Im Grand Prix der Niederlande kam es zum zweiten Mal in dieser Saison zum großen Zweikampf zwischen Valentino Rossi und Marquez. Bereits in Argentinien hatten sich die beiden Stars um den Sieg duelliert, doch das Rennen in Termas de Rio Hondo unterschied sich vom Verlauf her grundsätzlich von der Dutch TT in Assen. Hatte Marquez im Argentinien-Grand-Prix früh die Flucht nach vorne angetreten und wurde von Rossi erst am Ende des Rennens eingeholt, waren die beiden Rivalen dieses Mal stets nur durch wenige Zehntelsekunden getrennt. Motorsport-Magazin.com lässt die dramatischen Ereignisse Revue passieren.

Der Start

Am Start ließ keiner der beiden Hauptprotagonisten etwas anbrennen, Foto: Repsol Honda
Am Start ließ keiner der beiden Hauptprotagonisten etwas anbrennen, Foto: Repsol Honda

Sowohl Rossi als auch Marquez kamen gut weg. Der Polesitter auf Yamaha konnte seinen ersten Platz in Kurve eins hinein verteidigen. "Mir ist ein wirklich guter Start gelungen und ich konnte gleich frei fahren", erinnert sich Rossi. Marquez behielt seine dritte Position vom Start weg ebenfalls vorerst. Schon in Kurve fünf, der 'Strubben' genannten, langsamsten Passage des TT Circuit von Assen, presste sich der amtierende Weltmeister innen an Aleix Espargaro vorbei und nahm Rang zwei ein. Der Auftakt zu einem 26 Runden andauernden Kampf auf Biegen und Brechen war somit gemacht.

Marquez lauert

Marquez ließ Rossi nicht aus dem Visier, Foto: Repsol Honda
Marquez ließ Rossi nicht aus dem Visier, Foto: Repsol Honda

Espargaro hinter sich gelassen, macht sich Marquez nun auf die Jagd nach Rossi. Den Rückstand von knapp einer halben Sekunde auf den Spitzenreiter hatte er bald gutgemacht und heftete sich fortan an die Fersen Rossis. Marquez ließ dem Weltmeisterschaftsführenden nicht den geringsten Raum für einen Fehler und machte extremen Druck, doch Altmeister Rossi ließ sich davon nicht beeindrucken und spulte Runde um Runde ab wie ein Uhrwerk. Marquez schilderte diese Phase aus seiner Sicht: "Ich war lange hinter Valentino und habe genau studiert, wo ich überholen kann. Dieser Teil des Rennens war meiner Meinung nach sehr gut von mir."

Rossi taktiert

Zwischenzeitlich ließ Rossi Marquez den Vortritt, Foto: Repsol Honda
Zwischenzeitlich ließ Rossi Marquez den Vortritt, Foto: Repsol Honda

Dass Marquez die vielen Runden hinter ihm nutzen würde, um ihn auszuspionieren, war Rossi selbstverständlich auch klar. So nahm er zusehends Tempo raus und ließ seinen Herausforderer in Runde 20 von 26 zu bestreitenden ohne große Gegenwehr passieren. Die folgenden vier Umläufe war es Rossi, der Marquez wie sein eigener Schatten folgte. Ein gar nicht so einfaches Unterfangen für den Yamaha-Werkspiloten, wie er nach dem Rennen gestand: "Ich war in dieser Phase schon etwas besorgt, denn sowohl ich als auch mein Motorrad waren voll am Limit." Doch Rossi hielt den Anschluss und brachte sich in eine Position, um am Ende des Rennes um den Sieg kämpfen zu können.

Der Doktor greift an

Drei Runden vor Ende übernahm Rossi wieder die Führung, Foto: Repsol Honda
Drei Runden vor Ende übernahm Rossi wieder die Führung, Foto: Repsol Honda

Nach vier Runden hatte Rossi offensichtlich genug gesehen. Er lancierte einen Angriff auf Marquez und ging an ihm vorbei, doch der Youngster war nicht bereit, ihm den Platz an der Sonne einfach kampflos zu überlassen. Er versuchte in der nächsten Kurve einen Konter, doch Rossi konnte auf der weiteren Linie außenherum seine Führung behaupten und ging als Spitzenreiter in die letzten drei Umläufe. Wieder konnte Rossi eine Lücke von rund einer halben Sekunde herausfahren und schien Marquez nun endgültig gebrochen zu haben. Doch der Schein trog. Das Highlight dieses legendären Rennens sollte erst folgen.

Der Showdown

Beim letzten Durchfahren der Schikane kam es zur Kollision, Foto: Repsol Honda
Beim letzten Durchfahren der Schikane kam es zur Kollision, Foto: Repsol Honda

"Wenn Risiko nötig ist, um Valentino im Rennen zu schlagen, dann werde ich es eingehen", hatte Marquez nach dem Qualifying am Freitag bereits klargestellt. Er sollte sein Versprechen einhalten. Mit einer Fabelrunde im letzten Umlauf konnte er die Lücke zu Rossi abermals schließen und das Spitzenduo raste nur durch wenige Hundertstelsekunden getrennt auf die schon so oft entscheidende Zielschikane von Assen zu. Marquez, als einziger Fahrer im gesamten Feld auf dem härteren Vorderreifen unterwegs, platzierte seine Honda neben der Yamaha Rossis.

Seite an Seite schossen sie in die Kurve, Rossi nur Millimeter voran. Am Scheitelpunkt kam es, wie es kommen musste. Die Streithähne berührten sich. Marquez konnte gerade noch so auf der Strecke bleiben, Rossi musste nach der Berührung aber direkt durch das Kiesbett rasen und kürzte die Schikane so ab. Für den so erreichten Vorteil wurde er aber nicht bestraft, da er laut Rennleiter Mike Webb als Führender das Recht hatte, die Linie zu wählen.