"Es ist hart, in unserem Sport von Freundschaft zu sprechen", meinte Valentino Rossi vor einigen Wochen. Er spielte damit auf die Kollision zwischen ihm und Marc Marquez in Termas de Rio Hondo an, die ihm den Sieg einbrachte und Marquez aus dem Rennen warf. Damals gab es kein böses Blut zwischen den beiden Superstars, doch Routinier Rossi scheint damals schon geahnt zu haben, dass sich das in Zukunft noch ändern wird. Nun ist es so weit.

In Assen gerieten Rossi und Marquez wieder aneinander. Erneut hatte der Doktor das bessere Ende für sich. Doch dieses Mal wollte sich Weltmeister Marquez nicht mit der Rolle des Lehrgeld zahlenden Youngsters abgeben. Er sah die Schuld an der Kollision bei Rossi und warf ihm vor, sich durch das Abkürzen im Kies einen Vorteil verschafft zu haben. "Wir werden sehen, was da herauskommt", meinte der Mann mit der Startnummer 93 in einer ersten Stellungnahme. In der Pressekonferenz lachten beide Beteiligte viel, die Spannung zwischen ihnen war aber spürbar.

In Argentinien nahm Marquez die Schuld noch auf sich, Foto: motogp.com
In Argentinien nahm Marquez die Schuld noch auf sich, Foto: motogp.com

Eine in gewisser Weise verständliche, aber doch auch überraschende Reaktion Marquez'. Ist es doch schließlich er, der wie kaum ein anderen in der Motorrad-Weltmeisterschaft für knallhartes Racing bekannt ist. Der Zwischenfall in Assen war ja nicht seine erste Kollision in der letzten Kurve eines MotoGP-Rennens. Man erinnere sich nur an den Rammstoß gegen Jorge Lorenzo 2013 in Jerez. Marquez wurde damals auch nicht bestraft und der so in diesem Rennen gegen seinen Widersacher gewonnene zweite Platz brachte ihm am Ende der Saison seinen ersten Titel in der Königsklasse ein.

Klar ist: Marquez tut sich mit dieser Trotzreaktion keinen Gefallen. Große Sympathien wird es ihm nicht kosten, dafür hat er sich in den vergangenen zwei Jahren mit seiner stets positiven Art und herausragenden sportlichen Leistungen einen Platz in zu vielen MotoGP-Fan-Herzen gesichert. Doch er zeigt damit mentale Schwäche gegenüber Rossi. Der verstand es nämlich selbst nach bitteren Niederlagen stets, nicht verbittert zu wirken und seine Lockerheit zu behalten.

Rossi hat das Strahlemann-Image perfektioniert, Foto: Yamaha
Rossi hat das Strahlemann-Image perfektioniert, Foto: Yamaha

Rossi weiß nun, wie er Marquez ärgern kann. In diesem Jahr wird das nicht mehr von allzu großer Bedeutung sein. Doch sollte Marquez 2016 wieder im Titelkampf mit dabei sein und gegen Rossi bestehen müssen, hat dieser bereits ein Ass im Ärmel.