Am Sonntag findet mit dem Grand Prix auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona ein Klassiker im Kalender der Motorrad-WM statt. Für Gänsehaut-Atmosphäre sorgen die spanischen Fans, die den Kurs in einen Hexenkessel verwandeln. Motorsport-Magazin.com blickt noch einmal auf die vergangenen Rennen an diesem Schauplatz zurück:

Barcelona 2016: Rossi-Sieg vom Unglück überschattet

Auf dem Podium gedachten die Piloten Luis Salom, Foto: Milagro
Auf dem Podium gedachten die Piloten Luis Salom, Foto: Milagro

Valentino Rossi zeigt beim Rennen von Katalonien im Jahr 2016 eine grandiose Leistung. Mit +2.652 Sekunden Vorsprung auf Marc Marquez versägt er den Konkurrenten amtlich, jedoch wird diese tolle Leistung von einem traurigen Ereignis in den Schatten gestellt, der der gesamten Zweirad-Welt Tränen in die Augen treibt. Am Freitag vor dem Rennen verunglückt Luis Salom nach einem Unfall im zweiten Freien Training.

In den MotoGP-Trainings am Freitag beeindruckt vor allem Maverick Vinales, der damals noch auf der Suzuki konstant in die Top-2 fuhr. Der Samstag des Wochenendes wird jedoch der Tag Marc Marquez'. Der Local Hero fährt im FP4 sowie im Q2 auf die Spitzenposition. Trotz seiner Pole kann er am Sonntagnachmittag aber nicht mit Konkurrent Rossi mithalten. Schon in Runde sechs beginnt der Kampf der beiden mit einem starken Manöver von Rossi, der sich an Marquez vorbeidrückt. In Runde 18 fliegt Marquez fast ab, hält sich aber irgendwie auf der Honda. In den letzte fünf Rennrunden spitzt sich der Fight zwischen Rossi und Marquez dann zu, bis der Italiener in der vorletzten Runde endgültig siegt. Marquez lässt in der 25. und letzten Runde abreißen und akzeptiert den zweiten Rang. Dritter wird Dani Pedrosa.

Barcelona 2015: Suzuki glänzt im Qualifying, Lorenzo im Rennen

Keiner konnte Jorge Lorenzo 2015 einholen, Foto: Yamaha
Keiner konnte Jorge Lorenzo 2015 einholen, Foto: Yamaha

Die Trainings stehen im Zeichen von Suzuki. Im Qualifying stellen Aleix Espargaro und Maverick Vinales ihre Bikes auf die Startplätze eins und zwei. Am Start werden sie beide jedoch gleich geschluckt. Stattdessen führt Jorge Lorenzo das Feld an. Marc Marquez nimmt die Verfolgung auf, scheidet aber in Runde drei durch Sturz nach einem Verbremser aus. In Runde vier übernimmt Valentino Rossi den zweiten Platz und jagt Lorenzo bis zum Schluss - vergeblich. Lorenzo holt seinen vierten Saisonsieg in Folge und reduziert den WM-Rückstand auf Rossi auf einen Punkt (138:137 nach sieben Rennen). Die Story des Rennens sind aber die vielen Stürze in aussichtsreicher Position. Neben Marquez erwischt es auch Andrea Dovizioso sowie Aleix und Pol Espargaro. Den letzten Platz auf dem Treppchen holt sich Dani Pedrosa vor Andrea Iannone, der sich gegen Bradley Smith durchsetzt. Iannone (94) übernimmt damit auch die dritte WM-Position von Teamkollege Dovizioso. Stefan Bradl profitiert von der Ausfall-Orgie vor ihm und holt als Achter sein bestes Ergebnis mit der Forward-Yamaha.

Barcelona 2014: Marquez triumphiert in denkwürdigem Vierkampf

Eine spannende Show lieferten die Top-Piloten 2014 ab, Foto: Bridgestone
Eine spannende Show lieferten die Top-Piloten 2014 ab, Foto: Bridgestone

Schnell setzen sich Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Marc Marquez, Dani Pedrosa und Stefan Bradl vom Rest ab und bilden eine spannende Fünfergruppe. Nach einem Drittel der Renndistanz ist es Bradl, der als Erster nicht mehr mithält. Lorenzo lässt in der zweiten Rennhälfte auch vermuten, dass er nicht bis zum Schluss in den Kampf involviert bleibt. Sieben Runden vor Schluss passieren Marquez und Pedrosa Rossi, heben aber kurz darauf ihre Hand und drosseln das Tempo, weil sie Regentropfen vermuten. Der Doktor braust wieder am Repsol-Duo vorbei und Lorenzo ans Spitzentrio heran. Fünf Runden vor Schluss ist aber aus dem Vier- endgültig ein Dreikampf geworden. In dem es immer spektakulärer zur Sache geht. Marquez führt im letzten Umlauf und Pedrosa versucht verzweifelt, das entscheidende Manöver zu setzen während Rossi etwas zurückhängt. Drei Kurven vor dem Ende berühren sich Pedrosas Vorder- und Marquez‘ Hinterrad – die Entscheidung. Marquez fährt den siebten Sieg im siebten Rennen ein, Rossi schlüpft noch an Pedrosa vorbei und wird vorm unglücklichen Spanier Zweiter. Lorenzo sichert Platz vier vor Bradl. In der WM führt Marquez mit 175 Punkten deutlich vor Rossi (117) und Pedrosa (112).

