach nicht nutzen zu können. Woran das liegt, kann ich leider nicht sagen.

Auch Ducati ist etwas im Hintertreffen. Da war es aber schon etwas erwartet worden…
Stefan Bradl: Ducati ist schon in den letzten Rennen etwas zurückgefallen, beginnend in Barcelona und dann auch in Assen. Sie tun sich jetzt einfach schwerer. Am Anfang der Saison hat es ja so ausgesehen, als würden sie permanent um Siege mitfahren können. In letzter Zeit ist es aber etwas rückwärtsgegangen. Deshalb hat wohl auch das nur wenig mit dem Sachsenring an sich zu tun.

Wen siehst du bei deinen Kollegen in der Open-Klasse vorne?
Stefan Bradl: Momentan Hector Barbera. Es ist jetzt aber nicht so, dass er dominant ist. Nicky Hayden könnte vielleicht auch ein Wörtchen mitreden. Ich denke aber, dass es Barbera machen wird.

Was traust du deinen Teamkollegen Loris Baz und Claudio Corti zu?
Stefan Bradl: Loris ist neu hier, weil die Superbike-Weltmeisterschaft ja nicht am Sachsenring fährt. Claudio ist okay unterwegs und nicht so weit weg vom Vorletzten. Er hat sich in jedem Training gesteigert. Man darf aber natürlich keine Wunderdinge von ihm erwarten. Erfreulich für mich ist, dass er bezüglich des Motorrads ähnliche Aussagen wie ich macht. Er beschwert sich auch über die Elektronik. Das beruhigt mich etwas.

Claudio Corti spring für Stefan Bradl ein, Foto: Tobias Linke
Claudio Corti spring für Stefan Bradl ein, Foto: Tobias Linke

Dein Tipp für das Rennen: Wer gewinnt?
Stefan Bradl: Marquez!

Zweiter?
Stefan Bradl: Pedrosa.

Dritter?
Stefan Bradl: Lorenzo.

Danke.
Stefan Bradl: Bitte.