Anders als von vielen befürchtet blieb es am Donnerstag in Assen trocken und die Bedingungen waren optimal für Vergleichstests. Das freute Valentino Rossi, schließlich hat Yamaha eine neue Geheimwaffe in Assen an den Start gebracht: Ein neues Chassis, das auf viel Anklang bei Rossi stößt. "Ich bin sehr, sehr zufrieden", lautet sein Kommentar nach der Bestzeit am Vormittag und einem dritten Platz am Nachmittag. "Ich bin am Vormittag Vergleichstests gefahren und habe meine Zeiten mit dem neuen Chassis immer weiter verbessert", fasst der neunfache Weltmeister zusammen. Einzig beim Bremsen sei die neue Version etwas instabiler.

So konnte sich Rossi am Nachmittag ganz auf seine neue M1 konzentrieren und zusätzlich einen härteren Optionsreifen für das Rennen testen, von dem er sich einiges verspricht, falls es im Rennen warm werden sollte. "Generell war es ein positiver Tag, die Strecke harmoniert gut mit Motorrad und ich habe ein gutes Gefühl." Dass der neue Rahmen funktioniert, ist eine spezielle Erleichterung: "Ein neues Chassis ist immer ein recht großes Ding. Man muss es auf mehreren Strecken testen. Wir hatten nur den Vergleich aus Aragon." Doch auch in Assen funktionierte die neue Variante so gut, dass ihm ab Freitag zwei Motorräder mit neuem Rahmen zur Verfügung stehen werden.

Wenn da nur nicht das Problem Honda wäre: Sowohl Marquez als auch Pedrosa fuhren am Nachmittag schneller als Rossi, dem zwei Zehntel fehlten. "Sie sind extrem stark, ich bin ein bisschen besorgt." Dennoch baut er für das Rennen auf die bisher sehr starke Pace der Yamaha M1. "Die letzten Rennen haben wir dominiert, in Barcelona sogar mit großem Vorsprung." Das soll sich auch mit dem neuen Rahmen nicht ändern.

Mit neuem Rahmen zu neuer Quali-Stärke?

Die Baustelle ist für Rossi klar das Qualifying. Seine schlechte Bilanz versucht der Italiener gar nicht erst zu verstecken. "Ich konnte dieses Jahr noch nie aus der ersten Reihe starten. Und wenn ich mich richtig erinnere, war ich nur zweimal in der zweiten Reihe, sonst war es immer die Dritte." Das hat ihn bereits mehrere mögliche Siege gekostet. Deshalb setzt er sich als Ziel, in die Top-5 zu kommen. "Die erste Reihe wäre das Beste, aber Top-5 wäre okay." Seine starke heutige Performance will er nicht als Garant für einen guten Startplatz hernehmen: "In Barcelona war ich am Freitag auch gut, aber im Quali nur Siebter. Hier müssen wir unsere Position verbessern."

Voller Einsatz fürs Qualifying: Der Reihe-3-Fluch will gebrochen werden, Foto: Yamaha
Voller Einsatz fürs Qualifying: Der Reihe-3-Fluch will gebrochen werden, Foto: Yamaha

Um dies zu erreichen, will er den gesamten Samstag dafür aufwenden, auf das Qualifying hinzuarbeiten. "Es sind aber nur Detailveränderungen und keine großen Sachen." Der Hauptpunkt sei es, ans Limit zu gehen. "Aber es ist schwierig, weil die schnelle Runde ein bisschen der Schwachpunkt an unserem Motorrad ist. Im Rennen sind wir konkurrenzfähiger." Jene Schwäche hatte Rossi bislang mehr zu schaffen gemacht als Lorenzo.

Da Honda bislang im Rennen mit Ausnahme des US-GP keine Rolle spielte, stehen die Chancen gut, wieder ein Duell Rossi vs. Lorenzo zu erleben, wie einst 2009. "Ja, es ist schon eine ähnliche Situation", gibt Rossi zu Protokoll. "Wir sind beide stark, aber Jorge in den letzten war Rennen sehr stark. Gleichzeitig war ich jedoch immer gut in den Punkten und das ist sehr wichtig." Trotzdem ist es bei nur noch einem Punkt Unterschied. Rossi muss wieder gewinnen.

Schon gibt es Planspiele, was passieren wird, wenn sich die beiden Yamaha-Piloten in der letzten Runde gegenüberstehen. Ob es zu einem Showdown in der letzten Schikane kommen wird? "Das ist eine gute Frage", lacht Rossi. "Es ist sehr schwierig mit dem letzten Bremspunkt, aber es liegt am Gefühl für die Bremse im Rennen. Natürlich war ich bislang gut auf der Bremse, aber zur selben Zeit darf ich nicht zu viel riskieren." Möglich sei es in jedem Fall, in einem Showdown in der letzten Schikane das entscheidende Manöver zu platzieren.