Barcelona 2013: Lorenzo beendet Hitzeschlacht siegreich

Haarig: Das Duell der Repsol-Piloten 2013, Foto: Milagro
Haarig: Das Duell der Repsol-Piloten 2013, Foto: Milagro

Große Hitze und Streckentemparaturen jenseits der 50-Grad-Marke sorgen für einen schmierigen Asphalt und damit gleich für Drama in der Anfangsphase. In der ersten Runde in Turn zehn crasht Alvaro Bautista, der eine Wiederholung des Unfalls mit Rossi aus Mugello gerade noch verhindern kann. Unabhängig von Bautistas Sturz gehen auch Michele Pirro und Michael Laverty zur gleichen Zeit zu Boden. Nicky Hayden und Cal Crutchlow fallen den Bedingungen unter anderem ebenfalls zum Opfer. An der Spitze fahren Lorenzo, Pedrosa und Marquez lange Zeit im Formationsflug. Erst im letzten Renndrittel öffnet Lorenzo die entscheidende Lücke, die ihm den Sieg bringt. Den Repsol-Piloten überlässt der Mallorquiner den Fight um Platz zwei. Marquez gibt alles, muss sich aber nach einigen haarigen Manövern schließlich knapp als Dritter geschlagen geben. Rossi wird einsamer Vierter, während Bradl als "Best of the rest" die Zielflagge als Fünfter sieht. Nach sechs Saisonläufen bleibt Pedrosa mit 123 Zählern an der Spitze der Gesamtwertung, gefolgt von Lorenzo (116) und Marquez (93).

Barcelona 2012: Lorenzo hat den längsten Atem

Das entscheidende Manöver 2012: Pedrosa verbremst sich, Lorenzo schlüpft durch, Foto: Milagro
Das entscheidende Manöver 2012: Pedrosa verbremst sich, Lorenzo schlüpft durch, Foto: Milagro

Der bekannt gute Starter Pedrosa setzt sich im Sprint zur ersten Kurve an die erste Position. In den ersten Runden muss sich der Spanier mit Ben Spies auseinandersetzen. In Runde vier setzt Spies ein Überholmanöver an, gerät dabei zu weit nach außen und rutscht auf dem Gras aus. Der Amerikaner nimmt das Rennen wieder auf und wird noch Zehnter. Spies' Unfall eröffnet den Zweikampf um den Sieg zwischen Pedrosa und Lorenzo. Durch einen Verbremser in Kurve eins gegen Halbzeit fällt Lorenzo zwar um eine Sekunde zurück. Eine Vorentscheidung ist das aber noch nicht, da Lorenzo den Abstand wieder schließen kann. Die Würfel fallen sechs Runden vor dem Ziel, als sich Pedrosa in Kurve zehn verbremst. Lorenzo schlüpft innen durch und braust zum Sieg. Andrea Dovizioso liegt über die gesamte Distanz auf Rang drei in Lauerstellung, fällt aber nach und nach zurück. Am Ende muss er sich noch gegen den heranfahrenden Casey Stoner wehren, was dem Italiener auch gelingt. Lorenzo hat sich nach fünf Rennen mit 115 Punkten schon ein kleines Polster vor Stoner (95) und Pedrosa (85) geschaffen.

Barcelona 2011: Regentropfen sind kein Spielverderber für Stoner

An Casey Stoner gab es 2011 kein Vorbeikommen, Foto: Milagro
An Casey Stoner gab es 2011 kein Vorbeikommen, Foto: Milagro

Marco Simoncelli, erstmals in seiner MotoGP-Karriere auf der Pole, macht seine hervorragende Ausgangslage schon beim Start zunichte. Der Italiener fällt auf Rang sieben zurück und muss Lorenzo, Stoner, Spies, Rossi, Dovizioso und Hayden den Vortritt lassen. Stoner übernimmt bereits in Umlauf zwei das Kommando und setzt sich Stück für Stück von Lorenzo ab. Nach sechs Runden ist die Lücke erstmals über eine Sekunde, nach elf Runden beträgt das Polster schon zwei Sekunden. Auch hinter den beiden Führenden drehen Spies, Dovizioso, Rossi und Simoncelli im Respektabstand ihre Runden. Gegen Rennhalbzeit fallen vereinzelt Regentropfen, doch auch die bringen keine zusätzliche Würze ins Rennen. Es ändern sich nur noch die Abstände zwischen den Top-8. So gewinnt Stoner vor Lorenzo und Spies. Dovizioso wird als Vierter abgewinkt vor Rossi und Simoncelli. Nach fünf Rennen bahnt sich schon ein WM-Zweikampf zwischen Lorenzo und Stoner an. Lorenzo hat mit 98 Punkten die Nase vorn vor Stoner (91). Dovizioso (63) hat Rang drei vom verletzten Pedrosa (61) übernommen.

Barcelona 2010: Leichtes Spiel für Jorge Lorenzo

Andrea Dovizioso war 2010 der härteste Gegner für Jorge Lorenzo - bis zum Sturz, Foto: Milagro
Andrea Dovizioso war 2010 der härteste Gegner für Jorge Lorenzo - bis zum Sturz, Foto: Milagro

Mögliche Gegner von Lorenzo eliminieren sich im Rennen selbst. Das beginnt schon bei Pedrosa: Nach dem üblichen Blitzstart verbremst sich der Spanier in Kurve eins, muss weit gehen und fällt bis außerhalb der Top-10 zurück. Eine Runde später liegt Pedrosa zwar wieder auf Rang fünf, der Zug zum führenden Quartett Lorenzo, Dovizioso, Stoner und Randy De Puniet ist jedoch schon abgefahren. Der Nächste mit einem Verbremser in Turn eins ist Stoner in Runde sechs. Auch er muss weit gehen und fällt auf Position fünf hinter De Puniet und Pedrosa zurück. Damit bleiben vorne noch Lorenzo und Dovizioso übrig. Dovizioso sieht stark aus, stürzt aber elf Runden vor Schluss in Kurve zehn und kommt auf Rang 14 ins Ziel. Lorenzo fährt von da an einsam zum Sieg, dem fünften in sieben Rennen 2010. Mit 165 Punkten ist er dem Rest weit enteilt. Nach Doviziosos Crash kämpfen Pedrosa und Stoner um Rang zwei, De Puniet kann nicht mithalten. Bis ins Ziel hält sich Pedrosa knapp vorm Australier und wird Zweiter. Zweiter ist Pedrosa (113) auch in der WM, vor Repsol-Stallgefährte Dovizioso (91).

Barcelona 2009: Rossi gewinnt epischen Thriller in der letzten Kurve

Rossi fand 2009 in der letzten Kurve noch den Weg vorbei an Lorenzo, Foto: Yamaha
Rossi fand 2009 in der letzten Kurve noch den Weg vorbei an Lorenzo, Foto: Yamaha

Barcelona 2009 geht als eines der engsten und spannendsten Kopf-an-Kopf-Rennen in die Geschichte ein. In der Anfangsphase besteht die Spitzengruppe noch aus drei Fahrern: Lorenzo, Rossi und Stoner. Der Australier hält jedoch nur acht Runden lang mit den beiden Yamahas mit. Danach fällt Stoner zurück und eröffnet so den denkwürdigen Zweikampf zwischen Lorenzo und Rossi. Lange Zeit ist es ein Beschnuppern und Abtasten zwischen den Beiden. In den letzten drei Runden explodiert ihr Duell förmlich. Rossi und Lorenzo überholen sich mehrfach, die Stimmung heizt sich mit jedem Manöver auf. Rossi geht als Erster in die letzte Runde, wird aber in Turn eins von Lorenzo kassiert. Ein Konter in Kurve vier scheitert. Rossi bleibt noch eine Möglichkeit: die letzte Kurve. Und die nutzt er, um das entscheidende Manöver anzusetzen und Lorenzo den Sieg zu stehlen! Ebenso eng die Entscheidung um Platz drei: Stoner kann sich den Angriffen Doviziosos erwehren und den Platz auf dem Treppchen sicherstellen. Unglaubliche Spannung auf der Strecke, aber auch in der WM: Rossi, Lorenzo und Stoner liegen nach sechs Rennen gleichauf an der Spitze. Alle drei haben bis dahin 106 Punkte gesammelt.

Barcelona 2008: Machtdemonstration von Pedrosa

Viel Luft nach hinten hatte Pedrosa bei seinem dominanten Sieg 2008, Foto: Honda
Viel Luft nach hinten hatte Pedrosa bei seinem dominanten Sieg 2008, Foto: Honda

Pedrosa ist der große Dominator der 2008er-Ausgabe. Der kleine Spanier legt einen seiner bekannten Blitzstarts hin und entschwindet von da an der Konkurrenz. Nach drei Runden schon 2,5 Sekunden voraus und zwischenzeitlich mit einem Polster von über sieben Sekunden ausgestattet, triumphiert Pedrosa auch beim zweiten Heimrennen 2008. Spannender wurde es da um Platz zwei: Stoner, Dovizioso, Colin Edwards und De Puniet bilden eine spannende Vierergruppe, zu der Rossi von Rang neun kommend nach fünf Runden den Anschluss hergestellt hat. Weitere vier Runden vergehen, ehe sich Rossi an die zweite Stelle gearbeitet hat. Er und Stoner haben die beste Pace in dieser Gruppe, setzen sich vom Rest ab und liefern sich in den letzten Runden einen spannenden Zweikampf, aus dem Rossi siegreich hervor geht. Dovizioso hält am längsten mit und fährt so den vierten Platz nach Hause. In der WM hat Pedrosa den Rückstand zu Rossi (142 Punkte) auf sieben Zähler verkürzt. WM-Dritter ist Lorenzo (94), der nach einem Crash im freien Training verletzt nicht gestartet ist.